Nimm zwei!

Es könnte DIE Szene der Saison gewesen sein: Schiedsrichter Thomas Metzen zückt im Zweitliga-Spiel FSV Mainz 05 gegen den FC St. Pauli zwei Gelbe Karten gleichzeitig. Eine "seltsame Aktion" (Referee-Kollege Herbert Fandel) mit Folgen: In den anstehenden Halbzeit-Tagungen im Bereich des Fußball-Verbands Rheinland wird das Thema angesprochen.

Kyllburg/Mechernich. Bei dieser Szene blieb selbst Fifa-Schiedsrichter Herbert Fandel aus Kyllburg (Eifelkreis Bitburg-Prüm) die Spucke weg: "Mein Mund stand offen. Ich war sprachlos." Verwunderung pur über Referee-Kollege Thomas Metzen (27), der im Spiel Mainz gegen St. Pauli Miroslav Karhan und Florian Bruns gleichzeitig verwarnte, indem er überraschend zwei Gelbe Karten aus seinen Brusttaschen zog. Fandel formuliert vorsichtig, was er vom "Doppel-Gelb" hält: "Das war eine völlig unsinnige Aktion." Die Szene wirft Fragen auf: Zwei Gelbe Karten, geht das überhaupt? Fandel: "Das Regelwerk geht nicht bis ins kleinste Detail. Theoretisch kann jeder Schiedsrichter 500 Gelbe Karten mit sich tragen." Aber kann man DFB-gerechte Gelbe Karten einfach so beziehen? Fandel: "Es gibt Versandhäuser, wo man größere Stückzahlen kaufen kann. Ich brauche das aber nicht. Ich nutze meine eine Gelbe Karte schon seit 30 Jahren!"

Ob sich Metzen, der Vorstandsassistent aus Mechernich, vielleicht dennoch Fandel als "Vorbild" genommen hat? Auf einem Plakat zur Bewerbung der DFB-Aktion "Faszination Schiedsrichter" ist Fandel mit sechs Armen zu sehen. Dort zückt er zeitgleich Rot und Gelb - allerdings in einer klar ersichtlichen Fotomontage.

Der TV hat Glück, Metzen gestern Morgen ans Telefon zu bekommen: "Eigentlich gehe ich dieser Tage gar nicht ans Handy ran." Erhellendes zu seinen Motiven für "Doppel-Gelb" trägt er aber nicht bei. "Sie müssen zurzeit Verständnis haben, dass ich mich dazu nicht äußern will." Gibt's einen Maulkorb vom DFB? "Ich will das weder bestätigen noch dementieren." Wird er künftig auf die zweite Gelbe Karte verzichten? "Ich werde so weiterarbeiten wie bislang. Und zwar so, dass eine professionelle Spielleitung nicht drunter leidet."

In Trier ist Metzen kein Unbekannter. Anfang Oktober pfiff er das Regionalliga-Spiel zwischen Eintracht Trier und Mainz 05 II. Sein vorzeitiger Tribünenverweis gegen Triers Co-Trainer Thomas Richter sowie seine Rote Karte gegen Pero Miletic sorgen für reichlich Diskussionen.

Seine effektvolle Aktion in Revolverheld-Manier nun im Zweitliga-Spiel wird Folgen haben. Es wird spekuliert, dass Metzen zunächst eine schöpferische Pause erhält. Erich Schneider, Vorsitzender des Schiedsrichter-Ausschusses des Fußballverbands Rheinland, kündigt auf TV-Anfrage zudem an: "Ich werde während der anstehenden Halbzeit-Tagungen im Verband auf die Szene zurückkommen und darauf hinweisen, dass das keine gängige Praxis ist. Ganz pragmatisch gesehen besteht außerdem die Gefahr, dass man sich schnell beim Ziehen der Karten vertun kann."

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