Wittlich. Eine Kommune als Aktionär? Auf den ersten Blick überrascht es, dass der Landkreis Bernkastel-Wittlich Aktien des Energiekonzerns RWE besitzt. Aber ein Blick in die Geschichte zeigt, dass das in vielen Gebietskörperschaften der Fall ist.
Das hängt damit zusammen, dass in den 1920er Jahren viele Kommunen der ehemaligen Rheinprovinz, zu der damals der Landkreis neben anderen Kreisen zum Beispiel die Stadt Trier zählte, ihr Stromleitungsnetz an die Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerke verkauft haben.
Dafür erhielten die Kommunen Geld und Aktien. Diese Aktienpakete überdauerten Kriege und Währungsreformen und blieben relativ wertstabil. Aber inzwischen kommen hohe Ausgaben auf den Energiekonzern zu. Bis 2016 soll er eine Milliarde einsparen, wie sein Chef Peter Terium bestätigte.
Das war für die SPD-Fraktion des Kreistags Grund genug, eine Grundsatzdiskussion für die nächste Kreistagssitzung am Montag, 3. November, einzufordern. Das Gremium tagt ab 14.30 Uhr. Darin soll besprochen werden, ob es sinnvoll ist, die Aktien zu verkaufen, oder den Status Quo zu behalten, denn immer noch werfen die Aktien ausreichende Dividende aus.
Das sieht auch die Kreisverwaltung so, die in ihrem Bericht vom Mai 2014 ausgerechnet hatte, dass die Rendite aus den RWE-Aktien immer noch höher ist als die Zinskosten einer Kreditfinanzierung. Daher sei ein Verkauf der Aktien wirtschaftlich betrachtet nicht vorteilhaft. Die Dividende habe im Jahr 2014 230 000 Euro betragen. 2013 waren es hingegen noch 459 000 Euro, und im Jahr 2009 gar 1 037 000 Euro.
Weitere Themen der Kreistagssitzung sind unter anderem die Kalkulation der Abfallgebühren für die Jahre 2015 und 2016, die Schulbuchausleihe im Landkreis und die Einwohnerfragestunde.
hpl