Anja in den Anden

Trier/Buenos Aires · Abenteuer pur beim größten Motorsport-Ereignis der Welt für Anja Gläsener: Die Spielführerin der Deutschen Meistermannschaft der Trierer Miezen von 2003/2004 gehört als Physiotherapeutin zum Team von BMW X-Raid bei der Rallye Dakar.

 Mit dem Job der Physiotherapeutin der Frauen-Handball-Nationalmannschaft für die Olympischen Spiele 2008 in Peking hat alles angefangen. Auf diesem Archivfoto behandelt Ex-Mieze Anja Gläsener (stehend) die ebenfalls frühere Trierer Handballerin Anja Althaus in Vorbereitung auf Olympia. Foto: TV-Archiv/Tim Oliver Kalle

Mit dem Job der Physiotherapeutin der Frauen-Handball-Nationalmannschaft für die Olympischen Spiele 2008 in Peking hat alles angefangen. Auf diesem Archivfoto behandelt Ex-Mieze Anja Gläsener (stehend) die ebenfalls frühere Trierer Handballerin Anja Althaus in Vorbereitung auf Olympia. Foto: TV-Archiv/Tim Oliver Kalle

Mitunter ist kein (sportliches) Unglück so groß, dass nicht doch noch ein Stückchen Glück dabei heraus springt. Bei den Olympischen Spielen in Peking 2008 war die langjährige Miezen-Spielerin als Physiotherapeutin der deutschen Frauenhandball-Nationalmannschaft vor Ort. "Leider schieden wir da sehr früh aus, deswegen hatte ich in China etwas Zeit, um mir auch andere Wettbewerbe anzuschauen. Da ich für meinen Vater, der zu Hause in Mettlach im Schützenverein aktiv ist, Autogramme von den deutschen Schützen besorgen sollte, lernte ich bei dieser Gelegenheit auch die Physiotherapeutin der deutschen Schützen kennen", erzählt Anja Gläsener.

Gretje Reinemer aus Mainz, so der Name ihrer Kollegin, war für den Unternehmer Sven Quandt, den Besitzer des BMW X-Raid-Teams, schon mehrfach bei der Dakar im Einsatz gewesen. Beide trafen sich immer mal wieder bei Fortbildungen oder ähnlichen Veranstaltungen, und als Quandt für die Dakar 2011 eine weitere Physiotherapeutin suchte, brachte Reinemer den Namen ihrer Kollegin Anja Gläsener ins Gespräch. "Nach einem Besuch bei Sven Quandt und einem Belastungs-Casting im Skiort Lac de Tignes wurden wir uns schnell einig. Voraussetzung für die Verpflichtung war, neben den beruflichen Fähigkeiten auch eine gute Portion Abenteuergeist mitzubringen", schildert Anja Gläsener, wie es zu ihrem neuen Engagement kam.

Die gebürtige Mettlacherin wird das Team um den mehrfachen Dakar-Sieger Stephane Peterhansel, den Lebensgefährten der deutschen "Wüstenkönigin" Andrea Mayer, zwei Wochen lang durch Argentinien und Chile bis an die peruanische Grenze und wieder zurück nach Buenos Aires begleiten. "Wir übernachten und campen im Biwak. Der Tag beginnt sehr früh morgens so gegen vier Uhr, da wir ja schon am nächsten Etappenziel sein müssen, wenn unsere Teams ankommen. Und bei Wüstenrallyes mit Tagesabschnitten von mehreren 100 Kilometern Entfernung weiß man ja nie, was unterwegs alles passieren kann."

Anja macht Freunden die Nase lang



Anja Gläsener, die eine hohe Affinität zum Motorsport hat und schon zu ihrer Zeit als Trierer "Mieze" für einen recht "unternehmungslustigen Gasfuß" bekannt war, bestreitet die Verbindungsetappen gemeinsam mit dem X-Raid-Tross in einem für die dortigen Verhältnisse angefertigten Spezialfahrzeug aus dem Hause Volkswagen. "Ausgerechnet vom größten Konkurrenten bei der Rallye", meint sie lachend. "Viel Staub und Dreck, viel Arbeit, große Hitze, wenig Zeit zum Schlafen, aber auch Abenteuer pur und viele neue Erfahrungen." Das erwartet sich die ehemalige wurfgewaltige Rückraumspielerin, die sich im Internet schon einmal kundig gemacht hat. "In Argentinien herrschen derzeit 37 Grad. Ich habe meinen Freunden und Bekannten mit dieser Nachricht schon die Nase langgemacht."

Am gestrigen Dienstag hob die Boeing 747 der kolumbianischen Airline Avianca von Frankfurt Rhein/Main ab nach Buenos Aires. Spannung und Vorfreude bei Anja Gläsener sind riesengroß. "Meine X-Raid-Sachen habe ich schon eingepackt. In Argentinien kümmern wir uns zunächst um unser Zelt und die gesamte Ausrüstung, und dann lassen wir es krachen, bevor die Arbeit anfängt. Ich freue mich jetzt schon auf die Silvesterparty in Buenos Aires."

Das Abenteuer "Dakar 2011" kann beginnen. Zumindest für Anja in den Anden

Extra

Sven Quandt und das Team BMW X-Raid: Der 54-jährige Sven Quandt aus dem hessischen Trebur ist der Sohn des deutschen Unternehmers Herbert Quandt. Der Quandt-Familie gehören unter anderem hohe Besitzanteile am Autohersteller BMW. Sven Quandt nahm als Rallyepilot des Teams GECO Raid Sport in den 90er Jahren sieben Mal an der Rallye Dakar teil. Im Mitsubishi Pajero gewann er 1998 die Marathonrallye-Weltmeisterschaft. Von 2002 bis 2004 war er Motorsportchef von Mitsubishi Motors. Heute ist er Teamchef des von ihm gegründeten Motorsportteams X-Raid. Das X-Raid-Team ist mit sieben Fahrzeugen am Start: Sechs BMW X3CC und einem Mini Countryman, dessen Einsatz für viel Aufsehen im Vorfeld der Rallye sorgte. (jüb)

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