Momente für die Ewigkeit

Der Pokal - Trierer Fans erinnern sich an ganz besondere Momente. Momente für die Ewigkeit.

Ein großer Traum - zerplatzt
Unsere Firma alwitra war zu dieser Zeit Haupt- und Trikotsponsor, und ich war in der glücklichen Lage, mir die Pokalspiele live und in bester Sitz-und Sichtposition anschauen zu können. Die "Ruuudi-Show" gegen Schalke und Dortmund waren besondere Höhepunkte; das Sahnehäubchen jedoch war für mich das Halbfinal-Spiel gegen Duisburg am kalten 18. Februar 1998. Hier war alles drin, was der Fußball zu bieten hat. Schätzungsweise 18 000 Zuschauer verwandelten das Stadion in einen wahren Hexenkessel.

Fast jeder hatte die Beilage "Wir fahren nach Berlin" vom Trierischen Volksfreund in der Hand und streckte diese in den Trierer Nachthimmel. Dazu peitschte eine Trommlergruppe das Stadion an den Rand des Siedepunkts. Als Duisburg durch Zeyer 1:0 in Führung ging, war dies wie ein Faustschlag in die Magengrube. Doch dann kam die 89. Minute - und Dirk Fengler schlug zurück.

Was sich dann abspielte, war Jubel-Ekstase pur, eine Welle nach der anderen umrundete das Stadion. Verlängerung und das Elfmeterschießen folgten. Dirk Fengler verschießt, Ischdonat hält, Thomas Gill, der Torhüter der Duisburger, verwandelt beim Stand von 10:11. Jetzt muss "Ischi", der hervorragend gehalten hat, selbst ran. Totenstille und Anspannung macht sich breit. Er läuft an - und zwingt den Balljungen neben dem Tor zu einer Glanzparade. Aus und vorbei. "Fortuna" Duisburg hat gesiegt. Es fehlten ein paar Zentimeter bis zum Brandenburger Tor, und der große Traum ist wie eine Seifenblase von einer auf die andere Sekunde geplatzt. Die Region war trotzdem unwahrscheinlich stolz. Noch Tage später grüßte ich einen Kollegen am Morgen fragend mit: "Ich sag Eintracht, du sagst?" Er antwortete bestimmt mit: "Trier!" Siegfried Skilwies

Böse Vorahnung
Das Pokal-Halbfinale 1998 war für mich der absolute Höhepunkt der Trierer Eintracht in meiner Jugendzeit. Damals war ich 15 Jahre alt und fieberte neben den Liga-Spielen auch bei alles Pokalspielen live im Stadion mit. Bereits am Vorabend schaute ich mir das Abschlusstraining der Eintracht unter Flutlicht auf dem Hauptplatz im Moselstadion an, und am Morgen des 18. Februar 1998 ging ich voller Vorfreude in die Schule - ich konnte das Spiel am Abend kaum erwarten! Unvergessen bis heute ist die einmailge Stimmung. Das Spiel war eine einzige Berg- und Talfahrt, unfassbar, dass die Männer von Karl-Heinz Emig überhaupt die Verlängerung erreichten. Als dann Thomas Gill beim Spielstand von 10:10 zum Elfmeterpunkt ging und anschließend verwandelte, hatte ich schon eine Vorahnung, dass die Nerven Daniel Ischdonat einen Strich durch die Rechnung machen würden ... Rückblickend waren das wunderbare Momente, die ich nie vergessen werde - die Eintracht im DFB Pokal 97/98. Carsten Köhnen

Stark bewacht und doch gewonnen
Ich kann mich noch genau an das Pokalspiel in Uerdingen erinnern. Allerdings mehr an das Drumherum als an das Spiel selbst ...
Wir waren damals mit zwei Bussen unterwegs nach Uerdingen. Ein Eintracht-Fanbus - und wir. Beide Busse waren genau identisch bis auf eine Zahl im Nummerschild. Irgendwann wurden wir auf der Autobahn von der Polizei gestoppt. Die Polizisten behaupteten, wir hätten eine Raststätte auf unserem Weg total verwüstet. Ein Mitglied des damaligen Eintracht-Vorstands konnte nach langer Diskusion richtigstellen, dass das wohl der Eintracht-Fanclubbus gewesen sein muss. Wir durften also weiterfahren bis zur Autobahnausfahrt Uerdingen. Dort wurden wir wieder von der Polizei angehalten und mit Begleitung ins Stadion geführt. Hier angekommen, mussten alle einzeln aussteigen und sich einer Leibesvisitation unterziehen. Wie schon so oft war ich die einzige Frau im Bus. Und es war keine Beamtin weit und breit, die mich hätte abtasten können. Ich sollte also nicht ins Stadion dürfen. Stinksauer habe ich den Beamten klargemacht, dass ich den weiten Weg nicht gemacht habe, um vor dem Stadion auf das Ergebnis zu warten. Nach langem Hin und Her fand sich schließlich eine Beamtin, die mich untersuchte, und wir durften unter Polizeischutz ins Stadion. Wir wurden von Polizisten umstellt, und auf der Laufbahn vor uns liefen Hundestaffeln. So stark bewacht konnten wir das Spiel sehen. Petra Becker

Das große Grinsen
Ich war 1985 in der Ausbildung bei der Stadtsparkasse Trier - wir sind direkt nach Feierabend mit vier Leuten nach Krefeld gefahren. Begleitet wurde die Abfahrt von hämischen Kommentaren der lieben Kollegen ("500 Kilometer Fahrt, um mit einer Packung nach Hause zu kommen"). Pünktlich zu Spielbeginn waren wir in der alten Grotenburg-Kampfbahn, wo zu Beginn Einbahnstraßen-Fußball in Richtung Eintracht-Tor stattfand. Nach einem Konter stand es aber plötzlich 1:0 für die Eintracht, und ab diesem Zeitpunkt hatten die Jungs das Spiel besser im Griff. Nach dem 2:0 und 3:0 leerten sich dann die Ränge schnell - ich hatte am Schluss den Eindruck, es waren nur noch Trierer (....und ein paar Uerdingen-Fans türkischer Herkunft, die zu uns übergelaufen waren) im Stadion. Der Uerdinger Trainer Feldkamp war meines Wissens damals krank zu Hause geblieben - das Spiel dürfte nicht zu seiner Genesung beigetragen haben. Die Rückfahrt war dann entsprechend lustig (außer für unseren Fahrer), und am nächsten Tag bekamen wir alle das Grinsen nicht mehr aus unseren Gesichtern. Das war nur einer von vielen schönen Pokal-Abenden mit der Eintracht. Michael Ruschel

Ein unglaubliches Nervenspiel
Mein unvergesslichstes Pokal-Erlebnis war das DFB-Pokal-Halbfinale 1998 gegen den MSV Duisburg. Ich war damals 18 Jahre alt. Früh stand ich an jenem Mittwochabend im Moselstadion.
Die Zeit bis zum Anpfiff wollte nicht vergehen. Dann, gleich nach wenigen Minuten, eine Fehlentscheidung des Schiris, der einen klaren Elfmeter für den SVE nicht pfiff. Das lag wohl am Bundesliga-Bonus. 0:0 ging man in die Pause. Wenige Minuten nach Wiederanpfiff der Schock: das 0:1.
Duisburg machte hinten jetzt alles zu und verwaltete das Ergebnis.
Bis zur 89 Minute. Ausgerechnet einer der kleinsten, Dirk Fengler, setzt sich nach einer Ecke durch und "netzte" ein. Grenzenloser Jubel. Und dann geschah etwas Unglaubliches: Wir waren gerade fertig mit Jubeln, da sahen wir den Ball schon wieder im Tor. Direkt nach dem Anstoß gewann Trier im Mittelkreis den Ball und trug den nächsten Angriff vor. Ein Schuss, ich weiß leider nicht mehr genau, von wem, ging ans Außennetz. Wir sahen den Ball drin und bejubelten das 2:1. Nach einigen Sekunden im kollektiven Freudentaumel fiel uns der Irrtum erst auf.
Es gab anschließend Verlängerung, und als auch da keine Entscheidung fiel, folgte das Elfmeterschießen. Ausgerechnet Dirk Fengler, der uns überhaupt im Spiel gehalten hatte, setzte den ersten Elfmeter für Trier an die Latte. Als es dann wieder um alles oder nichts ging, hielt Daniel Ischdonat gegen einen Duisburger. Ein unglaubliches Nervenspiel. Alle trafen bis zum 11:10 für Duisburg. Dann musste Daniel an den Punkt. Und er verschoss.
Das war ein unglaublich bitterer Moment. Natürlich hätte man aufgrund des großartigen Spiels feiern können, vielleicht sogar müssen. Am nächsten Tag war übrigens auch noch Weiberfastnacht. Ich konnte nicht feiern und auch nicht abschalten. Zu viele Emotionen waren noch in mir. Im "Täglich" an der Porta leckten wir bis zum frühen Morgen unsere Wunden. Wunden von einem Spiel, das unvergessen bleiben wird. Thomas Fickinger

Grandiose Party - graue Haare
Ja, ich war 1985 mit meinem Bruder in Uerdingen beim denkwürdigen 3:0 beim amtierenden Pokalsieger. Umstellt von Polizisten, die uns vor dem Spiel fragten, wie viele Gegentore wir heute sehen wollten. Die Eintracht hat ja dann die richtige Antwort gegeben, und stolz wie Oskar fuhren wir wieder nach Hause, nicht ohne den freundlichen Polizisten unser geheucheltes Mitleid kundzutun. Das war eine Rückfahrt, die war so legendär, dass ich meinen Enkeln (wenn sie mal erwachsen sind) davon berichten muss!
Dortmund war Jahre später natürlich auch ein Fest, aber da fingen meine ersten grauen Haare an zu sprießen. Das war aber erst der Anfang: Nach dem dramatischen Elfmeterschießen gegen Duisburg war ich dann katzengrau! Bis heute kann ich immer noch nicht akzeptieren, dass man als letzte Lösung die Torleute gegeneinander schießen lässt, deren Job es ja wohl eher ist, Tore zu verhindern. Deswegen: Keinen Vorwurf an Daniel Ischdonat, der ansonsten ein super Spiel geliefert hat. Ich werde nie diese Augen vom Duisburger Schlussmann vergessen - die kamen ihm fast aus dem Kopf. Da standen wir ganz kurz vor Berlin ... Harald Remy


Raus aus dem Kreißsaal

Ich weiß noch genau, wo ich beim Halbfinale gegen Duisburg war - und ich werde es auch nie vergessen. Am 18 Februar 1998 um 16.18 Uhr kam unser Sohn Lars zur Welt, und pünktlich zum Anstoß war ich wieder auf meinem Zimmer. Dass die Eintracht dann verlor, fand ich nicht so dramatisch. Ich hatte für mich gesehen ja ein viel größeres Erfolgserlebnis zu verbuchen. Für die beiden Frauen, die mit mir das Zimmer teilten, war es allerdings nicht so ganz nachvollziehbar, dass man sich am Tag der Entbindung nicht nur über sein Kind freut, sondern auch rechtzeitig zum Anstoß aus dem Kreißsaal raus ist. Tja, ich bin eben ein echter Eintracht-Fan! Ruth Feiler
P.S.: Lars spielt Fußball und ist natürlich Eintracht-Fan.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort