Fußball: Was müssen sich Schiedsrichter gefallen lassen?

Kyllburg · Kommt es an diesem Wochenende in der Fußball-Bundesliga zu neuem Zoff zwischen Spielern, Trainern und Schiedsrichtern – so wie eine Woche zuvor? Am Montag soll an einem „Runden Tisch“ Dampf aus dem Kessel genommen werden. Mit dabei in München wird der Eifeler Fifa-Schiedsrichter Herbert Fandel sein.

Einig über Vereinsgrenzen hinweg: Dortmunds Trainer Jürgen Klopp sowie die Spieler Jens Lehmann (Stuttgart), Robert Kovac (Dortmund) und Claudio Pizarro (Bremen) haben am jüngsten Spieltag der Fußball-Bundesliga die Schiedsrichter verbal ganz schön in die Mangel genommen. Ihre Vorwürfe (wegen zu wenig Nachspielzeit oder Fehlentscheidungen) – verpackt in wenig freundliche Worte. Dadurch entfacht worden ist eine neuerliche Grundsatz-Debatte über Respekt und Moral im Fußball.

Nicht nur Fifa-Schiedsrichter Herbert Fandel aus Kyllburg (Eifelkreis Bitburg-Prüm) sieht die Grenzen des guten Geschmacks – mal wieder – überschritten: „Alleine die Art und Weise, wie Jürgen Klopp nach dem Schlusspfiff in Hamburg vergangenen Samstag auf Schiedsrichter Jochen Drees zulief, ist schon inakzeptabel – ganz egal, was er ihm dann gesagt hat.“ Für Fandel, seit zwölf Jahren im Erstliga-Geschäft, sind die Zwistigkeiten nichts Neues. „Es ist in jeder Saison so: Wenn manche Clubs merken, dass sie ihre Ziele zu verpassen drohen, wird die Atmosphäre auf dem Platz gestörter. Das gleiche Theater wiederholt sich dann drei, vier Spieltage vor Saisonende.“

Deshalb glaubt der 44-Jährige auch nicht, dass die Gespräche an einem schon vor längerer Zeit anberaumten „Runden Tisch“ am Montag in München für eine nachhaltige Verbesserung der Stimmung sorgen werden. „Ich verspreche mir nicht so viel davon. Andererseits: Miteinander reden ist immer gut.“ Am Tisch sitzen sollen neben Fandel unter anderem Bayern-Manager Uli Hoeneß, Bremens Sportdirektor Klaus Allofs, DFB-Sportdirektor Matthias Sammer, DFB-Vizepräsident Rainer Koch, DFB-Schiedsrichter-Ausschussvorsitzender Volker Roth und DFL-Geschäftsführer Holger Hieronymus. Schon im März diesen Jahres hat es eine solche Runde gegeben. Mit mäßigem Erfolg, wie die aktuellen Praxis-Beispiele zeigen.

Fandel glaubt nicht, dass sich die Unparteiischen durch schlechtere Leistungen angreifbarer gemacht haben: „Ich kann mich nicht groß an gravierende Fehlentscheidungen erinnern. Sicher machen wir Schiedsrichter auch Fehler, dennoch sind solche Beschimpfungen wie zuletzt nicht zu dulden.“ Die Rückendeckung von Franz Beckenbauer, der sich empfindliche Bestrafungen für diejenigen wünscht, „die sich nicht benehmen können“, nimmt Fandel nüchtern zur Kenntnis: „Wenn es um hartes Durchgreifen gegen ausfälliges Verhalten geht, rennt jeder bei mir offene Türen ein.“
Meinung

Reden ist Silber, Schweigen ist Gold

Von Mirko Blahak

Geldstrafen für Claudio Pizarro und Jürgen Klopp sowie eine – wenn auch noch nicht endgültige – Spiel-Sperre für Robert Kovac: Das sind angemessene Denkzettel für deren jüngste Verbal-Entgleisungen gegen die Schiedsrichter. Letztlich muss allen Beteiligten – egal, ob in der Bundesliga oder in der Kreisliga – immer wieder klar sein: Ohne die Unparteiischen geht es im Fußball nicht. Das wiederum darf natürlich kein Freibrief für schlechte Leistungen der Referees sein. Wer selbst bei glasklaren Entscheidungen daneben liegt, muss sich Kritik gefallen lassen.

Sie in angemessener, nicht ausfälliger Form, zu formulieren, darf auch keinem Trainer und keinem Spieler verboten werden. Doch der Ton macht die Musik, wenngleich der Fußball auch von seiner Emotionalität lebt. Deshalb: Manchmal ist direkt nach einer Partie für Spieler, Trainer und Offizielle Reden nur Silber – Schweigen wäre Gold.

m.blahak@volksfreund.de

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