Handball: Trierer Miezen bleiben in der 1. Liga

Trier · Sensationelle Wendung: Die Trierer Handball-Miezen bleiben doch in der 1. Liga. Nach der Insolvenz des FHC Frankfurt/Oder Anfang Juli (der TV berichtete) steht seit Sonntagnachmittag fest, dass die Miezen als bester Absteiger doch erstklassig bleiben.

Spielordnungen wurden gewälzt, Rechtsordnungen analysiert, Akten und Belege studiert - der Frauen-Handball-Bundesligaverband HBF hatte sich nach der überraschenden Insolvenz des FHC Frankfurt/Oder am 2.Juli mit viel Papier herumzuschlagen. Und am Ende stand eine Entscheidung, die "nach einer emotionalen Achterbahnfahrt" (Vorstand Jürgen Brech) für Jubel bei den Trierer Miezen sorgte. "Nach Abwägung aller denkbaren Optionen und nochmaliger Prüfung der wirtschaftlichen Gegebenheiten in Trier erschien dies unter den verbliebenen Möglichkeiten die sportlich vernünftigste Lösung", sagte Ligachef Berndt Dugall. Weil am Ende der Spielzeit 2013/14 nur eine Mannschaft absteigt und die Liga auf 14 Teams aufgestockt wird, hätte sich nach dem FHC-Rückzug die Situation ergeben, dass es gar keinen sportlichen Absteiger gegeben hätte.

Der Weg für die Miezen war juristisch dadurch frei geworden, dass der FHC im Lizenzverfahren gegenüber der HBF wesentliche und bereits zum Zeitpunkt der Antragstellung bekannte Risiken nicht offengelegt habe. "Wäre dies geschehen, hätte die Mannschaft die Lizenz von Anfang an nicht erhalten", erklärte Berndt Dugall.
Gerechnet habe man mit dieser Entscheidung in Trier nicht unbedingt, gibt Brech zu, aber: "Wir haben zweigleisig geplant, haben schnell Plan B aus der Tasche gezogen und vergangene Woche der Ligaspitze unsere Planungen, speziell, was die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit betrifft, vorgestellt."

Am Sonntagabend dann die erleichterte Mitteillung der HBF: Der Einsatz der MJC-Verantwortlichen hat sich gelohnt, auch die wirtschaftliche Basis des Vereins erschien der HBF tragfähig genug, um in der 1. Liga kein Waterloo zu erleben. Die Miezen erhalten die Bundesligalizenz nach eigenen Angaben mit Auflagen, müssen unter anderem noch die übliche Bürgschaft von 50.000 Euro hinterlegen. Seit ihrer Beinahe-Insolvenz im Jahre 2012 stehen sie zudem "unter Beobachtung". "Wir haben uns aber wirtschaftlich konsolidiert, haben unseren Etat rapide gekürzt, und auch das wurde anerkannt", sagte Brech. Dieser niedrige Etat bedeutet aber auch, dass der für die 2. Liga verpflichtete Kader möglicherweise nicht erstliga-tauglich ist: "Wir sondieren den Markt nach einer Neuverpflichtung, aber wir gehen definitiv keine finanziellen Wagnisse ein", betont Vorstand Peter Rohr, und Brech ist optimistisch, "dass wir angesichts von nur einem Absteiger in der kommenden Saison unser Ziel Klassenerhalt mit unserer neuen Mannschaft schaffen können. Wenn man sieht, wie sich alle in der Vorbereitung reinknien, ist das schon sehr positiv. Und die Möglichkeit, weiter in der 1. Liga zu spielen, setzt sicherlich neue Kräfte frei".

Die Miezen hatten in den Jahren 2010 bis 2012 den Klassenerhalt im Oberhaus jeweils am letzten Spieltag geschafft, in der Saison 2011/12 nur deswegen, weil zum Saisonstart Sindelfingen Insolvenz angemeldet hatte und es nur einen sportlichen Absteiger gab. Nach 13 Jahren Bundesliga musste die MJC im April als Vorletzter sportlich zurück in die 2. Liga.

Organisatorisch sei man auf den Bundesligaverbleib vorbereitet, betont Brech, wenn auch jetzt noch zahlreiche Baustellen wie der genaue Spielplan und der noch nicht begonnene Dauerkartenverkauf für reichlich Arbeit sorgen. Zudem hofft man bei der MJC darauf, dass Sponsoren, die nach dem Abstieg ihre Förderung gekürzt hatten, wieder auf das alte Niveau zurückkehren.

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