Von echten und falschen Säubrennern

Wilma ist ganz aufgeregt. Endlich ist Säubrennerkirmes! Dabei ist meine Wilma ja eigentlich gar keine Wittlicherin, aber das muss jetzt unter uns bleiben. Noch nicht mal Eifelerin oder Moselanerin. Sie kommt aus einer Großstadt wo Krompern noch Kartoffeln heißen und das Bier aus Flaschen statt aus Stubbis getrunken wird.

Als "Freeme" war sie erst noch ein bisschen etepetete und zierte sich vor dem ersten Saubraten, als würde der sie in Miss Piggy verwandeln. Aber je länger sie hier wohnte, desto toller fand sie Kirmes und Saibrääner. Jetzt sammelt sie sogar seit Jahren Säue. Ob aus Plüsch, Keramik, Stroh, ob als Postkartenmotiv, bei uns daheim gibt es mehr Borstenvieh als beim Stechermatthes und im Schaufenster von Krebse Pitter zur Kirmeszeit zusammen. Vor ein paar Jahren, als ich bei den Fünfzigjährigen dabei war, war sie die ganzen tollen Tage lang richtig schlecht gelaunt. Erst hab ich ja gedacht, dass das daran liegt, dass ich selten und dann meist wenig nüchtern daheim war. Aber nein! Sie war spinnebös, weil sie eben nie nie nie zu den Fünfzigjährigen zählen würde. Aber meine Wilma gibt ja so schnell nicht auf. Diese Woche tat sie ganz geheimnisvoll. Die Nähmaschine wurde ausgepackt, ein Rock, eine Schürze und ein Häubchen genäht. Ich hab mich schon gewundert, weil sie so Sachen eigentlich nie anzieht. Am Mittwoch abend ist sie dann verschwunden. Bei ihrer Heimkehr war sie ganz glücklich. Sie hatte sich unter die "echten" Säubrenner gemischt und war bei der Probe zum Kirmesspiel. Eine "tragende" Rolle habe sie übernommen, erzählte sie stolz. Dann hisste sie die weiße Fahne mit den Scherl-Schweinen drauf. "Für die Kiames", sagte sie. Na, eine echte Säubrennerin, das wird meine Wilma trotzdem nicht. Aber sie ist doch ein tolles Fraamänsch, oder?

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