Was macht eigentlich ... Detlef Musch?

Trier · Rund zwei Jahrzehnte lang hat Basketballer Detlef Musch (40) den Spielertyp verkörpert, der seit der Erfindung dieser Sportart der klassische Center genannt wird. Wer ihm schon mal die Seife geklaut hat, warum er nicht mehr lange Hausmann sein wird und wann große Hände von Vorteil sind, erzählt der gebürtige Hesse im Trierischen Volksfreund.

Herr Musch, Sie haben Ihre Karriere in Trier beendet und wollten eigentlich auch hier bleiben. Warum hat das nicht geklappt?

Ich hatte das Angebot, das TBB Junior Team zu trainieren. Das hätte mir auch riesigen Spaß gemacht. Aber meine Frau und ich mussten eine Entscheidung fällen, die langfristig haltbar war, denn es ging um den Werdegang unserer Kinder. Da die erste Einschulung bevorstand, war klar, dass wir zukunftsorientiert denken müssen. Deshalb ging es dann in die Heimat meiner Frau ins Allgäu, wo wir ein eigenes Haus haben. Aber wir erinnern uns heute noch oft und gern an Trier. Die Stadt, die Umgebung und die freundlichen Menschen werden in sehr angenehmer Erinnerung bleiben.

Was ist denn aus der fast schon vorgegebenen Karriere als Basketballtrainer geworden?

Nichts. Ich bin Hausmann. Noch, muss ich dazu sagen. Im Sommer wird Emil, unser Jüngster, eingeschult, und dann beginne ich eine Ausbildung zum Krankenpfleger.

Sie haben ein abgeschlossenes Studium der Sozialwissenschaft …

Richtig. Das schadet mir ja auch nicht. Und soziales Denken ist in dem Job, den ich in Zukunft ausüben werde, auch nicht schlecht.

Welche Verbindung haben Sie überhaupt noch zum Basketball?

Fast keine mehr. Ich habe mir vielleicht noch sechs oder sieben Spiele angeschaut. Das war es auch schon. Am schönsten waren dabei die Spiele meiner früheren Universität, als sie unter den besten acht des Landes war.

Gibt es auch keine Ambitionen, als Trainer zu arbeiten?

Ich bin hier in der Basketball-Diaspora. Ich habe mal eine halbe Saison in Friedrichshafen den dortigen Zweit-Regionalligisten trainiert und sogar noch ein paar Spiele gemacht, als Not am Mann war. Aber den Verein gibt es nicht mehr. Und einen Kreisligisten will ich nicht trainieren.

Wie war es für Sie als ehemaliger Nationalspieler denn in der fünften Liga?

Ich habe mich gewundert, was man ohne zu laufen und zu springen noch leisten kann. Ich glaube, die hatten alle Respekt oder gar Angst vor mir.

Sie haben als Fußballer angefangen. Sind sie da auch wenig gelaufen?

Ich musste ja nicht, weil ich Torwart war. Eine Position, die sich anbietet, wenn man mit 15 Jahren schon 2,05 Meter lang ist. Und die Größe der Hände war auch von Vorteil. So hat alles sein Gutes.

Wie hat sich Basketball in Deutschland in den vergangenen 20 Jahren entwickelt?

In den letzten drei, vier Jahren ist nicht mehr viel passiert. Aber davor? Es ist ja nichts mehr so, wie es war. Die Professionalisierung ist auf allen Gebieten weit fortgeschritten. Wenn ich sehe, wie sich die Trainingsmethodik entwickelt hat, wie athletisch die Spieler heute sind, wie schnell das Spiel geworden ist, dann ist das eigentlich ein ganz anderer Sport geworden.

Wie sind Ihre Erinnerungen an die Jahre in Trier?

Nur gut. Ich habe viele liebe, freundliche Menschen kennengelernt. Im privaten Umfeld und auch in der Mannschaft. Wir hatten sehr oft viel Spaß miteinander.

Man munkelt, es sei auch viel Unsinn gemacht worden …

Das war der ,Länderkampf' zwischen Kanada und Deutschland. James Gillingham und Nate Doornekamp auf der einen und Patrick Palzer und ich auf der anderen Seite. Wir haben uns immer Streiche gespielt. Mal fehlte die Seife beim Duschen. Oder danach die Kleidung. Beliebt waren auch die Scherze mit Autoschlüsseln. Entweder sie waren versteckt oder untereinander vertauscht. Der Sender war dein eigener, aber die Schlüssel nicht. Oder umgekehrt. Diesen Scherzen konnte man nicht entgehen.

Wann sieht man Sie denn mal wieder in Trier?

An diesem Wochenende. Ich komme zum Allstar-Day und sitze mit meinem Freund Henrik Rödl in der Jury des Dunkingwettbewerbs.

Dabei waren Dunkings doch gar nicht Ihre Welt ...

Richtig. Ich war ein Vertreter der ,Generation Hakenwurf'. Aber ich weiß ja, wann ein Dunking schön ist oder nicht. Und ich freue mich sehr auf Trier und viele alte Bekannte.

Interview: Willi Rausch

Zur Person

Detlef Musch wurde am 28 März 1970 in Fulda geboren. Nach seiner Zeit auf der High School und dem Davidson College im US-Bundesstaat North Carolina nahm ihn Rekordmeister Leverkusen unter Vertrag. Dort avancierte der 2,12 Meter große Center zum Nationalspieler, holte zweimal die Meisterschaft und einmal den Pokal. Es folgten vier Jahre in Rhöndorf und Stationen in Bonn und Gießen. Mit 32 Jahren wagte er noch den Sprung ins Ausland. Seine Engagements in Italien und Frankreich waren jedoch nur kurz. Von 2003 bis 2007 spielte Musch für Trier. Insgesamt kam er auf 50 Länderspiele. Musch lebt mit Ehefrau Christiane und den Kindern Charlotta (9 Jahre), Valentin (7) und Emil (5) in Weiler im Allgäu. (wir)

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