Heute Saisonfinale: Scholli zwischen Handschellen und Handball

Trier · Aus der vierten Liga gekommen, entwickelte sich Joline Müller schnell zur Hoffnungsträgerin der Miezen. Vor dem heutigen Saisonfinale gegen Kirchhof zieht die 23-Jährige ihre Bilanz einer für sie hochspannenden Spielzeit.

 Torgarantin und saarländische Kämpfernatur: Mieze Joline Müller kann auf eine erfolgreiche Premierensaison zurückblicken. Foto: MJC/Tri-Sign

Torgarantin und saarländische Kämpfernatur: Mieze Joline Müller kann auf eine erfolgreiche Premierensaison zurückblicken. Foto: MJC/Tri-Sign

Foto: Bjoern Pazen (BP) ("TV-Upload Pazen"

Trier. Während sich die übrigen Miezen in gewohnter Umgebung auf das letzte Saisonspiel heute gegen Kirchhof (Anwurf: 18 Uhr in der Arena) vorbereiten konnten, hat Joline Müller von Dienstag bis Donnerstag schon vier Partien absolviert. Mit der saarländischen Auswahl stand die 23-Jährige von Dienstag bis Donnerstag bei der deutschen Polizeimeisterschaft in Bad Hersfeld auf dem Feld - und feierte am Ende den vierten Platz.

"Das ist ein Riesenergebnis für uns, denn zum ersten Mal hatte sich das Saarland überhaupt für das Finalturnier qualifiziert", sagt Müller. Das Wichtigste für ihre Trainerin Cristina Cabeza: "Ich habe zwar ein paar blaue Flecken und bin platt - aber bis zum Spiel ist das vergessen."
Joline Müller, Spitzname "Scholli", ist die Überfliegerin der Miezensaison, auch wenn im am Ende erfolgreichen Endspurt andere die Zeichen setzten. Sie war als Viertliga-Torschützinnenkönigin aus Zweibrücken nach Trier gekommen - und war dann gleich eingeschlagen wie eine Bombe: Nach sechs Spielen hatte sie fast zehn Tore im Schnitt beigesteuert, war im Angriff quasi die Alleinunterhalterin der MJC. "Das kam für mich schon überraschend, dass ich so erfolgreich gestartet bin, schließlich kam ich ja aus der vierten Liga", sagt die Polizistin.

Als nach und nach der MJC-Kader größer und erfolgreicher wurde, übernahmen auch andere die Verantwortung, zudem fiel Müller für einige Spiele nach einem Ermüdungsbruch im Fuß aus. "Mittlerweile bin ich aber wieder fit", sagt die Rückraumspielerin, die sich vergangenen Samstag imposant mit elf Treffern beim 30:30 in Bremen zurückmeldete.
Mit 150 Treffern ist sie vor dem letzten Saisonspiel die erfolgreichste Miezen-Torschützin dieser Spielzeit. Und die hatte es in sich: "Da war ja alles dabei, Abstiegskampf, Überraschungssiege, bittere Niederlagen, Aufholjagd - einfach nur rauf und runter." Dennoch fällt Müllers Fazit positiv aus: "Mir hat das richtig viel Spaß gemacht."´Immer auf der Autobahn


Die größte Herausforderung war für sie nicht der Sprung zwei Ligen höher, sondern Sport und Job in Einklang zu bringen. Ihren Dienst verrichtet die waschechte Saarländerin bei der Polizei-Inspektion Neunkirchen. "Das sind nur 16 Kilometer von meinem Heimatort, aber weit über 80 Kilometer zum Training in Trier." Somit kennt sie die Autobahn 1 wie ihre Westentasche. "Das war schon nicht einfach, das alles mit dem Dienstplan unter einen Hut zu bringen, meine Kollegen und mein Arbeitgeber haben mich dabei aber sehr unterstützt."

Noch mehr Unterstützung kommt allerdings aus der komplett handballverrückten Familie. Ihre Eltern, dazu viele Onkel und Tanten hatten Handball gespielt, ihr Bruder Jerome ist U20-Nationalspieler und eine der Stützen beim Zweitligisten HG Saarlouis. Wenn er bis dahin von einer Ellenbogenverletzung genesen ist, ist Jerome Stammspieler bei der Junioren-EM in Dänemark im August. Die ganze Familie ist bei Jolines Spielen in Trier dabei, mit einheitlichen "J&J"-Fan-T-Shirts, und sogar einem eigenen Fanbus, der von Jerome und Joline geziert wird.

Und es sieht danach aus, als ob die Müllers auch kommende Saison alle zwei Wochen über die "Lyoner-Grenze" nach Trier pendeln würden: "Ich fühle mich hier richtig wohl und hatte auch schon Vorgespräche mit dem Vorstand", sagt Müller: "Ich bin zuversichtlich, dass es für mich in Trier weitergeht, alleine schon deswegen, weil ich ja auch noch meinen Beruf habe." Zunächst aber will sie die Saison erfolgreich abschließen: "Gegen Kirchhof haben wir schließlich noch etwas gutzumachen", sagt Müller.Extra

Revanchegelüste und Fanparty: 20:13 hatten die Miezen im Hinspiel bei der SG Kirchhof schon geführt, der zweite Sieg in Serie zum Einstand von Neu-Trainerin Cristina Cabeza schien im Januar locker eingetütet - aber dann: die letzten 25 Minuten der Partie waren die schwärzesten der gesamten Saison, am Ende stand eine 25:26-Niederlage - die Miezen waren wieder Tabellenletzter. Die Hoffnung auf den Klassenerhalt war am Boden. Der Rest ist bekannt: Kirchhof steht als Absteiger fest, die MJC hat den Klassenerhalt bereits in trockenen Tüchern. "Aber für diese Niederlage wollen wir uns noch revanchieren", sagt Cabeza vor dem Saisonfinale - schließlich soll die 14:4-Punkte-Serie noch gekrönt werden. Nach der Partie feiern die Miezen mit ihren Fans eine Nicht-Abstiegsparty in der Arena. Als Liveband tritt Fourfun auf, zudem will der Vorstand bereits einige Vertragsverlängerungen bekanntgeben. BP DJK/MJHC Trier (Kader): Kockler, Eckelt - Vallet, Derbach, Mohr, Jurgutyte, Knoroz, Thomas, Czanik, Müller, Houben, Weibelova, Welter Extra

HVR-Verbandstag: Große Namen haben sich für das letzte Saisonspiel der Miezen angesagt, denn vor der Partie steht in der Nebenhalle der Arena Trier der Verbandstag des Handballverbands Rheinland statt. Dazu hat sich unter anderem Andreas Michelmann, der Präsident des Deutschen Handballbunds, angesagt, der sich dann - gemeinsam mit Triers Oberbürgermeister Wolfram Leibe - auch die Miezen ansehen wird. BP

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