Handball: Vorstand Jürgen Brech zur sportlichen und finanziellen Zukunft der Trierer Miezen in der 2. Liga

Trier · Seit 18 Jahren ist Jürgen Brech in der Vereinsführung der Trierer Miezen tätig - ehrenamtlich. Nun bastelt der Vorstandsvorsitzende mit seinen Kollegen am Neustart in der 2. Liga. Im exklusiven Interview mit TV-Mitarbeiter Björn Pazen bezieht Brech (Besitzer eines Druck- und Werbestudios) Stellung zu allen drängenden Fragen, was die Zukunft betrifft.

 Sie stehen zu ihrem Verein: Mitglieder des Miezen-Fanclubs haben nach dem Abstieg in Leverkusen ihre Meinung am Mannschaftsbus der MJC befestigt. TV-Foto: Björn Pazen

Sie stehen zu ihrem Verein: Mitglieder des Miezen-Fanclubs haben nach dem Abstieg in Leverkusen ihre Meinung am Mannschaftsbus der MJC befestigt. TV-Foto: Björn Pazen

Foto: Bjoern Pazen (BP) ("TV-Upload Pazen"
 Jürgen Brech. TV-Foto: Archiv

Jürgen Brech. TV-Foto: Archiv

Foto: (g_sport

Trier. Verletzungen, verspätete Gehaltszahlungen und der Abstieg: Die Trierer Miezen müssen nach 15 Jahren Bundesliga in die Zweitklassigkeit. Aber den Rückschritt sieht Vorstand Jürgen Brech als Chance für einen erfolgreichen Neustart.
Jürgen Brech über ...
... den Abstieg:
Die langfristigen Verletzungen vieler Leistungsträgerinnen wie Megane Vallet, Celine Michielsen oder Andrea Czanik waren der Hauptgrund. Hinzu kam, dass Katrin Schneider und Franzi Garcia die ganze Saison mit ihren permanenten Verletzungen zu kämpfen hatten. Das ließ sich bei unserem kleinen Kader nicht kompensieren. Und im Gegensatz zur Konkurrenz konnten wir uns keine Nachverpflichtungen leisten. Und: Bei uns gehen alle Spielerinnen arbeiten, deswegen waren auch nur drei bis vier Trainingseinheiten pro Woche möglich, verglichen mit bis zu acht bei der Konkurrenz. Der Abstieg nach 15 Jahren tut schon sehr weh, ist aber kein Weltuntergang.
... den Neustart in der 2. Liga: In den letzten Jahren hatten wir immer viel Glück, aber der kontinuierliche Abstiegskampf hat extrem belastet und an den Nerven gezehrt. Vielleicht ist es jetzt gut, dass der Druck weg ist. Wir wollen einen Neustart in ruhigem Fahrwasser, wollen mit unseren Fans mehr Siege feiern, eine junge Mannschaft mittelfristig aufbauen, Kontinuität reinbringen und sportlich wie wirtschaftlich erst einmal durchschnaufen.
... die Ziele in der 2. Liga: Wir geben definitiv nicht das Ziel sofortiger Wiederaufstieg aus, das ist sportlich und wirtschaftlich nicht machbar. Wir wollen uns erst einmal im oberen Drittel etablieren - und irgendwann oben angreifen.
... den neuen Trainer: Wir stehen in Gesprächen mit einigen interessanten Kandidaten und hoffen in zwei Wochen Vollzug melden zu können.
... den künftigen Kader: Ich bin enttäuscht, dass Spielerinnen wie Celine Michielsen und Maxime Struijs uns verlassen. Wir haben sie entdeckt, bei uns sind sie zu Stammspielerinnen geworden - da hätte ich mir mehr Vereinstreue gewünscht. Wir wollen - neben den Spielerinnen, die schon unterschrieben haben - mit Andrea Czanik und Megane Vallet verlängern. Wir brauchen neben vielen jungen Spielerinnen auch einige Erfahrene, um in der 2. Liga mitzuhalten. Aber eines ist klar: Vollprofitum wird es auch weiterhin nicht geben. Zudem müssen wir die 2. Mannschaft wieder enger mit dem Zweitligateam verzahnen.
... den künftigen Etat: Seit 2012 haben wir unseren Etat um die Hälfte auf zuletzt rund 450 000 Euro reduziert. Mit viel weniger kann man auch in der 2. Liga nicht kalkulieren. Die organisatorischen Kosten bleiben gleich, die Fahrtkosten werden sogar höher, und am Personaletat können wir auch nicht mehr schrauben. Zum Vergleich: Mitabsteiger Koblenz hatte einen Etat von 900 000 Euro. Mit diesem Geld hätten wir die Klasse gehalten.
... akute Finanzprobleme: Ja, bei uns mussten die Spielerinnen auf ihre Gehälter warten. Zum Start der Saison waren rund 90 Prozent unseres Etats eigentlich gedeckt. Aber dann sind einige Sponsoren ihren Versprechungen nicht nachgekommen. Zudem mussten wir Altlasten aus der Vergangenheit decken. So sind uns fast 70 000 Euro weggebrochen, die wir verplant hatten. Daher kamen wir mit Gehaltszahlungen in Verzug. Vorstandsmitglieder haben dann wieder einmal in die eigene Tasche greifen müssen. Die Spielerinnen haben immer ihre Leistungen gebracht, deswegen tut es dem gesamten Vorstand auch von Herzen leid, dass sie auf ihr Geld warten mussten. Wir haben das aber auch immer transparent mit ihnen besprochen. Die Lizenz für die 2. Liga ist nicht gefährdet.
... die künftigen wirtschaftlichen Möglichkeiten: Ich hatte nach dem IHK-Spitzensport-Forum darauf gehofft, dass es nicht nur bei Absichtserklärungen bleibt. Der Vorschlag, den Spitzensport in Trier unter einem Dach zu fördern, ist gut, es muss nur ein Großer mal den Anfang machen und das Startkapital zur Verfügung stellen. Wir Miezen sind sicherlich ein positiv besetzter Werbeträger, auch wegen unseres sozialen Engagements abseits des Feldes. Aber mit nett, lieb und sympathisch kannst du auch keine Zweitligamannschaft finanzieren.
... den künftigen Spielort: Wolfsberghalle und Mäusheckerweg sind geschlossen, aber auch ansonsten wollen wir weiter in der Arena spielen. Wenn die Fans nahe am Feld sitzen, kommt dort Stimmung auf - und Spiele wie gegen Koblenz mit fast 2000 Zuschauern haben gezeigt, dass es ein Interesse an den Miezen gibt. In diesem Zusammenhang gilt unser großer Dank dem ganzen Arena-Team, das uns seit Jahren super unterstützt.
... die Vereinsführung: Wir sind der einzige Trierer Topverein, der komplett ohne Hauptamtliche auskommen muss. Wir sind alle im Job gefordert und leiten den "mittelständischen Betrieb Miezen" nebenbei. Deswegen wünsche ich mir manchmal mehr Respekt für unsere Arbeit. BP

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