Basketball: Er ist Buck - Jermaine Bucknor vor dem ersten Spiel für die Gladiators

Trier · Nach seiner Rückkehr läuft Jermaine Bucknor heute gegen Chemnitz (20 Uhr/Arena Trier) erstmals für die Gladiators Trier auf. Der TV hat ihn getroffen und mit ihm über Heimat, einen Supermarkt und eine folgenreiche Nachricht gesprochen.

 „Ich kenne noch alles“, sagt Gladiators-Neuzugang Jermaine Bucknor über seine neue und alte Heimatstadt Trier. TV-Foto: Marek Fritzen

„Ich kenne noch alles“, sagt Gladiators-Neuzugang Jermaine Bucknor über seine neue und alte Heimatstadt Trier. TV-Foto: Marek Fritzen

Foto: (g_sport

Jermaine Bucknor strahlt über beide Ohren. "Das Amphitheater, die Porta Nigra, da hinten der Dom", sagt der 33-Jährige, "ey, es fühlt sich so gut an, hier zu sein, das ist zu Hause". Der 33-Jährige steht an der Aussichtsplattform am Trierer Petrisberg. Auch wenn der Himmel an diesem Mittwochmorgen grau ist, die Aussicht auf "seine Stadt" lässt Bucknor strahlen. "Ich könnte", sagt der Kanadier, "ich könnte wirklich blind mit dem Auto durch die Stadt fahren, ich würde mich zurechtfinden, ich kenne noch alles".

Am Montagmittag, bei seiner Ankunft in Trier, als er über die Zurmaiener Straße im Norden in die Stadt rollte, sei ihm sofort etwas Bekanntes ins Auge gefallen. "Ich hab' zuerst den Ratio-Supermarkt gesehen, da wusste ich: Das ist Trier, ich bin echt zurück." Bucknor hat den Satz noch nicht zu Ende gesprochen, da fängt er laut an zu lachen. "Es ist alles so verrückt, ich kann das irgendwie noch gar nicht glauben, dass ich tatsächlich wieder hier bin." Ist er aber, Buck is back, seit eineinhalb Wochen.

Vorher ist er eineinhalb Jahre lang nicht mehr da gewesen. Nachdem die TBB Trier im Sommer 2015 in den Wirren der Insolvenz versunken war, musste der Publikumsliebling die Stadt, die ihm in den drei Jahren zuvor so sehr ans Herz gewachsen war, schweren Herzens verlassen. "Das war eine echt schwierige Zeit", erinnert sich "Buck", "wir hatten gerade das zweite Kind bekommen, ich hatte schon einen Vertrag für die kommende Saison 2015/16 unterschrieben und dann so etwas - von jetzt auf gleich hatte ich keinen Job, meine Familie keinen Ort zum Leben mehr, wir wussten nicht weiter". Damals habe er nicht damit gerechnet, jemals wieder nach Trier zurückkehren zu können. Nach Stationen im belgischen Mons und in Argentinien ist er nun kurz davor gewesen, bei einem Club in Frankreich zu unterschreiben. Doch dann ruft ihn seine Frau Beth vergangene Woche Mittwoch in ihrem Haus zu Hause in Edmonton abends plötzlich zu sich. "Ich habe meiner kleinen Tochter gerade die Windeln gewechselt, da hörte ich Beth rufen: 'Jermaine, komm mal bitte schnell, ich habe gerade eine Nachricht aus Trier auf Facebook bekommen, du solltest mal schnell deinen Berater anrufen'."

Absender der Nachricht sind drei Trierer Basketballfans um Enzo Sarnelli. Nachdem sich die Gladiators zuvor unerwartet von Power Forward Ryan Nicholas getrennt haben, versuchen die Fans auf eigene Faust ihr Glück, und melden sich bei Beth Bucknor, mit der Frage, ob ihr Mann nicht zurück nach Trier kommen wolle (der TV berichtete am 30. Januar).
"Das kann nicht sein", habe er seiner Frau daraufhin geantwortet, "ich weiß, dass sie einen guten Spieler für meine Position haben, Ryan Nicholas heißt der, nein, nein, das kann nicht sein". Doch seine Frau bleibt beharrlich, macht ihm klar, dass die Fans es ernst meinen, es tatsächlich die Chance gibt, in "sein Trier", zurückzukehren. Mit Erfolg, schon wenige Tage später unterschreibt Bucknor einen Vertrag bis Saisonende.

Ein bisschen, so gesteht er, fühle es sich noch "anders" an bei seinem neuen, alten Club. Der neue Vereinsname, die neuen Spieler, der neue Trainer. "Es ist ja nicht so, dass Clubs so etwas oft machen. Den Vorgängerclub gab's 25 Jahre lang, ich spielte hier drei, mein Kumpel James Gillingham sechs Jahre lang. Der alte Club war das, was wir immer kannten", sagt Bucknor. Jetzt heiße der Verein Gladiators, daran müsse er sich noch ein bisschen gewöhnen. "Aber es ist richtig cool - cool, dass es hier mit Basketball weitergeht, und cool, dass sie so einen passenden Namen für den Club gefunden haben." Denn Gladiators und Trier, so findet Bucknor, das passe einfach, auch zu seiner Familie, denn: "Meine beiden Söhne heißen Miles Maximus und Marcus Julius in Anlehnung an Triers römische Vergangenheit - wie passend, dass ich nun ein Gladiator bin", sagt er und blickt auf "seine Stadt" hinab.
Sein neues Team und Trainer Marco van den Berg lobt "Buck" in den höchsten Tönen. "Das ist eine richtig gute Truppe, sie haben den Namen Gladiators und den Niemals-Aufgeben-Gedanken des Coaches verinnerlicht." Er werde noch ein bisschen brauchen, bis er bei 100 Prozent sei, doch er betont: "Gladiators und Bucknor, das passt, ‚niemals aufgeben' - das ist genau das, wofür ich während meiner TBB-Zeit immer gestanden habe." Er strahlt, als er das sagt.
Ein Video, in dem "Buck" sich über seine Ziele mit den Gladiators äußert und erzählt, was er Brandon Spearman sagte, als er erfahren hat, dass dieser jetzt seine alte Trikotnummer 32 trägt, gibt's online unter www.volksfreund.de/videos

Extra: TABELLENVIERTER CHEMNITZ REIST NACH TRIER

Seinen ersten Auftritt im Trikot der Römerstrom Gladiators Trier hat Jermaine Bucknor heute beim Heimspiel gegen Chemnitz (20 Uhr/Arena Trier). "Er wird spielen", sagt Trainer Marco van den Berg, "aber wir dürfen alle noch nicht zu viel von ihm erwarten, er wird noch ein bisschen Zeit brauchen, bis er bei 100 Prozent ist". Mit seiner Erfahrung helfe er dem Team allerdings sofort weiter, betont der Coach. "Ich bin froh, dass er da ist." Nach der 85:88-Niederlage gegen Crailsheim erwarten die Gladiatoren mit Chemnitz das nächste Spitzenteam der Liga. Beim Hinspiel kam Trier mit 53:77 unter die Räder. Zu den stärksten Spielern zählen Virgil Matthews und Chris Carter. "Wir müssen das Pick-and-Roll-Spiel der beiden gut verteidigen, das wird ein Faktor sein", prophezeit Triers Trainer.

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