Der Herr des Rings

Er war eine Legende im Trierer Sport: Josef Frankreiter, ehemaliger Deutscher Mannschafts- und Einzel-Meister im Boxen, ist im Alter von 80 Jahren in Trier gestorben.

Trier. (AF) Ein Trierer Team als Deutscher Mannschaftsmeister? Das hat absoluten Seltenheitswert. Die Trierer Handball-"Miezen" schafften es 2003. Die "Cardinals" waren Mitte der 90er das Maß der Dinge im Baseball. Und vor knapp 60 Jahren war die Moselstadt die Macht im Ring. 1950 stellte Trier den Deutschen Mannschaftsmeister im Boxen.

Ein Garant für den Titel war Josef Frankreiter, "Frankreiters Jupp", der kleine Kämpfer von Eintracht Trier mit dem großen Punch, damals gerade 22 Jahre alt. Schon im Jahr zuvor hatte der nur 1,63 Meter große Trierer den Meistertitel im Fliegengewicht gefeiert. Nur kurzzeitig musste er nach dem zweiten Weltkrieg die Heimat verlassen: In der französischen Besatzungszone war Boxen damals verboten, in der englischen allerdings nicht: So zog es Frankreiter nach Köln.

"Er war immer ehrgeizig", sagt Karl Frankreiter über seinen großen Bruder: "Wenn er mal einen Kampf verloren hatte, hat er eben die Revanche gewonnen." Karl, der jüngste der insgesamt elf Frankreiter-Geschwister, erinnert sich an große Freiluft-Wettkämpfe. "Da kamen manchmal 4000 oder 5000 Zuschauer ins Moselstadion, mehr als zum Fußball." Jupp sei ein Vorbild gewesen, nicht nur in der Familie, "sondern für viele Jugendliche in Trier". Die Box-Abteilung der Eintracht gibt es längst nicht mehr. Jupp Frankreiter blieb aber auch den Kickern "seines" Vereins verbunden.

Als Amateur nahm Frankreiter an den Europameisterschaften in Mailand teil, unterlag dort aber dem späteren Europameister nach Punkten. Er galt als technisch versiert, fair, aber auch als einer, bei dem man nicht die Deckung schleifen lassen sollte. Oder - in seinen eigenen Worten: "Wenn ich meinen rechten Haken rausholte und es in der Schulter klingelte, dann wusste ich: Nach unten schauen lohnt nicht mehr. Der kam einfach nicht mehr hoch." So erinnerte sich Jupp Frankreiter kurz vor seinem 70. Geburtstag im TV an seine aktive Zeit. Die Profikarriere als Boxer hatte er dagegen nach nur zwei Jahren wegen einer Knöchelverletzung beenden müssen. Rund 300 Kämpfe hatte Frankreiter bestritten, wohl 189 Mal knockte er dabei seine Gegner aus. Jupp Frankreiter erlag am Samstag im Alter von 80 Jahren den Folgen einer Lungenentzündung.

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