Weil man außer ein paar Unterschriften ja keine besondere Qualifikation braucht, müssen einfach Kandidaten-Spiele her, hat der Stadtmarketing-Verein jetzt vorgeschlagen. Damit viel Wahlvolk kommt, soll "Mittelalter-Flair" geboten werden. So was wie Brot und Spiele in Trier und das Burgenfest zusammen. Der Boule-Platz im Stadtpark soll ja frei werden, das ist die ideale Arena. Fanfarenklänge kriegt das Blasorchester auch noch hin, und die Animation macht die Elster vom Rollkopp. Marmanns Friedchen übernimmt die Sache mit dem Schleierschwenken oder war es Handschuhwerfen oder einfach nur bewundernd Huldigen? Der Stadtrat ist die Kandidaten-Empfehlungs-Jury. Mittelalterliche Barttracht ist dann für die Herren natürlich Pflicht, alternativ werden Pferdeschwänze geduldet. Unsere zwei Landtagsabgeordneten berichten später in Mainz, wie man in Wittlich Wahlen anpackt, dann haben die auch mal was zu tun. Natürlich müsste das Land eigene Ideen entwickeln. In Wittlich gibt es ein Duell mit Säubrenner-Staeken, Stahlroß gegen Stahlroß. Und ein Kultur-Rätsel ist zu lösen: weltberühmte Glasfenster werden von Schülern als lebende Bilder nachgestellt und müssen erraten werden. Als Mutprobe muss jeder "Ein bisschen Frieden" zur Mittagszeit am Zob auf der Gitarre vorspielen oder auf die neue Kittchenmauer "Isch bin ain Wittlicha" mit Signatur schreiben ohne sich erwischen zu lassen. Auch gilt es, milde Gaben zu verteilen: Wie wäre es mit einer Glücksmärkchen-Aktion? Stadtmarketing lässt schon Märkchen drucken. Jeder Einzelhändler bekommt eins überreicht, dafür muss sich jeder Kandidat beim Märkchen-Marathon die Vorträge zu Neustraße und Schlossgalerie in den Geschäften anhören. Der Bewerber, der das bis zum Wahltermin schafft, hat eigentlich schon gewonnen.