Basketball: „Wir schauen genau auf die Entwicklung der Gladiators“

Trier · Daniel Müller ist der Geschäftsführer der zweiten Basketball Bundesliga. Mitte der Woche ist der 30-Jährige in Trier zu Gast gewesen. Der Grund: ein Treffen mit Gladiators-Manager Michael Lang. Bevor Müller zurück nach Köln gefahren ist, hat er sich mit TV-Redakteur Marek Fritzen zum Interview getroffen. Darin spricht er über die Trierer Insolvenz, die Zukunftsaussichten der Gladiators und warum Trier die Liga bereichern wird.

 Zu Gast in der Gladiators-Geschäftsstelle: Daniel Müller, Geschäftsführer der Zweiten Basketball Bundesliga.

Zu Gast in der Gladiators-Geschäftsstelle: Daniel Müller, Geschäftsführer der Zweiten Basketball Bundesliga.

Foto: TV-Foto: Marek Fritzen

Herzlich willkommen in Trier, Herr Müller - wie gefällt Ihnen die älteste Stadt Deutschlands?
Daniel Müller: Ich bin heute zum Arbeiten hier, nicht zum Sightseeing (lacht). Aber ich kann schon sagen, dass Trier eine sehr schöne Stadt ist, denn ich war auch vorher schon mal abseits des Basketballs hier.

Wenn man Ihnen heute vor einem Jahr gesagt hätte, dass Sie Ende Juli 2015 nach Trier fahren werden, um dort über die Zweitliga-Planungen des dortigen Basketball-Profiteams zu sprechen - Was hätten Sie demjenigen gesagt?
Müller: Wir können uns nicht aussuchen, wer als Bundesliga-Absteiger zu uns in die ProA kommt. Wir sind froh, dass Trier mit seiner Tradition und seinen Fans da ist. Daher tue ich mich jetzt auch schwer zu sagen, dass der Abstieg der Trierer überraschend kam. Es gibt eben immer Dinge, die nicht beeinflusst werden können, das ist das eigentlich Schöne am Sport.

Inwieweit haben Sie das Chaos rund um die Insolvenz in Trier verfolgt?
Müller: Ich habe es natürlich mitbekommen, schließlich sitzen wir in Köln mit der Beko BBL im selben Gebäude. Da tauschen wir uns auch aus. Wir hatten zudem mit den Gründern der UG (Übergangsgesellschaft zwischen TBB Trier und Gladiators, Anm. d. Red.) um Wolfgang Esser und Ronny Höpfner früh Kontakt. Am 31. März mussten alle Unterlagen bei uns eingereicht sein.

Waren Sie geschockt über die Ereignisse in Trier?
Müller: Die Trierer Insolvenz ist bekanntlich keine Ausnahmeerscheinung im deutschen Basketball gewesen. Jedoch hat es mich dann in der Heftigkeit, wie es in Trier passiert ist, doch ein wenig überrascht. Aber der Club wurde dafür bestraft, daher muss es nun darum gehen, nach vorne zu schauen. Trier muss wieder dahin kommen, wo es hingehört: in die Beko BBL. Es wäre schön, wenn es nicht 25 Jahre ProA werden (lacht) …

Im Frühling war zunächst gar nicht klar, ob es zukünftig überhaupt noch Profibasketball in Trier geben wird - auch die Erteilung der ProA-Lizenz war lange fraglich. Können sie mal kurz erklären, was dort alles geklärt werden musste?
Müller: Der erste Faktor war die Einreichung der Unterlagen zum 31. März, mit denen der Verein bekräftigt, dass er organisatorisch und wirtschaftlich in der Lage ist, die komplette Saison ProA-Saison zu stemmen. Da ein Club, der in die Insolvenz gegangen ist, nicht nachweisen kann, dass er eine weitere Saison überstehen kann, musste in Trier eine neue Gesellschaft gegründet werden. Diese musste dann nachweisen, dass der Spielbetrieb aufrecht erhalten werden kann. Diese Gesellschaft hätte auch die Lizenz für die 2. Basketball-Bundesliga bekommen können, allerdings wäre sie nicht sportlich qualifiziert gewesen. Diese sportliche Qualifikation besaß die alte TBB Trier. Um nun noch das sportliche Teilnahmerecht von der alten auf die neue Gesellschaft zu übertragen, war noch ein weiterer Schritt nötig, den die unsere Regularien vorsehen: die Mehrheit der Clubs der 2. Basketball-Bundesliga, in diesem Fall der ProA, musste der Übertragung des Teilnahmerechts zustimmen. Das alles hat Zeit gebraucht.

Wie war denn die Stimmung unter den ProA-Ligisten im Rahmen dieser von Ihnen angesprochenen Abstimmung - wurde Trier mit offenen Armen empfangen oder gab es Vorbehalte?
Müller: Natürlich ist es so, dass die ProA-Ligisten das alles sehr kritisch hinterfragt haben. Schließlich haben sie gesagt: ‚Wir versuchen alle wirtschaftlich solide zu arbeiten und das erwarten wir von anderen auch‘. Daher sind den Trierer Verantwortlichen durchaus kritische Fragen gestellt worden. Am Ende aber haben die Vereine mehrheitlich für eine Trierer ProA-Teilnahme entschlossen - besonders deswegen, weil sie erkannt haben, dass der Basketballstandort Trier Perspektive hat.

Bis Ende Juni mussten die Gladiators 60 Prozent der geplanten Sponsorenverträge bei Ihnen vorlegen - diese Frist wurde eingehalten …
Müller: Ja, das stimmt. Diese Frist muss jeder Bundesligist einhalten.

Gibt es eine weitere Frist?
Müller: Bis zum 30. September müssen 80 Prozent der Sponsorenverträge nachgewiesen werden, zudem muss ein aktualisierter Finanzplan eingereicht werden. Aber das ist in Leverkusen, Rhöndorf oder Hamburg nicht anders.

Stehen die Gladiators Trier unter besonderer Beobachtung nach der TBB-Insolvenz?
Müller: Wir haben als Liga die Verantwortung zu schauen, dass wir Clubs, die sich neu aufstellen, bestmöglich unterstützen. Aus diesem Grund schauen wir natürlich genau auf die monatliche Entwicklung bei den Gladiators. Aber das geschieht nicht nach dem Motto, ‚wir halten da jetzt mal intensiv den Finger drauf‘, sondern wir wollen gemeinsam mit den dort handelnden Personen dafür sorgen, dass der Club sich weiterhin positiv entwickelt. Denn den neu-installierten Verantwortlichen Dinge vorzuwerfen, für die sie nichts können, wäre falsch.

Sie haben gerade mit Gladiators-Manager Michael Lang zusammengesessen - verraten Sie uns doch mal, um was es ging?
Müller: (lacht) Es ging erst mal ums Kennenlernen. Herr Lang ist ja auch erst seit einem Monat dabei. Es ist wichtig, sich persönlich zu kennen. Mir ging es auch einfach mal darum zu sehen, wie die Geschäftsstelle aufgestellt ist und wer hier arbeitet.

Wie ist Ihr Eindruck?
Müller: Ich kann sagen, dass hier sehr intensiv gearbeitet wird. Nicht nur weil Herr Lang mir das sagt, sondern man merkt es, wie umtriebig auch an kleinen Dingen gewerkelt wird.

Mit einem Team-Etat von 470 000 Euro - wo sehen Sie die Gladiators Trier in der kommenden Spielzeit?
Müller: Das ist schwierig zu sagen. Man muss abwarten, wie das Team am Ende tatsächlich aussieht. Es gibt Clubs, die einen relativ hohen Etat hatten und dennoch nicht erfolgreich waren in der Vergangenheit. Ich glaube die ProA ist im Vergleich zum letzten Jahr noch ausgeglichener. Es wird keinen Club geben, der vorneweg rennt.

Wie sehr bereichert Trier die ProA?
Müller: Sehr, da bin ich mir sicher. Das haben wir schon mit Gießen und Würzburg gemerkt. Trier ist ein Traditionsstandort, der nicht nur Tradition hat, sondern auch etwas daraus macht und sie für sich nutzt.

Wird der Abstand zur BBL denn geringer?
Müller: Ja, ich glaube schon. Die Liga entwickelt sich gut. Man wird das auch an Gießen und Würzburg sehen, die als Aufsteiger sicher auch eine gute Rolle in der Beko BBL spielen werden. Natürlich liegt zwischen einem ProA-Aufsteiger wie Rhöndorf und dem FC Bayern noch Welten, das wird auch niemals anders sein. Aber ich glaube dennoch, dass der Abstand geringer wird. Das hat natürlich auch mit den Absteigern aus der Beko BBL zusammen: Sie bringen die guten Rahmenbedingungen aus der Bundesliga mit in die ProA.

Wird der Zuschauerschnitt weiter ansteigen?
Müller: Wir hatten im letzten Jahr mit 1750 Zuschauern den besten Schnitt der ProA. Das lag auch an den Absteigern Würzburg und Vechta und den Hamburg Towers. Man muss sehen, wie es in diesem Jahr wird. Trier hat natürlich ein großes Zuschauerpotenzial und die Rheinstars Köln, die einige Spiele in der LANXESS arena austragen werden, ebenfalls. Ich bin gespannt.

In der BBL zeigt die Telekom alle Spiele live im Internet - wie sieht das in der ProA aus?
Müller: Wir haben im letzten Jahr eine Partnerschaft mit Sportdeutschland TV begonnen. Das ist ein Live-Sport-Portal im Internet für Sportarten, die keine Präsenz im Fernsehen haben und gehört nun zur ProSieben-Gruppe. Da sind wir in der vergangenen Saison mit fünf Teams gestartet, die über dieses Portal ihre Spiele gestreamt haben. Zum Ende der Saison waren es schon zehn Vereine in der ProA und ProB. Für die kommende Saison haben wir bereits Zusagen aus Köln und Vechta und hoffen auf weitere Clubs, damit möglichst viele Livespiele der ProA im Internet zu sehen sind. Feststeht: Jeder Club wird für seine Heimspiel-Übertragungen selbst verantwortlich sein.

Wie sieht's mit Trier aus?
Müller: Da bin ich der falsche Ansprechpartner. Wir würden uns aber natürlich freuen.

Glauben Sie denn, dass Sie auch Ende Juli 2016 wieder in Trier sitzen, um über die zweite Trierer ProA-Saison zu sprechen?
Müller: Ich sitze ganz bestimmt wieder hier, da ich mich auch gerne wieder von unseren Aufsteigern verabschiede (lacht) …

Zur Person
Daniel Müller ist seit zwei Jahren Geschäftsführer der zweiten Basketball Bundesliga. Der 30-jährige Leverkusener arbeitete vorher im Marketingbereich des Fußball-Bundesligisten Bayer Leverkusen. Die zweite Basketball Bundesliga hat ihren Sitz in Köln.

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