Ins Land des Lächelns

Zwei Ex-Miezen stehen im deutschen Aufgebot für die WM in China. Anja Althaus und Laura Steinbach wollen ab Samstag das Olympia-Debakel von Peking (Rang elf) vergessen machen.

Trier. Frankfurt-Peking-Wuxi, bitte einsteigen! So lautet heute der "Marschbefehl" für die deutsche Frauen-Handball-Nationalmannschaft. Mit an Bord der Lufthansa-Maschine nach China sitzen auch drei ehemalige Spielerinnen der Trierer Miezen: Physiotherapeutin Anja Gläsener sowie die Spielerinnen Anja Althaus und Laura Steinbach. Die früheren Triererinnen reisen 16 Monate nach dem Olympia-Desaster von Peking mit gemischten Gefühlen erneut ins Reich der Mitte. Denn auch nach den drei Siegen in den abschließenden Testspielen gegen Dänemark und die Niederlande weiß niemand so genau, wo die Deutschen stehen.

"Wir haben eine ganz andere Mannschaft als bei den vergangenen Turnieren", sagt Rückraumspielerin Laura Steinbach, die nach zwei Jahren in Trier 2007 nach Leverkusen wechselte. Daher will sie sich auch nicht auf ein WM-Ziel festlegen: "Das erste Spiel gewinnen, erfolgreich ins Turnier starten und dann weitersehen", lautet ihr Motto. Die WM in der chinesischen Provinz Jiangsu ist für die DHB-Auswahl - für die keine aktuelle MJC-Spielerin nominiert wurde - eine Wundertüte: Die beiden wichtigsten Spielerinnen Grit Jurack (schwanger) und Nadine Krause (verletzt) fallen aus, fünf der 16 Nominierten spielen ihr erstes großes Turnier, und die Vorrundengruppe hat es in sich: Rekord-Olympiasieger Dänemark, Ex-Weltmeister Frankreich, die starken Brasilianerinnen sowie der "ewige deutsche Stolperstein" Schweden kämpfen in Gruppe A mit der DHB-Auswahl um einen der drei ersten Plätze, die das Weiterkommen in die Hauptrunde bedeuten. Der Kongo als sechster Gegner dürfte kein Maßstab sein.

"Wir wollen uns für unser schwaches Abschneiden in Peking rehabilitieren", sagt Kreisläuferin Anja Althaus dennoch: "Ich fliege nach China, um eine Medaille zu gewinnen." Bei der vergangenen WM in Frankreich war Deutschland dies mit Bronze gelungen.

Für Althaus, seit 2007 beim dänischen Spitzenclub Viborg, ist das deutsche Team aufgrund der prominenten Ausfälle "sogar noch schwerer auszurechnen": "Wir können befreit aufspielen, wir haben keinen so großen Druck. Wir können jedes Vorrundenspiel gewinnen, aber auch vier Mal verlieren. Warten wir ab, was passiert!"

Vorentscheidende Bedeutung hat bereits das erste WM-Spiel am Samstag gegen Dänemark (13.45 Uhr, live auf Eurosport). Zuvor absolvieren die Deutschen am Donnerstag noch einen Test gegen Ungarn, um sich in China zu akklimatisieren. "Wir haben keine großen Namen im Kader, deswegen lehne ich mich mit den Zielen auch nicht weit aus dem Fenster", sagt Rainer Osmann, für den es das erste Turnier als Frauen-Nationaltrainer ist: "Wir haben viele Spielerinnen, denen noch internationale Erfahrung fehlt und denen wir Fehler verzeihen müssen."

Extra

WM in China: Vom 5. bis 20. Dezember wird erstmals eine Handball-WM auf chinesischem Boden ausgetragen. Die deutsche Mannschaft spielt in der Vorrundengruppe A in Wuxi (ausgesprochen U-chi). Die Termine (deutsche Zeit): Samstag, 5. Dezember, 14 Uhr: Deutschland - Dänemark; Sonntag, 6. Dezember, 11 Uhr: Kongo - Deutschland; Montag, 7. Dezember, 11 Uhr: Deutschland - Brasilien; Mittwoch, 9. Dezember, 14 Uhr: Schweden - Deutschland; Donnerstag, 10. Dezember, 12 Uhr: Deutschland - Frankreich. Alle deutschen Partien werden live bei Eurosport gezeigt. Die ersten drei Teams der vier Vorrundengruppen qualifizieren sich für die Hauptrunde, der Rest spielt die Plätze 13 bis 24 aus. Halbfinale und Finale werden in Nanjing ausgespielt. Favoriten auf den WM-Titel sind Olympiasieger Norwegen und Weltmeister Russland sowie Rumänien. (BP)