Die Reifeprüfung für Schröder & Co.

Tel Aviv · Heute beginnt die Basketball-EM: Zum Auftakt geht es gegen die Ukraine. Ein Promi spricht sogar vom Titel.

Tel Aviv (dpa) Ausrutscher verboten - gleich zum Start in die EM-Ära nach Dirk Nowitzki stehen die deutschen Basketballer vor der ersten großen Reifeprüfung. Angeführt von NBA-Jungstar Dennis Schröder braucht die nächste Generation gegen Außenseiter Ukraine dringend einen Sieg für das Pflichtziel Achtelfinale. "Die ersten zwei, drei Spiele müssen und wollen wir gewinnen, um unseren Traum zu verwirklichen und nach Istanbul zu fliegen", betonte Schröder in der Tel Aviv Arena vor dem Auftakt am Donnerstag (14.45 Uhr/Telekom). "Wenn wir hart spielen und wirklich als Team agieren, defensiv und offensiv alles zusammen machen, ist hier viel drin." Auch Nowitzki traut seinen Nachfolgern eine erfolgreiche EM (31. August - 17. September) mit dem Sprung zur K.o.-Runde in der Türkei zu und setzt dabei vor allem auf den Aufbauspieler der Atlanta Hawks. "Dennis hat sich super entwickelt und wird sehr, sehr wichtig für den deutschen Basketball sein", sagte der Superstar, der nach dem gemeinsamen Auftritt beim EM-Vorrundenaus 2015 in Berlin seine Karriere im Nationaltrikot beendet hatte. In der Gruppe mit den weiteren Gegnern Georgien, Israel, Italien und Medaillenkandidat Litauen muss das Team von Bundestrainer Chris Fleming mindestens Platz vier belegen, um erstmals seit 2011 wieder die erste Phase zu überstehen. Ansporn erhalten Schröder & Co. dabei auch per Video-Botschaft vom selbst erklärten "Basketball-Fan" Joachim Löw. "Wir stehen absolut hinter euch und drücken euch die Daumen", sagte der Weltmeistertrainer stellvertretend für das Fußball-Nationalteam. "Holt euch vielleicht den Titel." Das einschränkende Wort dürfte mit Bedacht gewählt sein. Auch wenn der Deutsche Basketball Bund mit dem Viertelfinale liebäugelt, mögen selbst die größten Optimisten nicht vom zweiten ganz großen Coup nach dem EM-Triumph von 1993 träumen. Damals gehörte der langjährige TBB-Trier-Trainer Henrik Rödl als Spieler zu den Leistungsträgern. Das deutsche Team ist wie so häufig in den vergangenen Jahren nicht in Bestbesetzung zum Turnier gereist. Mit Paul Zipser und Maximilian Kleber, die stattdessen für ihre NBA-Clubs trainieren, "hätten wir eine Chance auf den Titel gehabt", klagte Schröder, der mit Kumpel Daniel Theis nur ein deutsches Duo aus der besten Liga der Welt bildet. Dennoch sollte das Duell mit der Ukraine zu Beginn keine große Hürde darstellen. Anders als bei der deutschen Vorrundenniederlage 2013 fehlen dem Startgegner zahlreiche Leistungsträger. "Wir müssen bis zum Schluss wach sein und mit einer entsprechenden Härte verteidigen, wenn es drauf ankommt", forderte Coach Fleming von seinem Team. "Unser erster großer Meilenstein ist, dass wir auf die richtige Art und Weise ins Turnier starten. Alles was danach kommt, wird sich von alleine regeln." Doch schon bei den vergangenen beiden Europameisterschaften gab es nach dem Auftaktsieg eine Niederlagenserie und das frühe Aus. Dies soll in Tel Aviv unbedingt vermieden werden - so lobte Schröder vor Start die höhere Bindung abseits des Felds im Vergleich zu 2015. Und nach Aussagen seiner Kollegen fügt sich der Anführer, der seinen eigenen Friseur mit nach Tel Aviv gebracht hat, bestens ein. "Dennis macht einen guten Job, er hat keine Starallüren", lobte Karsten Tadda. "Er bindet sich in die Mannschaft ein, wir spielen Karten mit ihm." So holt das Team auf der Terrasse des Fünf-Sterne-Hotels mit dem Mittelmeer-Strandpanorama vor Augen auch schon mal das Kartenspiel Wizard hervor — die Rolle als Zauberer auf dem Parkett ist ab Donnerstag vor allem für Schröder vorgesehen. Der Kader im Kurzporträt Der Lehrling: Maodo Lo (24 Jahre/Bamberg/41 Länderspiele) Einer der Lichtblicke bei der EM 2015. Agiert neben Schröder oder als Ersatz im Spielaufbau. Der Aufsteiger: Johannes Voigtmann (24/Baskonia/43) Konstante, aber rasante Entwicklung zum Euroleague-Center in Spanien. Trifft mit 2,11 Metern den Dreier und schafft so Räume. Der Distanzschütze: Lucca Staiger (29/Bamberg/108) Trifft hochprozentig seine Dreier, kann von der Bank kommend sofort heißlaufen. Der Defensivspezialist: Karsten Tadda (28/Oldenburg/68) Lässt mit Verteidigungsarbeit die Mitspieler glänzen. Offensiv selten gefährlich. Der NBA-Neuling: Daniel Theis (25/Boston Celtics/25) Steht mit krachenden Dunks für das spektakuläre Element. Der Kapitän: Robin Benzing (28/Saragossa/120) Neben Staiger als einziger bei EM 2009 dabei. Erst kurz vor dem Turnier fit geworden. Der Jungstar: Dennis Schröder (23/Atlanta Hawks/25) Absoluter Anführer. Gibt Takt vor, kann mit Selbstvertrauen Spiele alleine entscheiden. Der Überraschungsmann: Ismet Akpinar (22/ Ulm/8) War eigentlich für die Universiade mit der A2 vorgesehen. Der Beißer: Danilo Barthel (25/Bayern München/22) Lebt großen Einsatz vor. In der Vorbereitung häufig zweitbester Werfer hinter Schröder. Der X-Faktor: Johannes Thiemann (23/Ludwigsburg/14). Bei Foulproblemen anderer großer Spieler dabei. Der Vielseitige: Patrick Heckmann (25/Bamberg/25) Große Spielintelligenz, vereinigt Athletik und Wurfvermögen. Das Top-Talent: Isaiah Hartenstein (19/Kaunas/8) Alle Voraussetzungen für große Karriere.DEUTSCHE SPIELEHeute: Deutschland - Ukraine (14.45 Uhr)Samstag, 2. September, 14.45 Uhr: Georgien - DeutschlandSonntag, 3. September, 20.30 Uhr: Deutschland - Israel Dienstag, 5. September, 17.30 Uhr: Italien - Deutschland Mittwoch, 6. September:Deutschland - Litauen (13.45 Uhr)

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