Demokratie, nicht Indoktrination

Zur Scherl-Debatte und dem Leserbrief von Professor Hrdlika:

Wenn eine Partei einen Antrag zu einem Vorhaben in der Stadt stellt, so ist dies ein normaler demokratischer Vorgang und keine Indoktrination. Justinus Calleen ist ein Angestellter der Stadt und kein freischaffender Künstler. Als solcher ist er tatsächlich ein Erfüllungsgehilfe mit der Aufgabe, den Gewählten zu helfen, die Vorstellungen der Bevölkerung umzusetzen, also zur Ausführung der Interessen der bürgerlichen Mehrheit und nicht zur Selbstdarstellung.Bei Kunst ist es mir lieber, wenn ich das, was ich sehe, auch verstehe, ohne dass der Künstler mir erklären muss, was er ausdrücken will. Georg Meistermann ist unumstritten eine Größe in der Kunstwelt, aber auch Scherl hat viele interessante Werke gestaltet, die in weiten Bevölkerungsschichten Beachtung finden. Leider können wir Meistermann nicht mehr fragen, ob es ihm unangenehm wäre, wenn ein verstorbener Kollege das ehemalige Rathaus für seine Ausstellung nutzen würde. Wenn ich mir die religiösen Bilder von Meistermann in der Kirche St. Markus anschaue, dann kann ich mir nicht vorstellen, dass ein solcher Mann sich gegen dieses Vorhaben aussprechen würde. Wenn die Erben von Georg Meistermann dem Rat von Hrdlika folgen und meinen, sie müssten die Stadt Wittlich verlassen, kann ich nur sagen: "Reisende soll man nicht aufhalten." Auch weiß ich nicht, wie man sich in vier Tagen fern in der Großstadt Wien über die Stadt Wittlich ein solches Urteil anmaßen darf. Selbst wenn Sie Professor sind, spreche ich Ihnen dies, als einfacher Bürger unserer Stadt, ab. Aber nicht genug, jetzt melden sich auch noch Bewohner der Schweiz, um die Wittlicher Bürger abzuwerten und zu bevormunden. Jeder kehre erst mal vor seiner Tür. Die meisten Bürger der Stadt sind stolz darauf, einen Künstler wie Scherl gehabt zu haben, und lassen sich dies nicht von abgehobenen Künstlern, Kunstsachverständigen, Professoren, Pseudo-Wissenden und ihren Helfern madig machen. Christoph Praeder, Wittlich

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