Quietschende Reifen, fehlende Sponsoren

Trier · Es ist, so sagt es Dolphins-Trainer Dirk Passiwan, "der schönste Sport auf Rädern". Doch für eine erfolgreiche Bundesligasaison fehlen den Doneck Dolphins Trier noch mehrere Tausend Euro. Einen wichtigen neuen Geldgeber hat der Verein allerdings schon gefunden.

Trier. Es sind Kleinigkeiten, die sich in dieser Sportart schnell zu großen Problemen entwickeln können. So wie damals, bei diesem Spiel in Würzburg. Die Trie rer Rollstuhlbasketballer Dolphins mussten damals für ein Pokalspiel nach Franken. Eigentlich kein Problem. Anreise mit dem Bus, Übernachtung, Spiel - aber nicht im Rollstuhlbasketball. Spielertrainer Dirk Passiwan erinnert sich: "Finden Sie erstmal ein behindertengerechtes Hotel, in dem zehn bis zwölf Rollstuhlfahrer problemlos unterkommen."
In Würzburg wie in vielen anderen deutschen Städten unmöglich. Aus diesem Grund müssen die Trierer Rollis damals in einem Sportlerheim in Tauberbischofsheim übernachten - 40 Kilometer von der Spielstätte entfernt. "Ein ähnliches Problem sind Flugreisen zu Auswärtspartien im Europapokal", sagt Passiwan. Plätze für Rollstuhlfahrer in Flugzeugen sind stark begrenzt. "Daher gibt es Teams, die fliegen über eine Woche verteilt zu Auswärtsspielen, weil immer nur zwei bis drei Rollstuhlfahrer in einer Maschine mitfliegen können." Der Nationalspieler hat sich längst an diese Komplikationen gewöhnt. Er muss damit klarkommen. Der 37-Jährige ist eine Legende in der 1. Rollstuhl-Basketballbundesliga. Seit 1994 war er 19 Mal Topscorer in der Bundesliga. In einem Spiel erzielte er mal 65 Punkte - das ist Bundesligarekord. Er hat in Italien gespielt, und war über 150 Mal für die Nationalmannschaft aktiv. Passiwan lebt Rollstuhlbasketball.
Er sagt: "Alle sprechen immer von Inklusion - wir praktizieren sie täglich." In diesen Tagen allerdings ist das so eine Sache mit dem Praktizieren. Die Rollstühle stehen still, kein Ball fliegt durch die Halle. Es ist Sommerpause. Nach dem Europacupsieg der Moselstädter aus dem April ist Ruhe eingekehrt. Die meisten Spieler aus dem letztjährigen Kader haben den Verein verlassen. Übrig geblieben sind neben Passiwan nur Florian Ewertz, Tracey Ferguson und Martin Koltes. Ungewöhnlich ist das nicht im Rollstuhlbasketball.
60 Kinder in Jugendabteilung


Es ist oft so, dass große Teile der Mannschaft den Verein nach den Spielzeiten verlassen. Das bedeutet jede Menge Arbeit für Trainer Dirk Passiwan und Team-Manager Günter Ewertz. "Wir sind auf Spielersuche", berichtet Ewertz, "mit einem Litauer und einem Schweden stehen wir kurz vor der Einigung - wir planen mit einem 10er-Kader." Ein Gehalt bekommen die Spieler bei den Dolphins nicht. Sie werden entweder durch ihre Verbände finanziell gefördert (so wie mehrere Kanadier in den vergangenen Jahren), erhalten eine Schwerbehindertenrente oder arbeiten nebenbei.
Dennoch benötigt der Verein nach eigenen Angaben dringend Sponsoren, unter anderem einen Trikotsponsor. Ein wichtiger neuer Geldgeber konnte bereits an Land gezogen werden: Das Unternehmen Doneck Euroflex aus Luxemburg ist der neue Namenssponsor des Vereins. Der Vertrag mit der Firma, die wasser- und lösemittelbasierende Druckfarben für die europäische Druckindustrie herstellt, läuft über fünf Jahre. Über die Konditionen hüllen sich die Doneck Dolphins, wie der Verein nun heißt, in Schweigen. Fest steht nur, dass der alte Namenssponsor Goldmann sein Engagement nicht verlängert hat. "Sie haben ihre Filiale in Trier geschlossen und die Option auf eine Verlängerung der Zusammenarbeit nicht gezogen", berichtet Team-Manager Ewertz. Für die kommende Saison planen die Dolphins mit einem Etat von 130 000 Euro für den gesamten Verein - 60 000 Euro für die Bundesligamannschaft, der Rest entfällt auf die weiteren Teams sowie die Jugendabteilung mit 60 Kindern und Jugendlichen.
Verkaufseinahmen fallen weg


"In den vergangenen Jahren hatten wir an die 60 Sponsoren - die meisten davon zahlen Beträge zwischen 300 und 500 Euro", berichtet Ewertz. Langfristige Verträge sind das nicht. Sie müssen vor jeder Saison wieder neu ausgehandelt werden. Genau aus diesem Grund sind Ewertz und Passiwan in diesen Tagen auch wieder unterwegs - Klinken putzen. "Es ist aufwendig", gibt Passiwan zu, "aber es führt kein Weg dran vorbei". Momentan, so sagt er, sehe es schlecht aus. "Um die Bundesligasaison vernünftig zu Ende spielen zu können, fehlen uns noch an die 20 000 Euro. Wenn wir am Eurocup teilnehmen wollen, brauchen wir sogar noch 30 000 Euro."
Besonders hart treffe den Verein der Verlust der Verkaufseinnahmen bei Heimspielen. Während die Dolphins bei Spielen in der Mäusheckerhalle für Kuchen, Kaffee und Würstchen selbst zuständig waren, übernimmt das in der Arena der dortige Gastronomieservice. "Uns fallen dadurch 7500 Euro pro Saison weg", sagt Ewertz. 12 500 Euro verliere der Verein zusätzlich pro Saison durch den Wegfall der eigenen Spielfeldwerbung, sagen die Verantwortlichen - denn auch die ist in der Arena nicht möglich, da die Dolphins auf dem Parkett der Profibasketballer (früher TBB, heute Gladiators) spielen.
Extra

Die Rollstuhl-Basketball-Bundesliga besteht aus zehn Mannschaften. Das Topteam der Liga ist der RSV Lahn-Dill. Zwölfmal wurde der Verein aus Wetzlar bereits Deutscher Meister. Die Doneck Dolphins Trier starten am 4. Oktober mit einem Auswärtsspiel bei den Köln 99ers. Das erste Heimspiel findet eine Woche später in der Arena Trier gegen die Mainhatten Skywheelers aus Frankfurt statt.mfr

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