Einmal Himmel und zurück

Trier · Johannes Herber blickt auf eine beeindruckende Basketballkarriere zurück. Vier Jahre lang spielte er in den USA. 74-Mal stand er für Deutschland auf dem Parkett. Doch mit 29 Jahren beendete er seine Karriere. Über die vielen Auf und Abs hat er ein Buch geschrieben, das er in Trier präsentierte.

Trier. Was für eine Vorstellung: Er ist 2,15-Meter groß. Er wiegt 116 Kilogramm. Er ist mehrfacher deutscher, griechischer und spanischer Meister im Basketball. Und dann sitzt er da und singt. Er trällert: "Ich sah sie irgendwo, allein in Mexiko, Anita" von Costa Cordalis. Der Sänger heißt Patrick Femerling - mehrfacher Nationalspieler und vielleicht bester deutscher Center der vergangenen Jahrzehnte. Femerling hat mittlerweile seine Karriere beendet - seine Basketballkarriere, versteht sich.
Gesungen hat er ohnehin nur nebenbei. Und zwar regelmäßig im Bus der Basketballnationalmannschaft auf dem Weg vom Hotel zur Halle - und zurück. Woher der Autor das weiß? Von Johannes Herber. Ebenfalls ein ehemaliger deutscher Nationalspieler. Die Femerling-Story steht in Herbers Buch "Almost Heaven", das der 30-Jährige am Dienstagabend auf Einladung des Basketball-Bundesligisten TBB Trier in der Mayerschen-Buchhandlung am Trierer Kornmarkt präsentiert hat. Als Herber die Femerling-Story vorliest, lachen die 50 Zuhörer. "Wenn Patrick anhob und der ganze Bus einstimmte, dann klang für Deutschland spielen nicht mehr pathetisch und feierlich, sondern fröhlich und unfassbar schief", liest Herber. Seine Zuhörer lauschen ihm gebannt. Kein Wunder, der Hesse hat einiges zu berichten. Der gebürtige Darmstädter blickt auf eine bewegte Karriere zurück: Mit 16 Jahren spielte er bereits in der zweiten Bundesliga. Ein Jahr später flattert bei ihm der erste Profivertrag von Bundesligist Frankfurt Skyliners ins Haus.
Herber hatte einen Traum


Doch Herber lehnt ab. Er hat längst einen anderen Traum. Die College-Basketballliga fasziniert ihn. "Die Arenen waren ebenso riesig und voll wie in der NBA, die Stimmung war sogar noch besser." Herber machte seinen Traum tatsächlich wahr. Von 2002 bis 2006 spielt und studiert er an der West Virginia University. 2006 kommt Herber zurück nach Deutschland zu Alba Berlin. Spielt auch für die Nationalmannschaft und gehört zu den besten deutschen Spielern auf seiner Position. Eine Zeit wie im Heaven (Himmel) für ihn.
Herber wirkt authentisch. Man glaubt ihm das, was er da von sich erzählt. Gerade deswegen, weil er auch die schweren Zeiten seiner Karriere thematisiert. Aufgrund dieser Zeiten habe sein Buch, so sagt der 1,97-Meter-Mann, auch einige "dunkle Abschnitte". In diesen Kapiteln geht es um seine beiden Kreuzbandrisse und den harten Kampf, sich danach wieder ins Team von Alba Berlin zurückzukämpfen. "Es ist schlimm, wenn du verletzt bist und deinem Team zuschauen musst, aber wenn du gesund bist und keine Einsatzzeit bekommst, ist das noch viel schlimmer." Eine weitere Verletzung an der Ferse führte 2012 dazu, dass er seine Karriere mit nur 29 Jahren beendete - Almost Heaven (fast Himmel) eben.
Es sei ihm wichtig gewesen, dass sein Buch aufgrund der Verletzungen nicht zu "dunkel" wird. Das ist ihm gelungen. "Almost Heaven" liefert einen interessanten Blick hinter die Kulissen der schillernden Basketballwelt. Dass die nicht immer nur bunt und lustig ist, beschreibt Herber auf beeindruckende Weise.
Almost Hevan, Johannes Herber, Berlin Verlag, 19,99 Euro

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