Salmrohr gegen Trier: Mehr als ein Pokalfinale

Im Rheinlandpokalfinale am Mittwoch (19 Uhr) treffen mit Salmrohr und Trier die beiden Rekord-Cupsieger aufeinander. Seit dem ersten Endspiel 1954 gewann der SVE elf Mal, der FSV sieben Mal. Duelle der Lokalrivalen - ob im Pokal oder in der Liga - haben in den vergangenen Jahrzehnten die Zuschauer stets in Scharen angelockt.

 Blick ins Archiv: Im Derby zwischen Salmrohr und Trier im August 1992 wird die Haupttribüne im Salmtalstadion wegen des Bruchs einiger Schrauben geräumt (oben). Im Duell am 17. Mai 1998 (mittleres Bild) ziehen die Trierer Vito Milosevic (Mitte) und Werner Heinzen (rechts) mit 2:3 den Kürzeren. Links: Salmrohrs dreifacher Torschütze Frank Wagner. In der Szene unten aus der Partie im Moselstadion in der Saison 1989/90 hat es Triers Edgar Schmitt (Mitte) schwer gegen Salmrohrs Abwehr mit Manfred Plath (links). Endstand: 2:1 für den FSV im Moselstadion. TV-Fotos: Archiv/Josef Frisch

Blick ins Archiv: Im Derby zwischen Salmrohr und Trier im August 1992 wird die Haupttribüne im Salmtalstadion wegen des Bruchs einiger Schrauben geräumt (oben). Im Duell am 17. Mai 1998 (mittleres Bild) ziehen die Trierer Vito Milosevic (Mitte) und Werner Heinzen (rechts) mit 2:3 den Kürzeren. Links: Salmrohrs dreifacher Torschütze Frank Wagner. In der Szene unten aus der Partie im Moselstadion in der Saison 1989/90 hat es Triers Edgar Schmitt (Mitte) schwer gegen Salmrohrs Abwehr mit Manfred Plath (links). Endstand: 2:1 für den FSV im Moselstadion. TV-Fotos: Archiv/Josef Frisch

Das erste Pflichtspielderby in der Oberliga: Im November 1981 ist es so weit. 17. Spieltag. Beide Clubs liegen mit je 20:12 Punkten im oberen Mittelfeld. Die Salmtaler - angeführt von den Toppmöller-Brüdern - kratzen zum ersten Mal an der Trierer Vorherrschaft. Die Partie im Moselstadion endet 3:3. Im Mittelpunkt steht Salmrohrs Alfred Weyland, der erst zwei Mal für den FSV trifft, mit einem Eigentor Trier aber das Remis "schenkt".
Kartz-Wechsel sorgt für Wirbel: In der Saison 1984/85 scheint dann endgültig die Stunde der Wachablösung zu schlagen. Besonders angeheizt ist die Stimmung schon vor Saisonbeginn durch den überraschenden Wechsel von Triers Mittelfeldregisseur Werner Kartz zum FSV Salmrohr. Die Rivalität zwischen den Trainern - hier der Praktiker Horst Brand (SVE), dort der Taktiker Robert Jung (FSV) - tut ihr Übriges.
Am Ostersamstag 1985 treffen Salmrohr als Spitzenreiter (40:12 Punkte) und Trier als Verfolger (39:13) aufeinander. Vor 7000 Zuschauern im proppenvollen Salmtalstadion (damals noch ohne Tribüne) siegen die Gastgeber mit 3:1 (Tore: Schömann, Theis (ET), Schmitt - Lüders).
Der FSV wird am Saisonende vor Mainz 05 Südwestmeister. Die Eintracht muss sich mit Platz drei zufriedengeben. In der Zuschauerbilanz ist Trier immer noch die Nummer eins in der Region (1400 Fans pro Heimspiel), doch der Vorsprung gegenüber Salmrohr (1200) ist geschrumpft.
Machtwechsel Anfang der 1990er Jahre: Der Stachel sitzt tief bei Spielern, Fans und Verantwortlichen der Eintracht. Erst recht, als der FSV Salmrohr 1986 in die zweite Liga aufsteigt. Dort hält sich die "Macht vom Dorf" aber nur eine Spielzeit.
Mit der Saison 1990/91 kehren sich die Machtverhältnisse langsam wieder um. Von 1990 bis 1993 bleibt die Eintracht in sieben Derbys hintereinander ungeschlagen. Eine Begegnung mit besonderem Erinnerungswert erleben fast 8000 Fans an einem Montagabend im August 1992. Die Haupttribüne des Salmtalstadions, die erstmals seit ihrer Errichtung im Jahr 1986 ausverkauft ist, muss 15 Minuten nach Spielbeginn evakuiert werden.
Mit peitschenartigem Knall brechen einige Schrauben in der Stützkonstruktion aus der Verankerung. Zwar besteht zu keiner Zeit für die Besucher eine ernsthafte Gefahr, doch FSV-Boss Peter Rauen geht auf Nummer sicher und ordnet die Räumung an.
Am Ende der Saison 1992/93 wird die Eintracht Südwestmeister, Salmrohr landet auf Platz zwei. Ein toller Doppelerfolg, der die Dominanz des heimischen Fußballs in der damaligen Oberliga unter Beweis stellte.
Kampf ums Überleben gegen die West-Clubs: Unter ganz anderen Vorzeichen steht das Derby in der Saison 1996/97. In der Regionalliga West/Südwest haben sich Trier und Salmrohr mit den wesentlich finanz- und strukturstärkeren Clubs aus Nordrhein-Westfalen auseinanderzusetzen. Beide Vereine geraten in den Abstiegsstrudel.
Durch Treffer von Paul und Ramadani gewinnt Salmrohr das Hinrundenspiel in Trier mit 2:0 und sorgt damit für die Demission von Eintracht-Trainer Valentin Herr. Unter dessen Nachfolger Karl-Heinz Emig startet die zwischenzeitlich ans Tabellenende abgerutschte Eintracht eine Aufholjagd, die im 30. Lokalderby im Salmtalstadion mit einem 3:1-Sieg gekrönt wird (Tore: Ramadani - Teichmann, Bennji, Czakon).
Die Eintracht hat mit diesem Erfolg den Klassenerhalt sicher, Salmrohr muss bis zum letzten Spieltag zittern, ehe mit einem 1:0-Sieg in Wuppertal der Ligaverbleib erreicht ist.
Aus Rivalen werden zwischenzeitlich Partner: Am 30. Mai 1997 setzen die beiden Clubpräsidenten Peter Rauen (FSV) und Hans-Joachim Doerfert (SVE) einen Paukenschlag, als sie einen Kooperationsvertrag bekanntgeben. Mit der Bündelung der Kräfte soll das schlummernde Potenzial der Region geweckt und die Eintracht in die zweite Liga gehievt werden.
Im DFB-Pokal der Saison 1997/98 erreicht die Eintracht mit vier Salmrohrer Neuzugängen (Muchka, Heinzen, Thömmes, Ramadani) erstmals in ihrer Vereinsgeschichte das Halbfinale. Der Derby-Alltag wird dagegen trist, das Duell verliert die Brisanz früherer Jahre. Am 17. Spieltag der Saison 1997/98 heißt es 1:1, am letzten Spieltag verliert die Emig-Truppe im Moselstadion mit 2:3. Salmrohr zieht mit diesem in letzter Sekunde erkämpften Sieg gerade noch so den Kopf aus der Abstiegsschlinge. Es sollte der bislang letzte Sieg des FSV gegen die Eintracht sein.
2006 - der bisherige Schlusspunkt: Nach sechs Jahren Pause lebt das Derby im Jahr 2006 neu auf. "Willkommen in der Oberliga" - so begrüßen die Salmrohrer Gastgeber an einem warmen Sonntagabend im August die Trie rer Gäste, die gerade den zweiten Abstieg hinter sich haben. Fast 6000 Fans sehen im Salmtalstadion eine überlegene Eintracht, die 5:2 gewinnt. Der FSV revanchiert sich im Rückspiel am 8. Dezember, als er mit einem 1:1 der Eintracht gehörig in die Meisterschaftssuppe spuckt. Nutzen tut es nichts, Salmrohr steigt am Ende ab.
Vier Endspielduelle: Im Rheinlandpokalfinale standen sich die beiden Lokalrivalen bislang vier Mal gegenüber. Im Vergleich zur Ligabilanz (siehe Statistik rechts) hat der FSV hier die Nase vorne: Dreimal schnappen die Salmtaler der Eintracht den "Pott" vor der Nase weg, nur im ersten Endspiel 1984 in Hermeskeil bleibt Trier mit 2:1 obenauf.

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