Wiederanpfiff für den Widerstand

Wenn dieser Tage in den Regionalliga-Staffeln West, Nord, und Süd die neue Saison startet, wird sich auch der Chor der Kritiker wieder verstärkt zu Wort melden.

 Nicht nur der glühende Eintracht-Anhänger Dominique Gödert sieht die derzeitige Struktur der Regionalligen mit kritischen Augen. Eine Fan-Initiative stößt deutschlandweit auf breiten Zuspruch. Foto: privat

Nicht nur der glühende Eintracht-Anhänger Dominique Gödert sieht die derzeitige Struktur der Regionalligen mit kritischen Augen. Eine Fan-Initiative stößt deutschlandweit auf breiten Zuspruch. Foto: privat

Trier. Er ist Eintrachtler durch und durch. Dominique Gödert verpasst so gut wie kein Spiel. Egal, in welcher Liga Trier spielt, der 30-Jährige aus Beilingen (Kreis Bitburg-Prüm) steht zum Club. In guten wie in schlechten Zeiten. Bei Heimspielen fiebert er in der Ostkurve mit. Zu Auswärtsspielen geht's mit dem Auto, gemeinsam mit den Kumpels aus dem Fanclub "Südeifel-Gladiatoren".

Die Vorfreude auf die neue Saison ist groß. Auf den Auftakt am Sonntag beim 1. FC Kaiserslautern II. Die Umstände rufen dagegen keine Begeisterung hervor. Gödert: "Mir graut schon vor der Kulisse. Das Stadion wird vielleicht zu einem Prozent ausgelastet sein." Gespielt wird im 48 500 Zuschauer fassenden Fritz-Walter-Stadion. Das ist eine Vorgabe des Verbands.

Willkommen Tristesse. Kein Einzelfall in den drei Regionalliga-Staffeln West, Süd und Nord. "Es gibt Höhepunkte, etwa die Partien gegen Preußen Münster. Insgesamt herrscht jedoch nur bei zehn bis 15 Spielen eine gute Atmosphäre", sagt Gödert. Einige Traditionsvereine und ihre Fans können der vierten Spielklasse in ihrer jetzigen Form wenig Positives abgewinnen. Zu geringe Attraktivität bei zu hohen Kosten, dieser Mix bereitet Bauchschmerzen. Die Liebestöter: Zweitvertretungen von Lizenzclubs, deren Fanbasis überschaubar ist. Es formiert sich immer stärkerer Widerstand. Unter einigen Regionalliga-Vereinen, die eine Interessengemeinschaft (IG) gegründet haben. Auch unter den Fans, die sich durch die Initiative "Pro-Regionalliga-Reform- 2012" Gehör verschaffen wollen. Mehr als 8600 Unterstützer haben bislang eine Onlinepetition unterzeichnet, 225 Fanclubs von 81 Vereinen befürworten die Initiative. Deren Ziel: eine eigene Liga für die U-23-Teams der Proficlubs, größere Aufstiegschancen sowie realistischere finanzielle und technische Auflagen. "Mit dem Saisonstart wollen wir unseren Anliegen wieder mehr Nachdruck verleihen. In den Stadien sind einige Aktionen geplant. Es wird eine Regionalliga-Reform geben. Die Frage ist, wie sie aussieht", sagt Alex Lehné vom Fanverein Darmstadt 98, der die Initiative federführend ins Leben gerufen hat.

Dabei geht es um eine Grundsatzfrage: Kann die Regionalliga aufgewertet oder soll sie zugunsten der ehemaligen Oberligen abgeschafft werden? Aufhorchen lässt ein Beschluss im bayerischen Fußballverband. Die Oberligisten wünschen, dass die fünftklassige Bayernliga wieder zur vierten Spielklasse wird. Das würde das Aus der Regionalliga in ihrer derzeitigen Form bedeuten. Beim Lizenzierungsverfahren soll abgespeckt, die Zahl zweiter Mannschaften von Lizenzclubs zudem gedeckelt werden.

Im Deutschen Fußball-Bund (DFB) ist eine klare Reform-Stoßrichtung weiterhin nicht erkennbar. DFB-Vizepräsident Hermann Korfmacher dämpft die Erwartungen: "Wir steigen jetzt ins Gespräch mit der IG ein. Wie auch immer eine Lösung aussieht: Des einen Vorteil wird immer des anderen Nachteil sein."

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