Der Mann aus Queens und der Viez

Trier · TBB-Spieler Hughes ist im Sommer aus Litauen nach Trier gewechselt. Der US-Amerikaner hat alle Saisonspiele für die Moselstädter absolviert und teilweise überragende Leistungen gezeigt. Der TV hat sich mit dem Basketballer getroffen.

 Trevon Hughes. TV-Foto: Willy Speicher

Trevon Hughes. TV-Foto: Willy Speicher

Trier. Trevon Hughes muss kurz überlegen. Ihm fällt der Name nicht ein. Er sucht nach dem Namen für dieses "eine Getränk, das die Leute hier trinken". In der vergangenen Woche im TBB-Trainingslager im Hochwald hat er es zum ersten Mal probiert. "Das ist verdammt gut, schmeckt echt köstlich." Nein, Wein ist es nicht, da ist er sich sicher. "Den mag meine Frau ganz gerne, ich aber nicht", sagt Hughes. Dann überlegt er weiter. Plötzlich hat er\'s: "Viez, das Getränk heißt Viez." Moment mal: Trevon Hughes, Triers überragende Offensivkraft aus der Weltmetropole New York, mag Viez, oder "Wies", wie er diesen gewöhnungsbedürftigen herben Apfelwein in seinem sympathischen US-Akzent nennt?
"Ja, ich kannte Viez vorher nicht, aber als ich es jetzt zum ersten Mal getrunken habe, fand ich es sofort gut." Und der Guard geht noch weiter: "Wenn ich im Sommer in die USA fliege, werde ich auf jeden Fall ein paar Flaschen mitnehmen für meine Freunde und Verwandte."
Hughes hat sich am Donnerstagnachmittag Zeit genommen für ein Gespräch mit dem TV. Er kommt gerade vom Fitnesstraining. "Ziemlich k.o.", sei er, gibt er zu. Trotzdem ist er froh, dass es nach der zweiwöchigen Spielpause wegen des Pokalwochenendes am Samstag (20 Uhr/Arena Trier) gegen die Telekom Baskets Bonn wieder weitergeht. "Das wird kein einfaches Spiel, die Bonner haben sich gegenüber der Vorrunde deutlich verbessert", weiß Hughes. "Aber wir sind der Underdog und haben nichts zu verlieren." Das Spiel gegen die Rheinländer ist sein 28. Saisonspiel für die TBB - er hat kein einziges Bundesligaduell verpasst und ist somit bei allem Verletzungspech im Team von Coach Henrik Rödl eine der wenigen Konstanten in dieser Spielzeit. Seine Statistiken können sich sehen lassen: Im Schnitt 15 Punkte und 3,2 Assists pro Spiel. Unter anderem machte er 30 Punkte in Oldenburg und 21 Zähler gegen München.
Zufrieden ist Hughes mit dem Saisonverlauf dennoch nicht. Es sei mehr möglich gewesen, findet er, doch er sagt: "Unser Verletzungspech ist schon unglaublich. Wenn wir mal zwei Schritte nach vorne machen konnten, wurden wir im nächsten Spiel durch andere Verletzungen wieder um fünf Schritte zurückgeworfen." Aber, so betont er, "wir müssen nach vorne gucken".
Diese Einstellung ist typisch für den US-Amerikaner, der am heutigen Freitag seinen 27. Geburtstag feiert. Er ist immer seinen Weg gegangen. So schnell scheint ihn nichts umzuhauen. Schon mit 14 Jahren ist Hughes von zu Hause weg. Seine Heimat ist der New Yorker Stadtteil Queens.
Es sei in der Nachbarschaft durchaus gefährlich gewesen, erzählt er. Einige seiner Freunde seien vom rechten Weg abgekommen. "Deswegen wollten meine Eltern, dass ich einen anderen Weg gehe." Sie schickten ihn raus aus dem Big Apple, weit weg, in die rund 1500 Kilometer entfernte Kleinstadt Delafield im Bundesstaat Wisconsin. Dort besuchte er die Highschool an der St. John\'s Northwestern Military Academy. Auch wenn es am Anfang "unfassbar schwer" gewesen sei, derart weit von Freunden und Familie getrennt zu sein, sagt er heute: "Die Zeit hat mich positiv geprägt, ich habe viel Disziplin beigebracht bekommen."
Was er dort natürlich auch gelernt hat: Basketball und, ja, American Football. "Ich war sogar besser im Football", erinnert er sich, ,"einmal wurde ich zum besten Offensivspieler des Jahres gewählt", berichtet der TBB-Akteur. Warum er denn nicht Footballer geworden ist? "Mir war das draußen oft zu kalt und zu nass, da habe ich lieber Sport in der Halle getrieben und mich deswegen für Basketball entschieden." Nach Highschool und College in Wisconsin führte ihn sein Weg nach Europa. Nach Stationen in Slowenien und Litauen landete er an der Mosel.
Hier in Trier lebt er mit Frau und zwei Kindern. Ob er auch in der kommenden Saison für Trier auf Punktejagd gehen wird? "Ich kann es mir vorstellen, man muss abwarten." Vielleicht kann ihn ja der Viez überzeugen, hierzubleiben. mfr

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