Trainerwechsel ohne Nebengeräusche

Wie lautet die so oft missbrauchte Redewendung bei Trainerwechseln? "Wir haben uns im gegenseitigen Einvernehmen getrennt." Manchmal gilt es aber noch, das gesprochene Wort. Jedenfalls beim jüngst vom Fußball-Rheinlandligisten SV Morbach vorgenommenen Tausch auf der Kommandobrücke.

 Ehe auf Zeit: Wolfgang Hoor trainiert zunächst bis Saisonende den SV Morbach. TV-Foto: Archiv/Willy Speicher

Ehe auf Zeit: Wolfgang Hoor trainiert zunächst bis Saisonende den SV Morbach. TV-Foto: Archiv/Willy Speicher

Morbach. Der Trainerwechsel beim SV Morbach ist vollzogen. Der 56-jährige Wolfgang Hoor hat nach dem letzten Spieltag des Jahres das Amt vom 21 Jahre jüngeren Sascha Meeth übernommen (der TV berichtete).

Ein Trainertausch, wie er jetzt in Morbach über die Bühne ging, hat Seltenheitswert. Denn sowohl was die vorzeitige Beendigung des Vertrages zwischen den Hunsrückern und Meeth als auch was die Nachfolgeregelung betrifft, gibt es nicht einmal den Ansatz von Misstönen.

Dass Meeth nicht mehr weitermacht, hat er selbst so gewollt, "weil die Belastung durch Beruf, Trainings, Spiele und die dazugehörigen Hin- und Rückfahrten nicht mehr ohne gesundheitliche Folgen zu bewältigen war."

Meeth: Ich kam mir vor wie ausgelaugt



Und in dieser Aufzählung kommt das Privatleben nicht einmal vor. "Es blieb keine Zeit für nichts und niemand", erklärt Meeth, der sich deshalb "wie ausgelaugt vorkam". Wolfgang Hoor, der ihn jetzt ablöst - beide Coaches schätzen sich nebenbei sehr - kann den jungen Kollegen gut verstehen. "Mir ging es nach meiner letzten Station in Konz nicht anders. Ich hatte einfach genug, brauchte eine Pause, so wie Sascha jetzt auch eine braucht."

Ob Hoor, der nicht als Wandervogel gilt, obwohl er in der Region schon mit vielen Vereinen Erfolge feierte, eine Langzeitlösung ist, lassen beide Seiten offen. Hoor muss auch erst einmal sehen, wie die höher werdende Belastung wegzustecken ist. "Obwohl das, was Sascha auf sich genommen hatte, ein gutes Stück mehr war", meint Hoor. Es ist gut möglich, dass die soeben geschlossene Ehe zwischen Hoor und Morbach nur bis zum Ende der Saison währt. Aber, der Zeitpunkt für den Wechsel war, das betonen alle Beteiligten - "optimal".

Erstens weil die Winterpause gerade begonnen hat, und Hoor damit reichlich Zeit hat, sich auf das Umfeld und die Mannschaft einzustellen. Zweitens, weil er in der komfortablen sportlichen Situation ist, dass nach oben nichts mehr geht, nach unten nichts mehr passieren kann.

Meeth bezeichnet die Verhältnisse in Morbach als "geradezu paradiesisch" und meint damit nicht nur die schmucke Anlage, wohl die schönste der gesamten Liga, sondern auch das ganze Drumherum: "Ich habe mich hier super wohlgefühlt und gehe deshalb auch mit Wehmut."

Hoor weiß, dass er "großartige Voraussetzungen vorfindet", ist jetzt auch wieder "richtig hungrig" und freut sich auch darüber, dass er wieder, ohne schief beäugt zu werden, auf andere Fußballplätze gehen kann. "Wo ich auch hinkam, hat ja jeder gedacht, da ist der Hoor, da steht unser Trainer wohl auf der Kippe."

Egal wie lange Wolfgang Hoor, im Zivilberuf wie Sascha Meeth Lehrer ("Aber mit einer geringeren Belastung"), den gerade angetretenen Job in Morbach machen wird, hat er eine klare Zielsetzung: "Natürlich wollen wir in dieser Saison noch möglichst viele Siege erringen. Aber das Wichtigste wird sein, die Mannschaft im Hinblick auf die nächste Saison zu entwickeln."

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