Liebesbriefe im Bus und die "Kamelle" mit dem Kamel

Trier · Schnell und torgefährlich: So erinnern sich viele Fans von Eintracht Trier an Franz Michelberger, der insgesamt 111 Zweitliga-Spiele für den Club machte. Der 57-Jährige spricht im Volksfreund-Interview über seine alten Stärken, Liebesbriefe und eine tierische Begegnung.

"Und die Busfahrt zu den Auswärtsspielen!" Diesen halben Satz hört man eher selten, wenn Fußballer die besten Erinnerungen an den alten Verein aufzählen. Bei Franz Michelberger ist das anders - zumindest, wenn er von Trier spricht. Er verbindet damit eine schöne Tradition. An der Mosel hat er seine Frau Martina kennengelernt. "Sie hatte damals bei Dahm & Erl gearbeitet. Mit denen sind wir immer zu den Auswärtsspielen gefahren worden", erinnert sich der Außenstürmer, der insgesamt drei Jahre für Eintracht Trier spielte. "Das Nette war, dass sie dem Busfahrer bei den Auswärtsspielen immer einen Liebesbrief an mich mitgegeben hat. So war ich immer gut drauf!"
Michelberger im TV-Interview:

Herr Michelberger, wann haben Sie eigentlich zum letzten Mal ein Kamel gesehen?
Franz Michelberger: (lacht) Ach, die alte Kamelle, die kommt immer wieder. Wegen der Geschichte rufen mich öfter noch Journalisten an.
Sie dürften auch der einzige Fußball-Profi sein, der in seiner Karriere von einem Kamel gefoult worden ist ...
Michelberger: Ja, das war 1975 beim Trainingslager mit Bayern München in Israel. Wir hatten damals einen Ausflug gemacht und sind auf Kamelen geritten. Ich bin dann abgestiegen und Richtung Bus gelaufen - aber das Kamel kam hinterher. Es hatte mich dann getreten und dadurch am Knie verletzt.
Sie waren damals gerade 19 Jahre alt und gehörten bei den Champions-League-Titeln der Bayern 1975 und 1976 zum Kader (Anm.: damals hieß der Wettbewerb Europokal der Landesmeister). In der Bundesliga kamen Sie in der Zeit nur auf vier Einsätze. Warum wurden es nicht mehr?
Michelberger: Es war einfach eine andere Zeit. Damals hatte anfangs auch Karl-Heinz Rummenigge nicht gespielt, der saß neben mir auf der Bank. Es gab keine Rotation - wenn niemand mit gebrochenem Fuß vom Platz getragen wurden, bist du nicht reingekommen. Aber es waren schöne Jahre. Vielleicht wäre ich heute noch bei den Bayern, wenn ich mir in der Bundeswehr-Zeit nicht diesen seltsamen Virus eingefangen hätte.
Was hatten Sie denn?
Michelberger: Das hat man nie rausgefunden. Ich hatte ständig Fieber, aber sonst hat mir nichts gefehlt. Das war in meiner letzten Saison bei den Bayern. Ich durfte ein halbes Jahr keinen Sport treiben. Einer der Ärzte sagte sogar, ich könnte nie wieder spielen. Aber dann hat man mich in der Uni-Klinik Tübingen wieder hinbekommen. Ich bin dann zum BSV Schwenningen gewechselt. Der spielte in der zweiten Liga, übrigens mit dem inzwischen leider verstorbenen Helmut Haller.
Die zweite Liga blieb danach für einige Zeit Ihre Heimat. Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre drei Jahre bei Eintracht Trier?
Michelberger: An Trier habe ich nur positive Erinnerungen, sowohl vom Fußballerischen als auch privat. Ich war noch im November beim 3:2 im Heimspiel gegen Ulm im Moselstadion. Meine Frau habe ich ja in Trier kennengelernt. Sie hatte damals in Schweich gewohnt und im Reisebüro in Trier gearbeitet. Das war in meinem dritten Jahr bei der Eintracht. Ich war nach einem Jahr bei der Eintracht zwischenzeitlich an den französischen Erstligisten Stade de Reims ausgeliehen worden. Die konnten damals die Ablöse nicht zahlen, und so bin ich zurück. Wir hatten 1980/81 eigentlich eine gute Saison gespielt - aber wir mussten trotzdem in die Oberliga runter, weil bei der Qualifikation für die eingleisige zweite Liga die Jahre zuvor mitgezählt hatten. (Anm.: Die Eintracht beendete das letzte Jahr in der zweiten Liga Süd auf Platz acht).
Werden Sie eigentlich heute noch "Kupfer" genannt?
Michelberger: Den Spitznamen hatte mir damals Michael Kutzop verpasst, nachdem ich von Trier nach Offenbach gewechselt war. Er hatte wegen meines rötlichen Stichs, den ich damals hatte, immer Kupfer gesagt. Ich habe noch gute Kontakte nach Offenbach und gehe mit Michael Kutzop und Uwe Bein gelegentlich Golf spielen. Dort nennen sie mich immer noch Kupfer.
Sie stiegen 1983 mit Kickers Offenbach in die Bundesliga auf. Mit 19 Toren waren sie maßgeblich am Aufstieg beteiligt. Welche Rolle haben Sie auf dem Platz am liebsten gespielt?
Michelberger: Ich war kein Mittelstürmer, sondern war eher im offensiven Mittelfeld zu Hause. Oder ich spielte als zweite Spitze, halblinks oder halbrechts. Ich profitierte dabei von meiner Schnelligkeit. Meine Stärke hatte ich, wenn ich aus der zweiten Reihe kommen konnte und in die Löcher gestoßen bin.

Nach einem Bundesliga-Jahr ging es für Offenbach wieder runter. Das war zugleich ihre letzte Profistation in Deutschland, mit 28 Jahren. Wie ging es danach weiter?
Michelberger: Ich spielte danach drei Jahre lang in der Schweiz beim Erstligisten FC Wettingen. Ich hatte auch noch einen Vertrag für ein weiteres Jahr. Den Vertrag habe ich aber vorzeitig aufgelöst, als mein Vater gestorben ist. Ich bin dann zurück in meinen Heimatort Bad Saulgau, wo ich den Familienbetrieb übernommen habe, ein Bauunternehmen. Ich bin heute noch selbstständig als Immobilien-Makler.

Extra

Franz Michelberger (57): Der frühere Junioren-Nationalspieler begann seine Profi-Karriere bei Bayern München (1974 - 76). Zwischen 1977 und 1981 machte Michelberger insgesamt 111 Zweitliga-Spiele für Eintracht Trier und schoss dabei 29 Tore. Michelberger stieg mit Offenbach 1983 in die Bundesliga auf. Seine Karriere beendete der Offensivspieler in der Schweiz. Franz Michelberger lebt mit seiner Frau Martina in seiner Heimatstadt, im schwäbischen Bad Saulgau. Sie haben drei Kinder, Miriam (20), Fabian (22) und Isabelle (28). AF

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