Für jeden eine eigene Schule

Normalerweise träume ich gar nicht, und wenn, dann kann ich mich nicht daran erinnern. Aber als ich jetzt lesen musste, unter welche menschenunwürdigen Umständen die Schüler des Peter-Wust-Gymnasiums so weit weg von zu Hause, im grauen und kalten Wengerohr ihre noch unsicheren, frühen Schritte in Richtung Abitur machen müssen, hat mich das so bewegt, dass ich erst gar nicht einschlafen konnte.

Als ich es dann doch schaffte, erschien mir im Traum die Lösung nicht nur des Raum-Problems, sondern auch aller anderen Schwierigkeiten, mit denen sich Lehrer, Schüler und Eltern in Wittlich zurzeit herumschlagen müssen: Alle Schüler sollten einfach zu Hause unterrichtet werden.

Alle Kinder- und Jugendzimmer zusammen dürften eine Nutzfläche ergeben, die in keinem Schulgebäude der Stadt erreicht werden kann. Noch dazu wären die Unterrichtsräume dann kuscheliger und individuell auf die Bedürfnisse der Kinder abgestimmt - und nicht so anonym und grau wie vor allem in Wengerohr. Ein weiterer Vorteil wäre, dass die Eltern dann direkt Einfluss auf den Unterricht nehmen könnten und man sich Sprechtage und Elternabende sparen könnte. Auch die Frage, ob eine Schule künftig Realschule plus, Gesamtschule oder Gymnasium sein soll, wäre gelöst: Jeder könnte sich einfach das Etikett aussuchen, das er der Ausbildung seines Kindes anheftet. Und irgendwie wäre das dann auch alles eine umfassende Ganztagsschule, da die Elternhäuser ja auch nachmittags und sogar nachts für die dort unterrichteten Schüler offenstehen und keiner nachmittags nach Hause muss. Die kleineren Probleme wie fehlende Fachräume oder der Transport von Lehrern zwischen den vielen Unterrichtsorten sollten sich auch lösen lassen. In meinem Traum finanzierten das Land und der Kreis aus Steuergeld die Umrüstung der heimischen Küchen zu Chemie- und Physiksälchen und die Einrichtung von Fitnessräumen in jedem Haus. Jeder Lehrer, deren Zahl natürlich verhundertfacht wurde, bekam noch einen eigenen Chaffeur, um die Unterrichtsvorbereitung zwischen den Unterrichtsstätten zu ermöglichen. Zwar mussten in meinem Traum alle anderen Schulen in Rheinland-Pfalz geschlossen werden, um dieses Modell zu finanzieren. Aber in Wittlich war alles gut: Glückliche Eltern, glückliche Kinder, glückliche Lehrer.

Ich erwachte mit einem seligen Grinsen auf den Lippen und einer seltsam bohrenden Frage im Kopf: Wie haben eigentlich die Schüler der Dualen Oberschule die Zustände in Wengerohr ausgehalten, die den PWG-Eleven kaum zumutbar sind?

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