GLAUBE IM ALLTAG

In diesem Jahr ist es am 20. April. Letztes Jahr war es am 31. März und nächstes Jahr wird es am 5. April sein.

Das lässt doch die Frage aufkommen: Wann ist denn eigentlich Ostern? Mit Weihnachten ist es irgendwie leichter. Das ist immer am 25. Dezember. Ostern hingegen scheint gar nicht so genau auf den Tag festlegbar zu sein. Ob das nicht möglicherweise mit dem Charakter des Festes selbst zu tun hat? Worum geht es da? Die Liturgie an diesen Tagen, das was wir in den Gottesdiensten feiern, was wir uns vergegenwärtigen in Wort und Tun, in Zeichen und Symbolen, erzählt uns davon: Licht, das die Nacht erhellt, gelöste Fesseln, Mauern, die in sich zusammenfallen, der Stein, der den Weg nicht mehr versperrt, das Leben, das neu zum Aufbruch drängt, das offene Grab. All das sind Bilder, die von Ostern sprechen. Ostern geschieht immer dann, wenn sich das Leben stärker erweist als der Tod. Immer dann, wenn jemand trotz aller Angst einen nächsten Schritt wagt, sich dem Leben stellt. Immer dann, wenn ich mein eigenes Dunkel wahrnehme und nicht davor flüchte, sondern tapfer hindurchgehe, der Ahnung vom Licht entgegen. Immer dann ist Ostern, wenn die Hoffnung größer ist als die Verzweiflung, der Mut die Angst überwindet und ich glaubend weiß: Das Ende ist nicht das Ende, der Tod hat nicht das letzte Wort. Das kann in einem Jahr mal am 20. April sein, im nächsten Jahr am 11. April oder an einem ganz anderen Tag, am 1. Juli vielleicht oder am 15. Dezember. An jedem Tag kann Ostern sein. Es ereignet sich im Leben eines Menschen ganz individuell. Ostern geschieht einmalig für jeden von uns. Und doch ist es gut und wichtig, dass es den jährlichen Ostertermin, das gemeinsame Osterfest gibt und an jedem Sonntag gewissermaßen ein "kleines Osterfest". Wir brauchen es, damit wir die einzigartige Botschaft immer wieder hören und weitersagen, die Botschaft des auferstandenen Christus, der sagt: "Ich lebe, und auch ihr werdet leben." Rudolf Halffmann, Pfarrer im Ruhestand, Bernkastel-Kues

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