Fußball-Kreisliga BII Mosel: Rot-Flut bei Türkgücü

Seit Wochen kassieren die Kicker vom SV Türkgücü Wittlich regelmäßig Platzverweise, zuletzt am Sonntag im Spiel gegen die SG Niersbach - gleich vier Stück. Deswegen, und weil es in der Sache auch um schwere Rassismus-Vorwürfe geht, landet der Fall jetzt vor dem höchsten Sportgericht.

Wittlich. Die Fairplay-Wertung gewinnen die Fußballer vom Sportverein Rot-Weiß Türkgücü zumindest in dieser Saison nicht mehr - schon am dritten Spieltag musste der Schiedsrichter zwei ihrer Spieler vorzeitig zum Duschen schicken, am vierten Spieltag einen weiteren, und am vergangenen Sonntag im Spiel gegen Niersbach kassierten die Wittlicher gar vier Platzverweise. Nach dem Schlusspfiff wurde sogar die Polizei angefordert, die schließlich am Sportplatz auftauchte.

Doch was war im Spiel geschehen, das die Niersbacher mit 2:0 für sich entschieden? 87 Minuten hielt Türkgücü gegen den Liga-Favoriten sein Tor sauber. Erst in der Schlussphase und der Nachspielzeit entscheiden zwei Treffer die Partie zugunsten der Gäste. Der große Ärger aber begann schon in der 25. Minute mit einer roten Karte gegen Türkgücü-Towart Patrick Lützig. Ursache dafür soll Lützigs lautstarke Bemerkung "Das ist dieselbe Scheiße wie sonst" gewesen sein, die der Schiri offensichtlich auf sich und seine Arbeitsweise bezog. In der 22. Minute hatte Klaes nämlich schon Mehmet Filiz wegen Meckerns vom Platz geschickt.

Die Gastgeber wollten das Spielfeld daraufhin aus Protest verlassen und nicht mehr antreten. Eine rund 20-minütige Diskussion begann, an deren Ende der Unparteiische die Partie schließlich doch wieder anpfiff.

Die neun Türkgücü-Spieler hielten in der Folge mit Kampf und Einsatzbereitschaft dagegen, verloren jedoch in der 74. Minute den eigenen Spielertrainer Ayhan Apaydin ebenfalls durch eine gelb-rote Karte. Nach der offiziellen Spielzeit beim Stand von 0:1 traf es dann auch Mittelfeld-Talent Deniz Lökce, und die nur noch zu siebt agierenden Gastgeber kassierten das 0:2.

Die Lage eskalierte, als plötzlich Peter Ewertz, Polizeibeamter und Vater des Niersbacher Spielers Andre Ewertz, in Uniform am Platz auftauchte. Die Türkgücü-Anhänger reagierten völlig irritiert, als Ewertz erklärte, er befinde sich in einem Einsatz und sei nicht als Zuschauer anwesend.

Schiedsrichter Klaes hat mittlerweile einen mehrseitigen Sonderbericht angefertigt. Kommentare dazu und zu den Ereignissen am Sonntag geben die Beteiligen momentan nicht ab, nur eines ist sicher: In dem Bericht geht es unter anderem um erhebliche Vorwürfe wegen rassistischer Äußerungen, die am Rande des Platzes gefallen sein sollen.

Kreis-Spruchkammer-Chef Jakob Schmitz hat sich unter anderem aus diesem Grund entschlossen, den Fall an das Koblenzer Verbandsgericht - das höchste Rechtsorgan im Fußballverband Rheinland - abzugeben.

Unterdessen haben die Mosel-Schiris schon eine Entscheidung gefällt: Künftig werden die Türkgücü-Spiele nicht mehr von ihren Schiedsrichtern geleitet. Stattdessen sollen Unparteiische aus den Spielkreisen Eifel und Trier-Saarburg zum Einsatz kommen. Zur Diskussion steht auch die Idee, Begegnungen mit Türkgücü-Beteiligung nur noch mit Schiri-Gespann auzutragen.

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