REBSCHUTZDIENST

LAGE: Die trocken-warme Witterung die nun schon seit vier Wochen andauert, hat zu einem deutlichen Vegetationsvorsprung gegenüber dem langjährigen Mittel geführt. Bei den kompakten Sorten ist das Entwicklungsstadium Traubenschluss mittlerweile überschritten.

Erste Trockenstress- Symptome sind auf den austrocknungsgefährdeten Steil- und Terrassenlagen zu beobachten.PERONOSPORA: Auf Grund des Witterungsverlaufs der abgelaufenen Woche mit extrem hohen Tagestemperaturen und nur geringer Abkühlung in der Nacht sind keine weiteren Infektionen durch Peronospora erfolgt. Solange die derzeitige Wetterlage anhält, ist auch nicht mit neuen Infektionen zu rechnen. Da sich die Anfälligkeit der Trauben gegenüber Peronospora immer weiter verringert, ist in den meisten Lagen die Anwendung von Kontaktfungiziden (zum Beispiel Delan WG 0,8 kg/ha; Folpan 80 WDG 1,6 kg/ha; Polyram Wg 3,2 kg/ha) ausreichend. Nur dort, wo neue Ausbrüche nach Niederschlägen beobachtet werden, ist eventuell ein Wechsel zu tiefenwirksamen Mitteln erforderlich. Die Spritzintervalle können ab sofort wieder auf zwölf Tage ausgeweitet werden. Die Peronosporaprognose für die Stationen des agrarmeteorologischen Messnetzes kann im Internet unter www.dlr-mosel.rlp.de abgerufen werden.OIDIUM: Trotz hochsommerlicher Temperaturen ist der Befall durch Oidium sehr gering. Für anstehende Behandlungen werden in befallenen Anlagen organische Oidiumfungizide der neueren Generation mit Tiefenwirkung empfohlen. Wenn kein Befall vorhanden ist, kann jetzt auch auf Azole wie Castellan 0,32 kg/ha; Systhane 20 EW 0,24 l/ha oder Topas 0,24 l/ha übergegangen werden. Auf den Wechsel der Wirkstoffgruppen achten! SCHWARZFÄULE: Schwarzfäulesymptome werden verstärkt auf Trauben in Ertragsanlagen gefunden, die unmittelbar an Drieschen angrenzen. Traubeninfektionen sind bis Reifebeginn möglich. Daher ist darauf zu achten, dass jeweils ein Pero- oder Oidiumfungizid eine ausreichende Nebenwirkung gegenüber Schwarzfäule aufweist (siehe Rebschutz-Aufruf Nr. 5). Sollte dies nicht der Fall sein, kann zur Schwarzfäulebekämpfung zusätzlich ein nach §18a genehmigtes Mittel eingesetzt werden (Polyram WG, Flint, Systhane 20 EW).TRAUBENWICKLER: Nachdem der Mottenflug gegen Ende der vergangenen Woche etwas nachließ, sind seit Beginn der 29. Woche wieder verstärkte Flugaktivitäten - insbesondere durch den bekreuzten Traubenwickler - zu beobachten. Der aktuelle Flugverlauf kann im Internet unter www.dlr-mosel.rlp.de abgerufen werden. Da bei den derzeitigen Temperaturen die Eientwicklung fünf bis sechs Tage beträgt, sollte zum Ende der Woche, spätestens Anfang nächster Woche in nicht RAK-behandelten Flächen eine Insektizidanwendung erfolgen. Alle Insektizide (Mimic 0,8 l/ha; Runner 0,64 l/ha; Steward 0,187 kg/ha und Bacillus-thuringiensis-Präparate) müssen vor dem Schlupf ausgebracht sein, wenn eine ausreichende Wirkung erreicht werden soll. Die Pheromonfallen sind weiterhin alle zwei Tage zu kontrollieren.GRÜNE REBZIKADE: Vereinzelt wurde eine verstärkte Zunahme der Grünen Rebzikade gemeldet, ohne dass bisher nennenswerte Schadsymptome zu beobachten sind. Erst beim Auftreten deutlicher Blattsymptome sollte auf Larvenbefall geachtet werden. Erst bei mehr als drei bis fünf Larven pro Blatt kann eine Bekämpfung erforderlich werden.ESCA: Die Pilze welche als ESCA-Verursacher gelten, leben vor allem im Xylem (Wasser-Leitgewebe) des Rebstocks; deshalb werden die typischen ESCA-Symptome besonders bei Wasserstresssituationen, wie sie jetzt vorliegen deutlich. Die Pilze verblocken das Wasserleitgewebe, so dass bei aktuell hohem und schnell benötigtem Wasserverbrauch gewisse Blatt- und Traubenbereiche nicht mehr mit Wasser versorgt werden können. Typische Symptome sind teilweise sektoral abgestorbene Blattteile oder das Absterben einzelnen Triebe oder das Absterben von ganzen Bögen. Bei einem starken Befall durch die ESCA-Pilze kommt es zum direkten und kompletten Absterben des ganzen Rebstocks. Die akute sowie die zuvor beschriebene latente Form der ESCA ist zur Zeit sehr gut erkennbar. Daher sollten jetzt diese befallenen Rebstöcke markiert werden, um sie im Winter frühzeitig aus dem Weinberg zu entfernen. Da die ESCA-Pilze vornehmlich im Rebstamm vorliegen, kann ein Stockaufbau auch aus sehr tief liegenden verholzten Wasserschossen erfolgen. Bisherige Versuche haben gezeigt, dass bei dieser Vorgehensweise eine 50 prozentige Rückfallquote vorliegt. Jeder Betriebsleiter muss nun selbst entscheiden, ob er diesen etwas mühseligeren Weg geht oder direkt auf eine komplette Neupflanzung der befallenen Rebstöcke setzt.WASSERSTRESS: Bei der jetzigen und prognostizierten Wetterlage sollten alle Maßnahmen ergriffen werden die um den Wasserstress zu reduzieren. Besonders Flachlagen, die bei zukünftig zu erwartenden Gewitter keinen Bodenabschwemmungen ausgesetzt sind, ist eine flache Bodenbearbeitung der offenen Rebgassen durchzuführen, um die Kapillare zu brechen, die eine hohe Verdunstung begünstigen. Besonders ratsam ist dieser gewünschte Kapillarbruch im Unterstockbereich. Hier sollten vor allem die Scheibe (Scheibenpflug) oder die Stockräumsysteme zum Einsatz kommen. Der Unterstockbereich ist ein sehr sensibler Bereich der bisweilen in seiner Problematik etwas unterschätzt wird. Auch in diesem Bereich, der nicht ständig im Schatten liegt, wird viel Wasser über den Boden abgedampft; deshalb ist hier eine Bodenlockerung unbedingt von Nöten. Auf Grund des aktuellen vorliegenden morgendlichen Blattwasserpotenzials sollte eine Bewässerung bei vorhandenen Bewässerungssystemen unbedingt erfolgen. Das morgendliche Blattwasserpotenzial vor Sonnenaufgang gemessen über das Blatt gibt die aktuelle Wassersättigung des Bodens an. So kann man durch diese Blattmessung an dem jeweiligen Standort mit seinen individuellen Bodenbedingungen und - mächtigkeiten eine Aussage über den aktuellen Wasservorrat des Bodens und den Wasserstatus der Rebe machen. Wenn ein Blattwasserpotenzial von 2,5 bar oder 0,25 hPA überschritten werden, sollte eine Bewässerung erfolgen. Besonders auf den trockenen Steillagenstandorten ist dieser Richtwert zur Zeit überschritten. Dies wird durch aktuelle Messungen in Thörnich, Hatzenport und Winningen belegt. Wer eine Bewässerungsanlage besitzt, sollte nun mit der Tröpfchenbewässerung in den Abendstunden beginnen.ENTBLÄTTERUNG: Aufgrund der aktuelle Wetterlage mit hohen Strahlungswerten sollte keine Entblätterung durchgeführt werden, da auf grund der Trockensituation eine besondere Gefährdung für Sonnenbrand vorliegt. Es sollte besonders auf diese Maßnahme verzichtet werden, weil die vorhanden Blätter noch als guter Sonnenschutz dienen. Sollte aber aus Qualitätsgründen trotzdem eine Entblätterung durchgeführt werden, so sollte unbedingt die Entblätterung nur auf einer Zeilenseite, nämlich der sonnenabgewandten oder Schattenseite erfolgen. Applikationstechnik: Bei 1600 Liter pro Hektar Wasseraufwand wird der Basisaufwand mit dem Faktor 4 multipliziert. Im Steilhang ist ein 25 Prozent höherer Brühe- und Mittelaufwand anzuhalten. Aufgrund aktueller Vorkommnisse und der weiterhin prognostizierten Wetterlage sollten die derzeit durchgeführten Spritzungen unbedingt nur noch in den etwas kältern Abend-, Nacht- und Morgenstunden durchgeführt werden. Die Gefahr von Verbrennung ist bei der momentanen Witterungslage so groß, dass eine Applikation am Tag kaum möglich ist. Weiterhin sollte auf eine Applikation mit hohen "Mengeneinsätzen", welche gerne zu Verbrennungen neigen wie zum Beispiel Bittersalz, Gesteinsmehle, Kaliwasserglas und Backpulver besonders in Verbindung mit Blattdüngern verzichtet werden. REBSCHUTZWARTE: Bitte regelmäßige Meldung des Mottenflugverlaufes an: Frau Hank, Trier, Telefon 0651/9776-400, Fax 0651/9776-243 oder Frau Bonerz, Bernkastel, Telefon 06531/956-317, Fax 06531/956-333 oder Herrn Treis, Mayen, Telefon 02651-4003-28, Fax 02651/4004-29.

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