Eine Nummer zu groß?

Der Bebauungsplan für die "Schlossgalerie" hat öffentlich ausgelegen. Der Bürger war aufge-fordert Anregungen und Bedenken vorzubringen. Das habe ich getan. Die Aufregung kann man nur verstehen, wenn man weiß, dass es den Verwaltungsgang hemmt, wenn der Bürger sich herausnimmt, sein Recht wahrzunehmen.

Nun könnte man ja in Ruhe abwarten, bis der Stadtrat in einigen Wochen über diese Bedenken und Anregungen Beschluss fasst. Da aber auch der Rat sich zuweilen das Recht herausnimmt, den Verwaltungsgang aufzuhalten, kann es nicht, so dachte wohl der Bürgermeister, schaden, dem Rat schon mal zu sagen, was er denn zu meinen hat über seine Bürger: Diese "Verunsicherer", diese "Schlechtmacher", diese "Einzelhändler, die im 21. Jahrhundert mit einer Warenrepräsentation von 1970 antreten" und vor allen Dingen diese Architekten "mit ihren falschen und verleumderischen Behauptungen". Kommen wir zu meiner "Verleumdung": Bereits im Dezember vergangenen Jahres habe ich Rat und Verwaltung Berechnungen vorgelegt, dass dieses Projekt die Stadt Wittlich sechs bis sieben Millionen Euro kosten wird. Weder Verwaltung noch Ratsmitglieder, noch die Kommunalaufsicht noch der Landesrechnungshof haben diesen Berechnungen widersprochen oder sie widerlegt. Wir können also beruhigt auf die vom Bürgermeister mit "klarer strategischer Positionierung" versprochene belebende Wirkung für die Altstadt warten, wenn sich mit diesem Projekt die Geschäftsfläche der Altstadt verdoppelt, deren Gewerbetreibenden die mit ihrem Steuergeld errichteten, altstadtnächsten Parkplätze weggenommen werden und dem "Investor" ein Grund-stück in 1a-Lage, umgeben von drei Parkplätzen, "für'n Appel und'n Ei" verkauft wird. Besonders belebend wird sein, dass die ohnehin überlegene Marktmacht des Einkaufszentrums aus der Stadtkasse zu Lasten aller Steuerbürger mit Millionensubventionen unterfüttert wird. Klar, wir Wittlicher "Neandertaler" die noch glauben, "die Erde ist eine Scheibe" sind für so große Gedanken einfach zu blöd. Vielleicht ist dieser Bürgermeister einfach eine Nummer zu groß für uns. Einstweilen hoffe ich geduldig auf seine Verleumdungsklage. Dieter Rass, Wittlich

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