Mehr als nur ein Schwarz-Weiß-Film

In der Serie "Elf Freunde" rücken Traditionsvereine aus der Region in den Fokus - und die Menschen, die seit Jahren für ihren Club leben. Diesmal mit dem SV Prüm, der noch in den 90ern in der dritten Liga spielte, später aber als FC Prüm ganz unten anfangen musste.

Prüm. Nein, mit B-Liga-Klischees braucht man hier nicht anzufangen. Ein sonniger Spätnachmittag im Stadion "In der Dell". Auf dem gepflegten Rasen balancieren Jugendspieler des FC Prüm die Bälle. Auf dem Hartplatz nebenan ensteht bald ein Kunstrasen. Und vor dem Vereinshaus empfangen drei gestandene Fußballer aus der Abteistadt den TV. Sie werden erzählen, was die "Dell" gesehen, gefeiert und erschüttert hat in den vergangenen Jahrzehnten. Dass das nicht immer - wie aktuell - ein Dasein im Tabellenkeller der Eifel-Kreisliga B I war, das lässt schon das Stadion erkennen.

Aber von vorn. Der Club, der sich den Stammplatz in der Traditionsclub-Serie zweifellos verdient hat, ist tot. Ausradiert aus dem Vereinsregister. Der SV Prüm 1920 wurde 81 Jahre alt. Todesursache: Insolvenz.

Hat das Ende denn nie ein Ende? "Ach, nicht schon wieder das Thema so in den Vordergrund rücken!", bittet Jens Sternkopf. Der Berufsschullehrer und langjährige Leistungsträger beim SV Prüm ist Ehrenvorsitzender des FC Prüm. Der FC hat erst einmal nichts mit dem ruhmreichen Vorgänger zu tun. Ein anderer Name. Andere Farben, blau-gelb statt schwarz-weiß, ganz andere Klasse. B-Liga (nach dem Tiefstart in der D-Liga), statt Oberliga. Dort traf den SVP vor neun sein Schicksal.

Aber es gibt auch Parallelen. Nicht nur das Stadion und die gemeinsame Heimat. Heinz Maas schafft die Verbindung, ein großer Name im regionalen Fußball. Er war der letzte Trainer des SVP. In den tristen Kehraus-Monaten, in denen in Prüm nur eins so knapp war wie das Geld: die Spieler. "Ich hatte teilweise acht Leute im Training. Und das in der Oberliga, eine Liga mit exponiertem Niveau. Dafür waren unsere Leistungen noch ganz anständig." Dennoch: Es waren bittere Monate, auch für Maas, der selbst in der zweithöchsten Klasse gekickt hatte. Sein Bruder Erich, ein Klasse-Stürmer, hat es von Prüm aus sogar zum deutschen Nationalspieler gebracht. Drei Einsätze mit Adler, dazu ein Deutscher Meistertitel mit Braunschweig, 1967. Und in der Wahlheimat Frankreich die Meisterschaft mit dem FC Nantes (1973). Heinz Maas ist in der Eifel geblieben. Er ist auch jetzt Trainer beim FC Prüm, wenn auch nicht mehr lange. Das spielerische Niveau in der B-Liga sei überschaubar, findet er. In der neuen Saison dürfte Prüm aber wohl ein etwas stärkeres Team aufbieten. Die Eifeler werden ab der neuen Saison unter Trainer Uwe Tücks eine Spielgemeinschaft mit Wallersheim und Rommersheim eingehen. Es habe breite Zustimmung für die SG-Pläne gegeben, sagt der 2. Vorsitzende Johann Gompelmann. Kräfte bündeln - das ist das Thema. Die Zeiten, in denen Prüm fußballerisch weit und breit die Nummer eins war, sind lange passé. Im Norden hat sich die SG Schneifel in der Bezirksliga durchgesetzt, westlich von Prüm ist die SG "GLÜ" (Großkampen/Lützkampen/Üttfeld) seit Jahren überkreislich eine Institution. "Es schon Wehmut dabei, wenn man sieht, dass das Umland höher spielt", sagt Gompelmann. Ziel ist es, die talentierten Nachwuchsspieler auch im Seniorenbereich zu binden.

An die schwarz-weißen Glanzzeiten Prüm kann man immer noch denken. An den Aufstieg 1960 in die erste Amateurliga - unter anderem mit Sturmtalent Erich Maas. Oder an den Rheinlandmeister-Titel mit Oberliga-Aufstieg 1993, als man Koblenz hinter sich ließ. Meistermacher war der Pronsfelder Werner Kartz. Der hatte es als Spieler vorher mit Salmrohr in die zweite Liga geschafft. Auch der Prümer Rechtsaußen Werner Heinzen sprintete über Salmrohr und Trier mit dem KSC in die zweite Liga. Das ist weit weg. "Nie mehr vierte Liga", skandierten die Prümer Fans damals nach dem Aufstieg. So ändern sich die Zeiten. Prüm träumt längst nicht mehr von Luxusligen. Und selbst für Eintracht Trier wäre ein weiteres Dasein in der vierten Liga derzeit ein Traum.

DER SV PRÜM…

…feierte 1995 als Oberligist mit großem Programm und schmuckem Magazin sein 75-Jähriges. Sechs Jahre später war der SVP Vergangenheit. Eine Insolvenz bedeutete das Aus. Inzwischen kickt der FC Prüm in der B-Liga. …schaffte 1998 den Einzug ins Rheinlandpokal-Finale - nach einem Halbfinalsieg gegen Salmrohr. Nun träumt ganz Prüm vom FC Bayern, titelte Jean-Julien Beer, damals TV-Volontär. Der SVP verlor im Finale gegen Eisbachtal. Beer (33), gebürtiger Prümer, hat es aber gelegentlich mit den Bayern zu tun. Er ist stellvertretender Chefredakteur beim "kicker". … hatte mal einen lautstarken, großen Fanclub: Black-White gründete sich im Juni 1993, nach dem Rheinlandmeister-Titel des SVP und dem Aufstieg in die Oberliga Südwest, damals noch dritthöchste Liga. "Black-White" löste sich 1997 wieder auf. Und dass in einer dritthöchsten deutschen Fußball-Liga gleich vier Vereine aus der Region Trier spielten, so wie 1993/94 mit Eintracht Trier, Salmrohr, Wittlich und Prüm, das wird es garantiert nie wieder geben. (AF)

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