Basketball: Gladiator Ryan Nicholas im Porträt über Mallorca und eine NBA-Legende - Heimspiel am Samstag

Trier · Vor dem Heimspiel der Römerstrom Gladiators Trier am Samstag gegen Heidelberg (19 Uhr/Arena Trier) hat der TV Neuzugang Ryan Nicholas getroffen und mit ihm über eine NBA-Legende, Mallorca und ein ausgeschaltetes Handy gesprochen.

 Erzielte gegen Essen am Samstagabend 10 Punkte: Gladiator Ryan Nicholas (Nummer 20) gegen Essens Eric Thompson. TV-Foto: Willy Speicher

Erzielte gegen Essen am Samstagabend 10 Punkte: Gladiator Ryan Nicholas (Nummer 20) gegen Essens Eric Thompson. TV-Foto: Willy Speicher

Foto: (g_sport
 Spielt seit dem Sommer in Trier: Gladiator Ryan Nicholas.

Spielt seit dem Sommer in Trier: Gladiator Ryan Nicholas.

Foto: Marek Fritzen

Der Kontakt hält. Ab und an meldet sich die NBA-Legende noch bei Ryan Nicholas, fragt, wie die Saison läuft und wann er mal wieder in der Heimat vorbeischaut. "Ein paar Mal im Jahr schreiben wir uns", erzählt der 25-Jährige. Nicholas sagt das mit einem gewissen Stolz in der Stimme. Ist schließlich nicht selbstverständlich, dass Freundschaften über Tausende Kilometer hinweg halten - der eine in Trier, der andere in Spokane, im tiefsten Nordwesten der USA.
Spokane, das ist nicht nur die Heimatstadt von Ryan Nicholas, dem neuen Power Forward der Gladiators Trier, Spokane hat auch einen der größten Basketballspieler hervorgebracht, die die Vereinigten Staaten von Amerika jemals gesehen haben: John Stockton - 19 Jahre im Trikot der Utah Jazz, unzählige Berufungen ins NBA-Allstar-Team, Olympiasieger 1992 und 1996 mit den USA, geehrt als einer der 50 besten Spieler der NBA-Historie. "Er ist ein Legende", sagt Nicholas über den heute 54-Jährigen.
Auf der Highschool spielt Nicholas mit Stocktons Sohn David in einem Team. "David war unser Point Guard", erinnert sich der US-Amerikaner, "sein Vater John hat sich in dieser Zeit natürlich unsere Spiele angeschaut, hat uns oft Tipps gegeben und auch schon mal mit uns in der Freizeit zusammen gespielt". Er habe sich viel von Stockton abgeschaut, gesteht der Neu-Trierer. "John war immer topmotiviert, ist nie mit einer lockeren Einstellung ins Spiel gegangen, und vor allen Dingen hat er nie eine große Welle um seine Berühmtheit gemacht, er ist ganz normal, wie du und ich."
Die neuen Gladiatoren
Teil III
Ryan Nicholas


Die große Welle liegt auch Nicholas fern. Der Mann mit der Trikotnummer 20 und der auffallend dunklen Stimme ist kein Lautsprecher, niemand der sich in den Vordergrund drängt. "Ich mag es einfach, den Moment zu leben" - das ist so ein Satz, der häufig aus seinem Mund zu hören ist. Nicholas ist anders als viele junge Männer in seinem Alter: Ein Handy? Hat er zwar, nutzt er aber nicht. "Das ist meistens aus, Snapchat oder so was brauche ich nicht, ich freue mich mit den Leuten zu kommunizieren, die bei mir sind - wenn, dann schreibe ich E-Mails." Twitter oder Facebook? Hat er auch, nutzt er aber ebenfalls nur sehr sparsam. Gemeinsam mit seiner Freundin, einer amerikanischen Fotografin mit dänischen Wurzeln, lebt Nicholas seit August in Trier. "Mir gefällt die Stadt, es hat so etwas Normales, das war mir nach meiner letzten Station ganz wichtig." Seine letzte Station, das war Palma Air Europa, ein spanischer Zweitligist auf der Urlaubsinsel Mallorca. "Das Leben dort war total surreal, überall nur Touristen, es war schwer, sich dort auf Dauer heimisch zu fühlen, das ist in Trier ganz anders."
Basketballerisch läuft es in Palma zunächst gut für Nicholas, dann verletzt er sich am Fußknöchel, ist raus aus dem Team und verlässt den Club im vergangenen Frühjahr nach einer Saison. "Es war dennoch eine gute Erfahrung", resümiert Nicholas. Auch auf die Zeit beim Mitteldeutschen BC, für den Nicholas in der Saison 2014/15 in der BBL aufläuft, blickt der Mann aus dem Bundesstaat Washington mittlerweile gelassen zurück. "Es war dort nicht ganz einfach für mich", erinnert sich Nicholas. "Der Trainer sah in mir lediglich einen Schützen, der einen Dreier nach dem anderen nimmt, das ist nicht meins - ich sehe mich eher als vielseitigeren Spieler, der Rebounds holt, gut verteidigt, die Mitspieler in Szene setzt und auch mal von außen schießt - von allem etwas, wie ein Schweizer Taschenmesser."
Bei den Gladiators gehört er mit 25 Jahren zu den erfahrenen Akteuren. In den ersten drei Saisonspielen legte er gute Leistungen aufs Parkett und ließ durchblicken, dass er den Sprung in die BBL in Zukunft durchaus wieder schaffen kann. John Stockton, zu Hause in Spokane, würde das mit Sicherheit freuen.

Ryan Nicholas ist der dritte Teil der Serie "Die neuen Gladiatoren". Teil 1 über Johannes Joos gibt's hier , Teil 2 zu Thomas Grün hier . Extra Heimspiel HeidelbergWasserkocher, Taschentücher, Wärmflaschen - das waren in dieser Woche begehrte Utensilien bei Spielern und Trainerteam der Gladiators Trier. Eine heftige Erkältungswelle hatte das Team nach der Auswärtsniederlage in Nürnberg am 3. Oktober heimgesucht. Vor dem Heimspiel gegen Tabellenführer Heidelberg am Samstagabend (19 Uhr/Arena Trier) gibt der ebenfalls angeschlagene Trainer Marco van den Berg am Freitag allerdings Entwarnung. "Ich denke, dass alle von den zuletzt Erkälteten spielen können." Anders sieht es bei Johannes Joos aus. Der 21-Jährige hat sich einen Teil-Außenbandriss im Sprunggelenk zugezogen. Sein Einsatz ist fraglich. Mit Heidelberg kommt ein echtes Schwergewicht nach Trier. Das Team von Branislav Ignjatovic hat alle drei Saisonspiele gewonnen, darunter auswärts bei BBL-Absteiger Crailsheim. "Heidelberg ist Favorit", sagt van den Berg, "es wird eine echte Prüfung für uns, aber wir wollen sie natürlich schlagen".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort