Kate trifft - und die Arena wird zum Tollhaus!

Trier · Die Trierer Miezen haben im Abstiegskampf der Frauen-Handball-Bundesliga ein Lebenszeichen gesendet - und was für eines: In einer packenden und am Ende dramatischen Partie bezwangen die Triererinnen den Aufsteiger HSC Bad Wildungen mit 30:29 (14:16). Matchwinnerin und Schützin des goldenen Siegtreffers war eine Sekunde vor Schluss Katrin Schneider.

 Ja – endlich wieder gewonnen! Franzi Garcia-Almendaris und die 13-fache Torschützin Katrin Schneider jubeln nach einem Treffer. TV-Foto: Sebastian Schwarz

Ja – endlich wieder gewonnen! Franzi Garcia-Almendaris und die 13-fache Torschützin Katrin Schneider jubeln nach einem Treffer. TV-Foto: Sebastian Schwarz

Trier. Sie trägt die Rückennummer neun, ihre Glückszahl ist seit Samstagabend aber die 13: Mit ihrem 13. Treffer eine Sekunde vor dem Spielende hat "Kate" Schneider den Miezen endlich den ersten Heimsieg in der Saison 2014/15 beschert. Gegen die HSC Bad Wildungen Vipers präsentierte sich die Bundesliga-Torschützenkönigin der vergangenen Saison in einer überragenden Verfassung und erzielte fast die Hälfte aller Miezen-Tore. Nach ihrem Schlussakt wurde Schneider von ihren Mitspielerinnen unter einer Jubeltraube begraben, und die rund 900 Zuschauer in der Arena waren am Ende eines irren Handball-Krimis völlig aus dem Häuschen. Erschöpft, aber überglücklich strahlen die Miezen nach einer enormen Energieleistung um die Wette. "Das war eine Superleistung, alle haben toll gekämpft. Wir hatten immer den Kopf oben, und es war eine super Atmosphäre. Wahnsinn, wie Kate kurz vor Schluss das Ding reingehämmert hat", sprudelt es aus Judith Derbach heraus. Als sechsfache Torschützin trug sie insbesondere in der dramatischen zweiten Halbzeit wesentlich dazu bei, dass es für die Miezen zu einem Happy End kommt. Und wie erlebte Schneider ihren entscheidenden Wurf? "Ich konnte drei Sekunden vor Spielende nicht mehr abspielen, also habe ich geworfen. Am Ende hatten wir das Glück der Tüchtigen, aber heute haben wir es uns verdient. Wir haben in der zweiten Halbzeit stabil in der Abwehr und schnell nach vorne gespielt. Zudem hat Jessica Kockler in den letzten zehn Minuten überragend gehalten", analysiert die Matchwinnerin die entscheidende Phase. Torfrau Kockler lobt die Teamleistung: "Wir haben als Mannschaft zusammengehalten und den Sieg nie aus den Augen verloren."Direkt nach der Pause sah es nicht nach einem Miezen-Erfolg aus. Die Triererinnen lagen schnell mit 15:19 (36.) in Rückstand - die Partie schien für den Aufsteiger aus Hessen zu laufen. Aber die Miezen zeigten ihre Krallen und kämpften sich Tor um Tor heran. Neben Schneider und Derbach waren es auch Silvia Solic und Franziska Garcia, die offensiv immer wieder Akzente setzten. Der Lohn war das 21:21 durch Solic in der 43. Minute - Trier war wieder dran. Fortan wogte die Partie hin und her, aber die Miezen liefen immer einem knappen Rückstand hinterher. Als die eingewechselte Torfrau Jessica Kockler gegen die erfolgreichste Gäste-Torschützin Laura Vasilescu einen Siebenmeter parierte und danach im MJC-Tor blieb, kippte die Partie langsam zugunsten der Miezen. Für die erste Führung in der zweiten Halbzeit sorgte Schneider mit dem 28:27 (54.), sie traf auch zum 29:27 (57.). Die Miezen-Fans feiern bereits, doch die giftigen Vipers aus Hessen gleichen noch einmal aus und haben nach einer Roten Karte für Garcia 20 Sekunden vor Spielende sogar die Chance zum Sieg: Vasilescu wirft den Siebenmeter aber an den Pfosten. Auszeit Trier, Miezen-Trainerin Cristina Cabeza wechselt sich selbst ein und bereitet den Siegtreffer vor - Schneider nimmt sich ein Herz und verwandelt die Arena in ein Tollhaus. Miezen-Co-Trainerin Jana Arnosova ist nach der nervenaufreibenden Partie überglücklich: "Ich bin wahnsinnig stolz auf unsere Mannschaft, dieses Spiel war für uns überlebenswichtig. Die letzten 40 Sekunden waren der Wahnsinn." Vipers-Trainerin und Ex-Mieze Tessa Bremmer beklagte bei ihrem Team "viele Fehler in der Abwehr" und attestierte Trier, "besser gekämpft zu haben. Darüber bin ich sehr enttäuscht."Nach dem ersten Heimsieg seit Mai 2014 bleiben die Miezen zwar Tabellenletzter, haben aber den Anschluss ans rettende Ufer geschafft. Mit 4:18 Punkten liegt Trier nur noch einen Zähler hinter Koblenz/Weibern und Bietigheim sowie zwei Punkte hinter Göppingen, das zu Hause 25:25 gegen Koblenz/Weibern spielte. Das Saisonziel Klassenerhalt ist für Trier wieder etwas näher gerückt. DJK/MJC Trier: Flöck (1. - 48. Minute), Kockler (48. - 60.) - Derbach (6), Schneider (13/davon sechs Siebenmeter), Vallet (1), Garcia-Almendaris (4), Struijs (0), Solic (5), Czanik (1), Cabeza (0), Houben (0), Sattler (n.e.), Kordel (n.e.), Backhed (n.e.), Mohr (n.e.)HSC Bad Wildungen: Brütsch (1. - 26., 48. -53.), van Beurden (26. - 48., 53. - 60.) - Stockschläder (5), Busch (4), Bolze (1), Nagy (4), Vasilescu (10/7), van Gulik (4/1), Robben (1), Pollmer (0), Cipaian (n.e.), Raum (n.e.)Schiedsrichter: Andreas Briese/Kim von der Beeck Zuschauer: 900 Zeitstrafen: Trier 10 Minuten/Bad Wildungen 6 Rote Karte: Garcia (59.)

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