Basketball: Santiago, Trier, Crailsheim

Trier · Basketball: Die Gladiators treffen heute beim Tabellensiebten auf einen richtig guten Bekannten.

 Damals Gegner, heute Teamkollegen: Während Sebastian Herrera (mit Ball) in der vergangenen Saison noch gegen Michael Jost und Crailsheim gespielt hat, treten sie heute gemeinsam für die Merlins an.TV-Foto: Sebastian Schwarz

Damals Gegner, heute Teamkollegen: Während Sebastian Herrera (mit Ball) in der vergangenen Saison noch gegen Michael Jost und Crailsheim gespielt hat, treten sie heute gemeinsam für die Merlins an.TV-Foto: Sebastian Schwarz

Foto: sjs / Sebastian J. Schwarz (g_sport

Trier Die Woche lief nicht gut für Sebastian Herrera. "Total enttäuschend" sei das gewesen, gesteht er. So richtig glauben könne er es noch immer nicht. "Oh Mann", seufzt der 19-Jährige, "ich möchte am liebsten gar nicht darüber sprechen". Von September 2014 bis Juni 2017 lebte Sebastian Herrera in Trier. Damals, im Sommer vor drei Jahren, verließ der gebürtige Chilene sein Heimatland, um 14 000 Kilometer entfernt an der Mosel sein persönliches Basketball-Abenteuer zu beginnen. Der Grund: Frank Baum, der ehemalige sportliche Leiter der TBB Trier, lotste ihn damals von Südamerika nach Trier. Baum hatte das Talent 2014 beim sogenannten Albert-Schweitzer-Turnier entdeckt, der inoffiziellen U18-Weltmeisterschaft in Mannheim, wo Herrera mit seinem Heimatland Chile angetreten war.

Herrera lebte sich schnell ein in Deutschland. Besuchte das Trierer Max-Planck-Gymnasium, machte im Sommer 2017 sein Abitur und entwickelte sich im ProA-Team der Römerstrom Gladiators Trier zur festen Größe. Im vergangenen Juni dann der Abschied: Herrera kehrte Trier den Rücken und wechselte zu Zweitliga-Konkurrent Crailsheim Merlins.
Mit den Franken trifft er am heutigen Samstagabend auf seinen Ex-Club. Um 19.30 Uhr treten die Gladiatoren in Crailsheim an. Grund genug, Herrera mal anzurufen. Doch als der TV ihn Ende der Woche erreicht, geht's erstmal gar nicht um Basketball. Chiles Fußball-Nationalmannschaft hat Dienstagnacht die Qualifikation für die Fußall-Weltmeisterschaft im kommenden Sommer vergeigt. Eine Tatsache, die Herrera auch Tage später noch beschäftigt. "Ich meine, wir sind Südamerikameister, haben so starke Einzelspieler. Aber wir schaffen es nicht, uns für die WM zu qualifizieren - zu Hause im Land herrscht Beerdigungsstimmung", weiß der 19-Jährige.

Bei ihm persönlich läuft es dagegen deutlich besser. Der Flügelspieler mit der Trikotnummer 7 hat keine Startschwierigkeiten bei seinem neuen Club, gehört im Team des finnischen Trainers Tuomas Iisalo zu den wichtigsten Spielern. Der Mann aus Santiago de Chile kommt in den bisherigen drei Saisonspielen im Schnitt auf 25 Minuten Einsatzzeit, erzielt durchschnittlich acht Punkte und sammelt drei Rebounds. "Ich bin mit meinen eigenen Leistungen bisher ganz zufrieden", sagt Herrera, "allerdings müssen wir uns als Team noch finden, es läuft noch nicht alles rund". Nach zwei Siegen zum Start - in Paderborn und zu Hause gegen Chemnitz - musste sich Crailsheim in der vergangenen Woche in Kirchheim knapp mit 71:73 geschlagen geben.

"Jetzt gegen Trier, klar, das wird natürlich ein besonderes Spiel für mich", gesteht er. "Ich meine, die Jungs sind alle meine Freunde - mit Kili, mit Johannes oder Thomas habe ich noch viel Kontakt, ich freue mich sehr, sie wiederzusehen." Seine neuen Mannschaftskollegen habe er bereits vor der Niemals-Aufgeben-Mentalität und der aggressiven Verteidigung der Trierer gewarnt. "Die wissen Bescheid", betont er. Sein Team gehe mit dem notwendigen Respekt ins Spiel. "Ich denke, es wird eng, aber am Ende gewinnen wir." Eingelebt, so erzählt der Deutsch-Chilene, habe er sich übrigens schon ganz gut in seiner neuen Heimatstadt in Baden-Württemberg. Gemeinsam mit seiner Freundin ist er im Juni von der Mosel nach Crailsheim gezogen. Die Stadt sei zwar kleiner als Trier - "ich würde sie von der Größe her mit Wittlich vergleichen" - doch er fühle sich sehr wohl. Auch, und das fügt er dann doch an, wenn ihm die vielen guten Trierer Restaurants ein bisschen fehlten. "Klar, und meine Freunde und das Chillen an der Mosel vermisse ich natürlich auch sehr."

Aus diesem Grund hat er sich den 27. Dezember 2017 schon mal rot im Kalender markiert. Denn dann reist Herrera mit den Merlins zum Rückspiel nach Trier. "Ich hoffe", sagt er lachend, "dass wir danach ein paar Tage frei bekommen, und ich über Silvester in Trier bleiben kann".Extra: KILIAN DIETZ MIT TEIL-RÜCKKEHR


Marco van den Berg lässt Sebastian Herrera nicht aus den Augen. "Natürlich verfolge ich, wie er sich in Crailsheim entwickelt", betont der Trainer der Römerstrom Gladiators Trier. "Ich schätze ihn sehr, er hat keine Angst auf dem Feld und das macht ihn so stark." Nach Meinung van den Bergs sind die Merlins einer der Favoriten in der ProA: "Sie haben sehr viel Erfahrung - unter anderem mit Chase Griffin und Konrad Wysocki. Die beiden haben uns in der vergangenen Saison beinahe im Alleingang abgeschossen." Die Trierer Heimniederlage gegen Hagen vom vergangenen Sonntag sei soweit abgehakt, betont der Coach. "Wir haben einfach zu schlecht getroffen und entscheidende Rebounds abgegeben - das muss gegen Crailsheim besser werden."

Zudem sei es wichtig, die Aufbauspieler des Tabellensiebten über das gesamte Spielfeld unter Druck zu setzen. "Wir müssen versuchen, ihnen die Spielkontrolle zu entziehen und in der Offensive selbst mit möglichst viel Tempo zu spielen." Unter der Woche habe das Team zudem am Blöcke-Stellen gearbeitet. "Das war gegen Hagen nicht gut genug", so der Trierer Trainer. Während Rupert Hennen, Samuel Keusen und Sasa Milosevic nicht mit nach Crailsheim reisen und stattdessen in der zweiten Mannschaft aushelfen, steht Kilian Dietz nach seiner Knieverletzung vor einer Teil-Rückkehr ins Team. "Er reist mit und wird auf jeden Fall das Aufwärmprogramm mitmachen", berichtet van den Berg. Ansonsten sind alle Spieler einsatzbereit. Das Spiel der Römerstrom Gladiators Trier heute Abend in Crailsheim ist nicht live im Internet zu sehen. Es gibt lediglich einen Liveticker auf www.zweite-basketball-bundesliga.de

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