Spannungen hinter der Fassade

Die Wittlicher sind früh dran mit der Debatte um mögliche Bürgermeister-Kandidaten. Die Tatsache, dass wohl mehr als ein Herausforderer gegen Amtsinhaber Ralf Bußmer antreten wird, verspricht einen spannenden Wahlkampf.

Die Wortwahl und die Vehemenz, mit der sich jetzt bereits die Grünen und der Bürgermeister in die Haare bekommen, verheißt zugleich, dass bis zur Wahl im Juni nächsten Jahres kein freundliches Geplänkel zu erwarten ist. Die breite Öffentlichkeit dürfte die Härte der Bandagen, die jetzt schon angelegt werden, überraschen. Verweisen sie doch auf offensichtlich vorhandene Spannungen, die bisher hinter der in Wittlich besonders gepflegten Fassade der Nicht-Öffentlichkeit kommunalpolitischer Debatten verborgen blieben. Denn wenn man sich die Diskussionen im Rat ansieht, so wirken diese im Vergleich zu der jetzt angeschlagenen Tonart mehr als harmlos: Gewiss die Parteien finden die jeweils andere nicht toll. Ohrfeigen wie sie nun zwischen Bürgermeister und Grünen ausgeteilt werden, sind jedoch selten. Es besteht Anlass zu der Vermutung, dass die bei vielen wichtigen Themenfeldern fehlende Öffentlichkeit der eigentlichen Diskussion, die sich der Stadtrat durch seine Regel, dass alles erstmal in die Ausschüsse und damit hinter verschlossene Türen verwiesen wird, und die in dem beginnenden Vorwahlkampf spürbare Bitterkeit auf verschiedenen Seiten eng zusammenhängen. Der Stadtpolitik würde eine transparente öffentliche Diskussionskultur gut tun. Diese führt zwar zu deutlicher spürbaren Auseinandersetzungen während der Legislaturperioden. Sie verhindert aber gleichzeitig, dass sich Spannungen vehement entladen, so bald eine Wahl naht. Es fällt angesichts der Tatsache, dass sich der Stadtrat seine nicht eben einer breiten öffentlichen Debatte zuträglichen Regeln selbst gegeben hat, schwer, die Schuld für diesen Mangel einem qua Amt verständlicherweise nicht an permanenter, harter Opposition interessierten Bürgermeister zuzuweisen. Da müssen sich die Räte schon an die eigene Nase fassen. noj/will

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