Mit dem Gemüselaster zum Auswärtsspiel

Hunolstein · Im Jahr 1951 haben die Fußballclubs SV Gutenthal und SV Weiperath eine Vorreiterrolle eingenommen. Abseits jeglichen Kirchturmdenkens fusionierten sie zum SSV Dhrontal. Die Basis für erfolgreiche Jahre war geschaffen, wie ein Rückblick im Rahmen unserer Serie "Elf Freunde" zeigt.

 Zeugnisse der früheren Glanzzeit: Heinz Knob zeigt in seinem kleinen Museum Bilder der SSV-Mannschaften, die in den 1970er Jahren in der Bezirksklasse spielten. TV-Foto: Mirko Blahak

Zeugnisse der früheren Glanzzeit: Heinz Knob zeigt in seinem kleinen Museum Bilder der SSV-Mannschaften, die in den 1970er Jahren in der Bezirksklasse spielten. TV-Foto: Mirko Blahak

Hunolstein. Historische Bilder, viele Ordner mit Aufstellungen, Berichten und Tabellen, dazu Urkunden, so weit das Auge reicht: Heinz Knob hat sich im Keller seines Hauses eine kleine Welt geschaffen, in der die Geschichte des SSV Dhrontal lebendig bleibt.
Der 69-Jährige aus Hunolstein (Kreis Bernkastel-Wittlich) prägt seit Jahrzehnten das Vereinsleben mit. Für die erste Mannschaft bestritt er etwa 570 Spiele, von 1980 bis 2006 war er Vorsitzender des Clubs, der die Dörfer Hunolstein, Weiperath, Gutenthal und Odert in der verbandsfreien Gemeinde Morbach repräsentiert.
Elf Freunde


Zwischenzeitlich war der heutige Ehrenvorsitzende auch Trainer - und zwar zu den erfolgreichsten Zeiten in den 1970er und 80er Jahren. Insgesamt vier Saisons hielt sich der SSV damals in der Bezirksklasse. Dhrontal spielte unter anderem gegen den VfL Trier, Wittlich, Salmrohr, Bitburg und Prüm.
"Vor allem der erste Aufstieg 1973 war bemerkenswert, da erst wenige Jahre vorher ein regelmäßiger Trainingsbetrieb aufgenommen worden war. Ein Geschenk Gottes war in diesem Zusammenhang auch die Versetzung von Lehrer Hermann Schömer von Niederemmel an die Grundschule Hunolstein im Jahr 1963. Er brachte viel Bewegung in den Verein - als Jugendleiter, Funktionär und Schriftführer", blickt Knob zurück. Die Bezirksklasse war aber ein Abenteuer, das sich auf Dauer als eine Nummer zu groß erwies.
Die Geburtsstunde des SSV war im Jahr 1951, als der SV Gutenthal und der SV Weiperath fusionierten. Die Idee für den Namen "Dhrontal" hatte der damalige Lehrer in Hunolstein, Johannes Seemann. Knob: "Es dauerte, bis allen klar war, dass Dhrontal kein Ort ist. Manche Teams fuhren anfangs nach Neumagen-Dhron, um festzustellen, dass sie dort falsch waren."
Aus der Anfangszeit sind weitere Anekdoten überliefert. So fuhr der damalige Gönner des Vereins, Alois Schneider, die Dhrontaler Spieler sowie Zuschauer mit seinem Gemüselaster zu den Auswärtspartien. Kurz nach der Gründung veranstaltete der SSV einen Tanzabend, um notwendiges Geld in die Vereinskasse zu spülen. Damit von den Einnahmen genügend übrig blieb, stellte der Vorstand einen Antrag auf Erlass der "Lustbarkeitssteuer". Dem wurde stattgegeben.
Einen Tiefpunkt gab es 1960, als der Verein kurzzeitig vom Spielbetrieb ausgeschlossen wurde. Das Team hatte sich während einer Phase, in der bereits mehrere Spieler verletzt ausfielen, durch Sperren wegen Undiszipliniertheiten zu stark dezimiert.
Stolz ist der SSV Dhrontal, der meist in der A- oder B-Klasse spielte, auf die auch mit viel Eigenleistung immer wieder weiterentwickelte Sportanlage in Weiperath. Seit 2003 nimmt der SSV in einer Spielgemeinschaft am Spielbetrieb teil. Zunächst mit dem SV Haag, seit 2007 auch mit dem SV Merscheid. Als Tabellenführer der Mosel-Kreisliga B I strebt die SG in die Kreisliga A.
Erinnerungen an die glorreichen SSV-Zeiten werden indes jedes Jahr wachgehalten, wenn sich Spieler und Betreuer der ehemaligen Bezirksklassen-Teams auf eine gesellige Tour begeben. Allerdings nicht mehr mit einem Gemüselaster.
Alle Beiträge unserer Serie "Elf Freunde" finden Sie im Internet unter www.volksfreund.de/
elf+freunde.Extra

… bestritt am Pfingstsonntag 1953 ein Freundschaftsspiel gegen den 1. FC Köln. Vor rund 350 Zuschauern hieß es in Weiperath 1:2. Der FC war auf einer Ausflugs tour und trat mit vielen Reservespielern an. Übrig blieb ein für die damalige Zeit beachtlicher Reinerlös von rund 135 Mark. ... knüpfte direkt nach der Wende Kontakte zu einem Fußballverein in Erfurt. … ließ mit seinem großen Engagement bei einer Vielzahl von Aktionen des Deutschen Fußball-Bunds und des Fußballverbands Rheinland im Rahmen der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 aufhorchen. bl

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