Tannendiebe stehlen sich nur noch selten davon

In den Wald statt zum Verkaufsstand: Mit Weihnachtsbaumdieben haben es Förster heute nur noch selten zu tun.

Wittlich. (sys) Alois Meyer ist seit mehr als 20 Jahren Revierförster des Forstamtes Klausen, das sich auf 1600 Hektar zwischen Heckenmünster und Kloster Machern erstreckt. In all den Jahren hat er nur drei Diebe auf frischer Tat ertappt. Die drei Herren um die Fünfzig hatten sich am helllichten Tag mit der Handsäge an einer Weihnachtsbaumkultur in Osann-Monzel zu schaffen gemacht.

Den meisten Menschen sei gar nicht klar, dass sie damit einen Diebstahl begehen, sagt Meyer. Und damit nicht genug. Fahren sie mit ihrem Auto in den Wald, kommt noch eine Ordnungswidrigkeit hinzu, die neben der Geldstrafe für den Diebstahl mit zusätzlichen 15 Euro zu Buche schlägt. Allerdings seien Anzeigen wegen Weihnachtsbaumdiebstählen sehr selten, sagt ein Sprecher der Wittlicher Polizei. Falls der Dieb überhaupt erwischt werde, einige er sich mit dem Förster in der Regel darauf, den Baum zu bezahlen.

So machte es auch der Ausbilder eines Försters des Forstamtes Wittlich. Als dieser noch Auszubildender war, habe er zwischen dem 15 und 24. Dezember Nächte und Tage lang mit seinem Lehrmeister in einer Schutzhütte zugebracht, um Baumdieben aufzulauern. Auf ihrem Wachposten erledigten sie Büroarbeit und machten es sich in der Nacht bei Kerzenschein und Glühwein gemütlich.

Näherte sich ein Auto, löschten sie die Kerze und ließen die Baumdiebe in aller Seelenruhe zu Werke gehen. Erst als sie den Baum zum Auto trugen, gaben sie sich zu erkennen. "Mein Ausbilder sah das sportlich. Er gratulierte den Leuten zu ihrer hervorragenden Wahl, blieb äußerst freundlich und kassierte dann genüsslich den doppelten Betrag für den Baum."

Früher waren die Fälle von Baumdiebstählen vor Weihnachten noch an der Tagesordnung, sagt Alois Meyer. Darüber gäben alte Forstrügebücher Auskunft. Das muss lange her sein. Denn Alfons Gebart, der vor Meyer das Forstrevier Klausen leitete, erinnert sich aus seiner Zeit an keinen Weihnachtsbaumdieb. Auch seine Kollegen vom Forstrevier Landscheid und der Stadt Wittlich sagen, es sei ruhig geworden. Über die Gründe können sie nur spekulieren. Vielleicht sei es Bequemlichkeit.

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