Jagd

Zu unserem Bericht "Rinde knabbern ist des Hirsches Freizeitspaß" (TV vom 22. April) schreibt dieser Leser:

Die Waldschäden durch Rotwild können für die Waldbesitzer tatsächlich eine Situation herbeiführen, die nicht mehr zumutbar ist. Dann ist auch der Wildbestand nicht mehr angemessen, beziehungsweise standortgerecht. Warum die Rotwildbestände seit Jahren stetig zuzunehmen scheinen, dafür kann es nur eine Erklärung geben: Es werden zu viele Hirsche und zu wenige weibliche Stücke erlegt! Wenn im Bereich der geschlechtsreifen Population ein Hirsch auf drei weibliche Stücke kommt, dann beträgt der Zuwachs 60 Prozent des Frühjahrswildbestandes - und nicht 40 Prozent. Es werden genauso viele männliche wie weibliche Kälber geboren, und das Alttier setzt ja im Frühjahr in guten wie in schlechten Zeiten nur ein Kalb. Die Reproduktionsrate ist also umweltunabhängig. Ein überhöhter Wildbestand ist sich selbst der größte Feind. Wenn sich die örtlichen Hauptbaumarten nicht mehr ohne Zaun natürlich verjüngen lassen, dann ist der Wildbestand zu hoch, und die Jägerei muss handeln. Gleiches gilt, wenn die Schälschäden bestandsbedrohende Ausmaße annehmen. Neben solchen Maßnahmen sind aber beide Seiten - Waldbesitzer wie Jäger - gefordert, dem Wild wieder einen artgerechten Lebensrhythmus zu ermöglichen. Rotwild muss alle fünf bis sieben Stunden Äsung aufnehmen, sonst sind Schäden unvermeidlich. Das bedeutet: Das Wild muss tagaktiv sein können! Denn die Hirsche nagen nicht aus Langeweile an Bäumen, sondern aus Hunger. Wenn man sie ließe, würden sie lieber "draußen" mit Himbeerblättern, Gras und Kräutern ihren Hunger stillen als mit Baumrinde "drinnen". Flora und Fauna des Waldes sind eine gleichberechtigte Lebensgemeinschaft. "Wald vor Wild" aus der Sicht des Waldbesitzers ist ebenso falsch wie "Wild vor Wald" aus der Perspektive des eine hohe Jagdpacht zahlenden Jägers. Beide Betrachtungsweisen führen zu falschen Schlussfolgerungen. "Wald mit Wild" wäre der gesunde Mittelweg, mit dem wir Deutsche uns (auch auf anderen Gebieten) traditionell schwer tun … Bernd Krewer, Kinderbeuern

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