Und dann kam Jermaine ...

Trier · Was für ein Abend - was für ein Spiel: Die TBB Trier hat die Eisbären Bremerhaven am Samstag hauchdünn mit 85:84 (45:46) besiegt. Knapp 4000 Zuschauer sehen dabei ein kurioses Spiel mit einem unglaublichen Finale, das für Jermaine Bucknor auf der Tribüne endet.

 Grenzenloser Jubel nach dem knappen Sieg gegen die Eisbären: Jermaine Bucknor wird von Fans und Mitspielern gefeiert.TV-Foto: Sebastian J. Schwarz

Grenzenloser Jubel nach dem knappen Sieg gegen die Eisbären: Jermaine Bucknor wird von Fans und Mitspielern gefeiert.TV-Foto: Sebastian J. Schwarz

Trier. Dann kommt es zu dieser Szene. Die Schlusssirene hört niemand mehr. Der ohrenbetäubende Jubel in der Arena übertönt alles. TBB-Coach Henrik Rödl wird nach dem Spiel erklären: "So etwas habe ich während meiner Zeit in Trier noch nicht oft erlebt - zweimal vielleicht." Jermaine Bucknor wird das Spiel auf der Tribüne beenden, stehend auf einem Sitz. Die Hände zu Fäusten geballt, um ihn herum Dutzende jubelnde TBB-Fans und seine Teamkollegen - in der Arena gibt\'s kein Halten mehr.Was ist passiert? Das hier: Die TBB hat am Samstagabend Besuch aus dem hohen Norden. Die Eisbären Bremerhaven sind zu Gast. Es ist ein enges Spiel. Der Tabellenvorletzte ist ein unangenehmer Gegner. Zur Halbzeit liegen die Römerstädter mit einem Punkt hinten (45:46). Nach der Pause geht die TBB in Führung, doch bis zum Schluss sind die Gäste nicht abzuschütteln. Moses Ehambe (17 Punkte), Tyrus McGee (27) und Lorenzo Williams (12) schaffen es immer wieder, wichtige Dreier im Trierer Korb zu versenken. Es bleibt eng und unglaublich spannend.Die Spannung gipfelt um 22.28 Uhr in den nun folgenden Szenen: Auf der Uhr stehen noch 30 Sekunden. Trier liegt mit 80:82 hinten. Jermaine Anderson bringt denn Ball nach vorne. Ein Blick, ein Pass, und Ricky Harris (21 Punkte) hat die Kugel an der Dreierlinie. Er zieht ab und trifft. 83:82. Das müsste es doch sein. Die knapp 4000 Zuschauer in der Arena jubeln. Doch Bremerhaven findet die passende Antwort. Der starke US-Amerikaner Lorenzo Williams bringt sein Team im Gegenzug wieder in Führung (83:84) - und das drei Sekunden vor Schluss. Kopfschütteln unter den Zuschauern. Einige nehmen ihre Jacken und stapfen resigniert in Richtung Ausgang. Doch sie werden die Halle nicht verlassen. Denn Henrik Rödl hat noch eine Idee.Der Trierer Trainer nimmt eine Auszeit. Er weiß genau, was jetzt gespielt werden muss. Ein Spielzug, bei dem Jermaine Bucknor im Mittelpunkt steht. Er soll den Ball bekommen und den Sieg doch noch eintüten. Der Kanadier erhält genaue Anweisungen von seinem Coach. Dann geht es zurück aufs Feld. Einwurf von Jermaine Anderson. Bucknor fängt den Ball. Er tankt sich an der Eisbären-Verteidigung vorbei und bringt den Ball in Richtung Korb. Die Kugel tänzelt auf dem Ring, eine gefühlte Ewigkeit vergeht, dann fällt sie rein - 85:84. Schluss, aus, Ende. Die Arena steht kopf und Bucknor zieht es wie zu Anfang beschrieben auf die Tribüne zu den Fans. Die Freude platzt aus ihm heraus."Die Fans haben uns bisher, auch heute, so großartig unterstützt - ich wollte ihnen nach diesem Spiel etwas zurückgeben, die Euphorie zu ihnen tragen. Deshalb bin ich da hingelaufen", sagt "Buck", wie die Fans ihren Liebling nennen, nach dem Spiel. "Reingeeiert" habe Bucknor den Ball, sagt ein sichtlich gelöster Rödl nach Spielende. Reingeeiert oder nicht: Der TBB gelingt mit diesem Sieg ein wichtiger Befreiungsschlag gegen einen direkten Konkurrenten im Tabellenkeller. Dabei agieren die Trierer, die auf den verletzten Center Stefan Schmidt verzichten müssen, über die gesamte Spielzeit deutlich konzentrierter als noch in der Vorwoche bei der Auswärtsniederlage gegen die Artland Dragons. Besonders stark präsentieren sich Jermaine Anderson (12 Punkte), Mathis Mönninghoff (12) und Ricky Harris (21). Seit langem setzt Rödl gegen die Eisbären mal wieder auf Manndeckung anstatt auf Zonen-Verteidigung. Mit Erfolg: Denn durch die aggressive Verteidigung zwingen sie die Norddeutschen zu 16 Ballverlusten. Am Ende interessiert das niemanden mehr. Noch lange nach Spielschluss schwappt eine Laola durch die Arena - und mittendrin Matchwinner Jermaine Bucknor.Punkte TBB: Anderson 12, Mönninghoff 12, Vrabac 9, Chikoko 9, Lukovic 5, Harris 21, Bucknor 10, Kramer 2, Canty 6 - Beste Werfer Bremerhaven: McGee 27, Ehambe 17, Williams 12 - Viertelstände: 23:24/45:46/66:60/85:84 - Zuschauer: 3811

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