Caroline ist nicht von den Werken

Was unterscheidet Caroline von Hannover von Mitarbeitern der Stadtwerke Wittlich? Genau. Die eine bekommt Geld, wenn man sie fotografiert. Die Jungs von der Stadt sollen - wie ich gehört habe - bezahlen müssen, falls sie auf einem Bild in der Zeitung abgelichtet sind.

Frau Hannover erhält dann mal fix 25 000 Euro, der Stadtwerke-Mitarbeiter muss zehn Euro löhnen. Vielleicht ist das mit der Strafe auch alles nur Quatsch, denn wer sollte auf so eine bescheuerte Idee kommen? Mutmaßlicherweise hat die Angelegenheit einen spirituellen Hintergrund: Die Mitarbeiter fürchten, dass ihnen die Seele flöten geht, wenn sie fotografiert werden. Das ist beim Volk der Chamulas in Süd-Mexiko so, und mutmaßlicherweise so beim Volk der Stadtwerke Wittlich. Dem Ursprung dieser Angst nachzugehen, könnte Aufgabe des neuen Georg-Meistermann-Instituts werden. Das soll ja geschaffen werden, um die Strahlkraft Wittlichs in pseudo-historischen Kontexten spekulativ und exorbitant zu multiplizieren, mit Desoxyribonukleinsäure zu vermischen und durch drei zu teilen. So oder so ähnlich hat das in der Vorlage für die Geheimsitzung des Kulturausschusses gestanden. Einer meiner Arbeitskollegen hat sich das Geheimpapier durchgelesen und es in einem Satz zusammengefasst: "Alles soll so bleiben, wie ich es haben will." Und was lernen wir daraus? Das Verhältnis von Wittlichern zu Bildern ist kein einfaches.

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