Vom Saulus zum Paulus

Mit einem Sieg beim Tabellen-Vorletzten Rot-Weiß Oberhausen will der 1. FC Kaiserslautern am Sonntag (14 Uhr, live auf Premiere) seine Spitzenposition in der 2. Fußball-Bundesliga verteidigen. Mitverantwortlich für den Höhenflug der Lauterer ist deren Torjäger Erik Jendrisek.

Kaiserslautern. (jüb) Milan Sasic nahm kein Blatt vor den Mund: "Es freut mich ganz besonders für Erik, dass es jetzt so gut bei ihm läuft. Gerade, weil es so oft und so laut zwischen uns geknallt hat." Dass der Trainer der "Roten Teufel" und der slowakische Junioren-Nationalspieler in der Pfalz einmal ein richtig gutes Duo werden könnten, galt lange Zeit als ziemlich unwahrscheinlich. Zumal Jendrisek nicht eben als Trainings-Weltmeister galt und als Erster die disziplinäre "Zuchtrute" des damaligen neuen Trainers am eigenen Leib erfahren durfte. Vom Video-Studium eines verloren gegangenen Spiels dermaßen "fasziniert", dass er darüber einschlief, traf ihn der Bannstrahl des neuen Coaches, der da hieß: Geldstrafe oder zweite Mannschaft. Jendrisek erwies sich als "Finanzexperte" und wählte die Oberliga Südwest. Entschied sich für Hasborn und Mechtersheim und gegen Köln oder Gladbach. Der Anfang vom Ende des Junioren-Nationalspielers Erik Jendrisek, wie es schien. "Ich bin geschockt von einer solchen Einstellung eines Berufs-Fußballspielers", ließ der Trainer offiziell verlauten.

Vor Jahresfrist von Hannover 96 gekommen, deutete Jendrisek sein Potenzial auch in der vergangenen "Seuchensaison" mehrfach an, doch zum großen Durchbruch reichte es nie. Auch weil ein Schuss Lethargie im Leben des Erik Jendrisek auf und außerhalb des Platzes dazugehörte. Doch er bekam noch einmal die Kurve, entschied sich dafür, um seinen Platz im Profifußball zu kämpfen, "weil ich mir und auch den Kollegen zeigen wollte, dass ich einen Fehler gemacht hatte".

Von da an begann die Wandlung vom Saulus zum Paulus. Jendrisek ging aus sich heraus, arbeitete, kämpfte und rackerte. Der Mann mit der Rückennummer 26 wurde in den ersten acht Spielen mit fünf Treffern zur Symbolfigur des "neuen" 1. FC Kaiserslautern und profitierte von der Umstellung auf zwei Spitzen.

"Tore sind gut für jeden Stürmer, für das Selbstvertrauen", kommentiert er die Wandlung vom Versager zum Erfolgsgaranten. Und plötzlich sind auch das Vertrauen des Trainers und dessen Respekt wieder da. Im letzten Heimspiel gegen Ahlen wurde Erik in den letzten 20 Minuten eingewechselt, obwohl er unter der Woche seine ersten A-Länderspiele für sein Heimatland absolviert hatte. "Der Junge kam total platt hier an, stellte sich aber noch in den Dienst der Mannschaft, so gut es ging", gab es verbale Streicheleinheiten des Trainers. Am Sonntag in Oberhausen kann Erik Jendrisek nicht nur seine Mannschaft auf Aufstiegskurs halten, sondern auch für einen rundum gelungenen Tag sorgen: Dann feiert er seinen 22. Geburtstag.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort