"Hilfe, mein Kind pubertiert!"

WITTLICH. Premiere im Großraum Trier: 15 Mütter nutzten das Angebot der Caritas, sich mit den Besonderheiten der Pubertät auseinander zu setzen.

Stillzeit, Kindergarten- und Grundschulalter, Menopause und dritter Lebensabschnitt: Sie alle sind ewig in der Diskussion. Wer beschäftigt sich eigentlich mit der Phase, in der die Menschen immerhin erwachsen werden, ihren Körper und die Liebe entdecken, einen erfüllten Lebensweg vorbereiten oder auf die schiefe Bahn geraten? 15 Mütter von Schülern der Klassen 7 bis 10 der Kurfürst-Balduin-Realschule taten das jetzt. Die Sucht-Präventionsstelle der Caritas hatte den Lehrgang "Hilfe - mein Kind pubertiert" angeboten. Rasch waren alle Anmeldungen vergeben, berichtet Christian Thiel. Nicht, dass junge Besucher anderer weiterführender Schulen die besprochenen Sorgen nicht hätten. Die Zusammenarbeit zwischen Thiel und der Realschule funktioniert einfach reibungslos durch den Arbeitskreis "Forum Prävention". Man kennt und schätzt sich, so dass keine Hemmschwelle mehr zu überwinden waren, als die Eltern sich zum Mitmachen bei insgesamt sechs Treffen entschlossen. Sie versetzten sich bewusst zurück in die eigene Pubertät, spürten in Rollenspielen nach, wie es ihren Kindern geht, wenn sie immer nur negative Kommentare hören müssen. Und bekamen jedesmal Hausaufgaben auf. "Einmal sollte ich Komplimente verteilen", berichtet eine Mutter. Weg also vom "Du hast wieder nicht..." und vom "Du solltest aber doch...", hin zum "Schön, dass du das schon erledigt hast" und zum "Ich wusste noch gar nicht, wie gut du das schon kannst". Das schärft die eigene Aufmerksamkeit, setzt es doch eine unvoreingenommene Sichtweise auf das eigene Kind voraus. Überraschungseffekte waren die Folge, erzählen die Mütter beim Nachbereitungstreffen: Sowohl bei den Töchtern und Söhnen als auch bei den Eltern sei das Erstaunen groß gewesen, an wie viel Positivem man offenbar jahrelang vorbeigeschaut habe. Alle haben im Verlauf der Schulung den eigenen Erziehungsstil hinterfragt. Alle haben offene Gespräche mit dem Nachwuchs geführt. Besonders das unangenehme Thema Drogen wurde unter vier Augen besprochen: Die große Unsicherheit, die bei allen Eltern vor dem Seminar geherrscht hatte, ist bedeutend kleiner geworden. Dafür hatte Hubert Lenz gesorgt. Der Jugendbeauftragte der Polizei hatte umfassend aufgeklärt und als wichtigste Leitschnur den Hinweis gegeben: "Bleiben Sie im Gespräch, bleiben Sie in Beziehung zu Ihrem Kind." Wo Süchte auftauchten, bestünden immer zuvor schon Beziehungsprobleme. Die Beziehung dieser Eltern zu ihren Zwölf- bis 15-Jährigen ist zweifellos gestärkt worden. Nach ersten Irritationen, was denn die Mama/der Papa da wieder für einen Blödsinn macht, waren alle Kinder begeistert vom Einsatz ihrer Oldies. "Da nehmen die sich auch noch abends Zeit für einen Kurs, in dem es um mich geht?", fragten sie sich und registrierten den Einsatz der Eltern positiv. Groß war immer die Neugier am Frühstückstisch. "Was habt ihr denn gestern wieder gemacht?" Befreiend erlebten die Teilnehmer die Erkenntnis, dass es oft kein Richtig oder Falsch gibt. Persönliche Normen und Werte bestimmen den Erziehungsstil, und sie dürfen ihn bestimmen: Das aus den Niederlanden stammende Kurskonzept passt auch auf deutsche Verhältnisse. Weitere Infos unter www.lzg-rlp.de. Der nächste Kurs beginnt am Donnerstag, 19. April, 19 bis 21.30 Uhr. Sechs Treffen kosten 30 Euro, für Paare 50 Euro. Anmeldung unter Telefon 06571/915517.

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