Fußball: Zwischen Torpfosten, Trier und Teheran

Von Trier nach Teheran und zurück: Fußball-Torhüter Ronny Kockel hält sich nach seinem Abenteuer bei Paykan Teheran in der iranischen Liga an der Mosel fit. Eine Geschichte über Stadien ohne Frauen, seltsame Gesetze und jede Menge Schafsblut.

 Komm hoch: Ronny Kockel hilft beim teheranischen Derby gegen Persepolis seinem Gegenspieler. Der Torhüter war der erste deutsche Profi-Spieler in der iranischen Liga. Foto: privat/TV-Grafik: Birgit Keiser

Komm hoch: Ronny Kockel hilft beim teheranischen Derby gegen Persepolis seinem Gegenspieler. Der Torhüter war der erste deutsche Profi-Spieler in der iranischen Liga. Foto: privat/TV-Grafik: Birgit Keiser

Trier/Teheran. Ronny Kockel hat in seiner Laufbahn als Torhüter einiges erlebt. Im Bundesliga-Kader bei Arminia Bielefeld, in der ersten zyprischen Liga oder beim damaligen Oberligisten Eintracht Trier, wo er 2006/07 eine - nun ja - turbulente Saison erlebte. Wenn es der 32-Jährige aber ins Geschichtsbuch des deutschen Fußballs geschafft hat, dann wegen einer Pionier-Rolle. Kockel war der erste deutsche Profi-Spieler im Iran. Im November 2007 schloss er sich Paykan Teheran an. Als er dann über eine Vertragsverlängerung nachdachte, grätschte ihm der Verband dazwischen: Er führte im Sommer ein neues Gesetz ein, dass künftig keine ausländischen Torhüter mehr in der ersten iranischen Liga spielen dürfen. "Ich habe keine Ahnung, warum das so ist", sagt Kockel: "Es spielten ja nicht viele Ausländer in der Liga."

Das heißt für ihn: Er sucht von Trier aus - wo seine Freundin Maike März bei den Handball-"Miezen" spielt - einen neuen Verein. Derzeit hält sich Kockel beim von Rudi Thömmes trainierten Rheinlandligisten Mehring fit. Und hofft dabei auf Angebote.

Da bleibt Zeit, die Eindrücke aus einer fremden Welt zu verarbeiten. Was sich eingebrannt hat, sind Widersprüche. "Der Iran ist ein wunderschönes, riesiges Land. Man sieht hier viel zu oft nur das Negative", sagt Kockel. "Die Menschen dort sind unglaublich gastfreundlich. In Teheran kann man es dabei auch als Europäer aushalten. In anderen Teilen des Landes stelle ich mir das schwierig vor."

Der Fußball ist ohnehin überall gleich, mag man denken. So viel anders sei es jedenfalls bei den Spielen auch nicht gewesen: Große Stadien, aufgeheizte Atmosphäre, bedingungslose Fans. Zumindest bei anderen Klubs. Paykan ist der Club eines iranischen Auto-Konzerns. "Wir hatten nicht so viele Fans. Da wurde fast jedes Spiel zum Auswärtsspiel"

Aber es gibt auch das Fremde. "Als ich mich nach dem ersten Training ausgezogen habe, um zu duschen, wurde mir gleich gesagt, dass ich mich nicht vor den Teamkollegen entblößen darf", erinnert er sich.

Frauen kommen zudem gar nicht erst ins Stadion - da wird Fußball zur reinen Männer-Angelegenheit. Die Kommunikation sei zudem schwierig gewesen. In der Mannschaft sprach praktisch niemand deutsch oder englisch.

"Ich habe in der Zeit im Iran auch nur ein Interview gegeben. Und das mit Übersetzer und Zeugen." Seit seiner Rückkehr häufen sich nun die Presseanfragen.

Nicht nur, weil er ein paar Anekdoten zu erzählen hat.

Etwa, als er bei einem Training einen ungewohnten Anblick hatte. "Da stand ein Schaf mitten auf dem Rasen. Ich habe mich gefragt, was das soll." Die Antwort fiel blutig aus: "Dem Schaf wurde die Kehle durchgeschnitten. Wir sollten dann durch die Blutlache gehen. Das sollte angeblich Glück bringen." Kockel machte das ein paar Mal mit ("das machten ja alle"). Nach einer 0:5-Niederlage hatte er dann aber genug vom Ritual. "Danach habe ich mir das gespart. Es schien eben kein Glück zu bringen."

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