Ich bin Provinz

Ich werde mal persönlich: Mein, äh, unser Wohnzimmer schmücken Geweihe, Erbstücke von meinem Onkel mütterlicherseits. Wir leben zwar im Heim meiner Schwiegereltern, aber ich bin der Hausherr. Meine Wilma hat von ihrer Großtante Stickbilder mit Sprüchen.

Die will sie aufhängen. Dauernd streiten wir über die Deko-Frage. Deshalb interessiert mich, ob die Wittlicher Werke von Hanns Scherl im Meistermann-Museum zu sehen sein werden oder nicht. Aber da komme ich nicht mehr mit. Die, die dafür sind, arbeiten ja gegen die Freiheit der Kunst, sagen die Grünen. Dabei will die CDU doch gar nix verbieten und auch nix befehlen. Nur, was sie wollen, ist keine Kunst, sondern Kommunalpolitik. Dass keiner so eine Ausstellung besucht, glaubt niemand. Eher das Gegenteil, und alles schadet angeblich dem Herrn Meistermann posthum, weil der Herr Scherl wohl kein Nazigegner war, aber der andere Herr. Aber darüber will man eigentlich gar nicht reden. Andererseits fand man es hochinteressant, in der Synagoge Liebesbriefe an Hitler vorzulesen. Eine Scherl-Ausstellung könnte einen irreparablen Imageschaden plus Volksverdummung bringen, wird befürchtet! Ich bin ja Provinzler, aber ich komme mir veräppelt vor, und ich rede noch mal mit Wilma über die Deko.

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