Richter lassen Milde walten

Beleidigungen, eine Tätlichkeit, diskriminierende Äußerungen - beim Spiel Türkgücü Wittlich gegen Niersbach hatte sich so einiges abgespielt. Nun wurde ein Urteil gesprochen, das sich ausschließlich gegen die Wittlicher richtet.

Wittlich. Drei Sperrstrafen sind das Ergebnis der Kreisspruchkammer-Verhandlung im Fall der Begegnung Türkgücü gegen Niersbach, die sich am Sonntag, 13. September, abspielte. Ein Spieler muss zwei Spiele wegen unsportlichen Verhaltens aussetzen, ein anderer sitzt nun vier Spiele wegen Bedrohung des Unparteiischen auf der Tribüne, und der dritte schließlich muss ganze drei Monate seine Fußballschuhe an den Nagel hängen - wegen einer Tätlichkeit gegen den Schiedsrichter. Über die Höhe der Strafen darf sich Türkgücü nicht beklagen, denn alle entsprechen genau oder in etwa den Mindestvorgaben laut Strafordnung.

"Nicht über jede Kleinigkeit aufregen"



Die Kreisspruchkammer hat außerdem zwei Zuschauer wegen Diskriminierung zu Geldstrafen in Höhe von je 150 Euro verurteilt. Türkgücü erhielt als Verein zudem eine Geldstrafe in Höhe von 100 Euro.

Bernd Weirich, Sprecher der SG Niersbach, hofft nun, dass die Sache bald zu den Akten gelegt wird. "Die Spieler meiner Mannschaft trifft keine Schuld. Sie haben sogar noch versucht, auf den Gegner einzuwirken und die erhitzten Gemüter zu beruhigen." Seitens Türkgücü fordert Weirich mehr Gelassenheit und Ruhe: "Die sollen einfach die Regeln beachten und sich nicht über jede Kleinigkeit aufregen." Im vergangenen Jahr sei die Partie gegen die Wittlicher prima gelaufen. "Danach haben wir sie noch auf ein Bier eingeladen", sagt er. So soll es auch künftig wieder sein.

Unklar ist, ob Türkgücü das Urteil akzeptiert. Eine Stellungnahme gab Vereinspräsident Tamer Yigit gestern nicht ab, und auch die Kreisspruchkammer schweigt sich über den Fall aus. Walter Schrage, Chef der Bezirksspruchkammer, hat allerdings bislang keinen Berufungsantrag erhalten. Er geht davon aus, "dass da nichts mehr kommt". Damit wäre die Sache nun endlich abgeschlossen.

Klargestellt wurde inzwischen auch ein vermeintlich unwichtiger Nebenaspekt, der sich abseits des Platzes abspielte und dem so mancher offensichtlich größte Bedeutung beimisst: Kam die Polizei, die später am Platz anrückte, aus freien Stücken oder wurde sie angefordert? "Sie wurde nicht angefordert", sagt Norbert Heinz, Integrations-Beauftragter des Spielkreises. Gleichwohl bestätigt er, dass die Beamten dann - trotz Aufforderung zum Gehen - das Sportplatzgelände aus Sorge um eine Eskalation nicht mehr verlassen wollten.

Meinung

Aus Fehlern lernen!

Vier Platzverweise in einem Spiel, unsportliches Verhalten, Bedrohung und eine Tätlichkeit - so etwas gehört schlichtweg nicht auf den Fußballplatz! Insofern sind die Strafen gerechtfertigt. Türkgücü muss sich als Verein an die eigene Nase fassen, seine Spieler unter Kontrolle halten und sollte die ständige Erbsenzählerei endlich abstellen. Weder ein Schiedsrichter - der sicher nicht gerne Platzverweise verteilt oder Sonderberichte schreibt -, noch die gegnerische Mannschaft kann dafür verantwortlich gemacht werden, dass sich die eigenen Spieler danebenbenehmen. Die Gemüter sollten sich nun wieder beruhigen. Nicht aus jeder Mücke muss ein Elefant gemacht werden! Bleibt zu hoffen, dass die Betroffenen aus ihren Fehlern lernen. Denn jeder Fehltritt beeinflusst schließlich das Ansehen des Vereins und das der gesamten Liga erheblich. Dass sich Türkgücü auch problemlos integrieren kann, hat der Verein doch in der Vergangenheit oft genug gezeigt! s.eisenkraemer@volksfreund.de

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