Eine runde Sache

Trier · Rhönradturnen ist kaum bekannt, obwohl es viel Freude bereiten und die Körperhaltung verbessern kann. Für unsere Spochtipedia-Serie haben wir eine Mädchen-Gruppe in Trier besucht, die einmal pro Woche ins Rhönrad steigt.

 Das Rhönradturnen versprüht Glanz und Glamour und wird daher auch gerne während Gala-Veranstaltungen vorgeführt. Hinter den künstlerischen Showeinlagen steckt harte sportliche Arbeit der Turner. Fotos: dpa (2)

Das Rhönradturnen versprüht Glanz und Glamour und wird daher auch gerne während Gala-Veranstaltungen vorgeführt. Hinter den künstlerischen Showeinlagen steckt harte sportliche Arbeit der Turner. Fotos: dpa (2)

Foto: Ingo Wagner (g_sport

Trier Jeden Mittwochabend hängen in der Trierer Barbarahalle mehrere Mädchen kopfüber. Nur an den Füßen befestigt schweben sie knapp über dem Boden. Die Gestelle, an die sie ihre Füße gebunden haben, sind rund und reichen einmal ganz um sie herum. Mit einem leichten Schwung drehen sie sich darin in die Waagerechte und von dort aus weiter in einen gewöhnlichen Stand. Eine einfache Drehung um die eigene Achse ist eine der leichtesten Übungen in der Sportart, die die Mädchen trainieren: Rhönradturnen.
Eine der Turnerinnen ist Lara. An diesem Abend teilt sie sich ein großes Rhönrad mit einer Freundin. Zu zweit versuchen sie, das metallene Gestell ins Rollen zu bringen und an den Quersprossen einige elegante Bewegungen zu machen. Das ist der Grundgedanke dieser Sportart.
Die 16-jährige Lara betreibt das Rhönradturnen seit etwa dreieinhalb Jahren. Seit fast einem Jahr hilft sie auch, die Jüngeren im Kurs zu trainieren. Inspiriert von diesem Sport wurde sie 2013 bei der Illuminale: "Damals haben einige Leute im Rhönrad eine Vorführung gemacht - im Dunklen mit Lichterketten. Das sah so elegant aus und war so beeindruckend, dass ich es unbedingt auch mal selbst versuchen wollte." Die meisten anderen Mädchen im Kurs haben über Freunde von der Sportart erfahren.
Generell fehlt dem Rhönradturnen die Bekanntheit. Und das, obwohl Deutschland international sehr erfolgreich ist. Seit 1995 werden Weltmeisterschaften im Rhönradturnen ausgerichtet. Deutschland hat fast alle Disziplin-Titel gewinnen können: 73 sind es bisher. Weit abgeschlagen folgen Japan mit zehn Titeln und die Niederlande mit drei.
Viele Vereine betrachten das Rhönradturnen eher als Breiten- denn als Wettkampf-Sport. So auch die Rhönradabteilung der DJK/MJC Trier, in der auch Lara turnt. Immer mittwochs treffen sich die Turnerinnen, um neue Figuren zu üben oder weiter an ihren Überschlägen und Umdrehungen zu feilen. Rund zehn Mädchen kommen jede Woche zum Training. Jungs sind keine dabei.
Die 25-jährige Modestudentin Laura Forster leitet das Training. Sie hat als kleines Kind schon die ersten Drehungen im Rhönrad gemacht und war zwischenzeitlich sogar in Deutschlands Top zehn. Mittlerweile findet sie jedoch vor allem am lockeren Training Freude: "Mit einem Training pro Woche ist das auch gar nicht möglich, zu Wettkämpfen zu fahren. Man müsste dann viel intensiver arbeiten. Bei uns steht eindeutig der Spaß im Vordergrund."
Gegründet wurde die Abteilung 1987 von Elke Beautier. Sie hat schon mit 15 Jahren die Ausbildung zur Übungsleiterin im Turnen gemacht. Mit dem Rhönradturnen wollte sie auch ihrem Sohn einen Gefallen tun: "In der Europahalle gab es mal eine Aufführung mit Rhönrädern. Ich war mit meinem Sohn dort, und er war so begeistert, dass er es unbedingt auch mal versuchen wollte." In Trier wurde Rhönradturnen damals aber nicht angeboten. "Also wollte ich gerne eine eigene Rhönradgruppe gründen. Ich habe jeden Verein in Trier abtelefoniert, aber keiner wollte, bis auf die Miezen. Und hier sind wir noch immer", sagt Beautier.
Die Abteilung war laut Beautier dann auch gleich ein voller Erfolg. Nach einem halben Jahr hätten mehr als 100 Kinder bei ihr trainieren wollen. "Das waren leider viel zu viele", erinnert sie sich.
Das beste Einstiegsalter für das Rhönradturnen liegt bei etwa sechs Jahren, meint Forster. Die Mädchen in ihrem Kurs sind aktuell zwischen zehn und 17 Jahren alt. Den Anfängerinnen zeigt Forster zunächst, wie sie zum Beispiel auf den Sprossen des Rads laufen oder eine einfache Umdrehung mit dem Rad machen können. Dafür braucht es schon ein gewisses Maß an Geschick und Körperspannung. "Rhönradturnen ist ein Ganzkörpertraining. Man muss sich geradehalten können und ein gutes Timing haben", sagt die junge Trainerin. Rhönradturnen könne auch gesundheitliche Vorteile bringen, sagt Forster: "Mit der richtigen Vorsicht hilft es, gelenkig zu bleiben, Kraft aufzubauen und eine besonders gute Körperhaltung zu bekommen."
Auch Lara schätzt diese Vorteile. Am Rhönradturnen mag sie im Vergleich zu anderen Sportarten jedoch vor allem, dass es schön aussieht: "Wenn man gut ist, hat alles eine gewisse Grazie. Außerdem macht es echt Spaß."
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Dort gibt's auch ein Video zum Rhönradturnen.