Laute Bässe, logisches Denken

Noch bis Sonntag feilen die Trie rer "Miezen" im Trainingslager am Feinschliff für die neue Saison. Der TV besuchte die Handballerinnen auf der Schwäbischen Alb.

Laichingen. Die Bässe dröhnen aus dem CD-Player, laute Musik mischt sich mit dem permanenten "Plopp"-Geräusch, wenn ein Medizinball gegen die Hallenwand geschleudert wird. Kreisläuferin Steffie Egger steht abseits vom Rest der "Miezen"-Mannschaft, absolviert nach einer Meniskus-Operation ihr individuelles Trainingsprogramm. Immer wieder wirft sie den Medizinball gegen die Wand, der Schweiß steht ihr genau wie dem Rest der Mannschaft auf der Stirn. In der Mitte der Jahn-Sporthalle im schwäbischen Laichingen gibt MJC-Trainerin Ildiko Barna Instruktionen, während die übrigen Spielerinnen ballprellend über Turnbänke balancieren - und den überall angebrachten Hinweis "Absolutes Harzverbot" mit Genehmigung der Gemeinde für fünf Tage ignorieren dürfen.

"Sie sind kaputt, aber sie ziehen super mit", lautet Barnas Zwischenfazit des Trainingslagers auf der Schwäbischen Alb. Die Spielerinnen nicken. "Es macht viel mehr Spaß mit der neuen Mannschaft, die Stimmung ist besser als im Vorjahr. Wir verstehen uns hervorragend, obwohl wir einige Neue haben", sagt Rechtsaußen Svenja Huber stellvertretend fürs Team.

Am Mittwochmorgen reisten die "Miezen" an, waren sofort Gesprächsthema in der Stadt mit 11 000 Einwohnern, die nicht nur aufgrund ihrer Höhe von 755 Metern ein idealer Ort für die volle Konzentration auf den Sport ist. Große Ablenkung wird nicht geboten, die Fußgängerzone hat man nach rund zehn Minuten komplett gesehen, von 13 bis 15 Uhr ist Mittagspause in den Läden, Höhepunkte des beschaulichen Städtchens sind ein paar alte Fachwerkhäuser oder die 50 verschiedenen Eisbecher im Eiscafé "Dolomiti". Journalisten der zwei Lokalzeitungen geben sich seit Mittwoch bei den "Miezen" die Klinke in die Hand, sei es in der Sporthalle oder im Hotel "Krehl" am Marktplatz, wo die MJC bereits 2008 ihr Quartier aufgeschlagen hatte.

Blaue Flecken gehören dazu



Sie treffen eine hochmotivierte Mannschaft, der trotz der Anstrengungen der Spaß nicht vergangen ist. Dafür ist auch Rückraumspielerin Toni Pütz verantwortlich, die allabendlich mit gruppendynamischen Übungen nicht nur dafür sorgt, dass die neuen "Miezen" schneller in die Mannschaft integriert werden, sondern auch, dass die Handballerinnen ihren Kopf einsetzen müssen. "Es geht viel um logisches Denken", verrät Barna.

Aber im Vordergrund steht das Handballspielen. Nach dem morgendlichen Ausdauerlauf teilt Barna die Mannschaft zum Wurftraining auf. Zunächst sind die Kreis- und Außenspielerinnen an der Reihe, danach die Rückraumwerferinnen. "Alles voller blauer Flecken", zeigt Torfrau Daniela Vogt ihre Beine nach zahlreichen Treffern.

Donnerstagnachmittag musste die erfahrenere der beiden Torfrauen den Kasten alleine hüten, nachdem sich Anna Monz eine Ellbogenverletzung zugezogen hat. Ob Monz für das erste von vier Testspielen am Freitagabend gegen Zweitligist Bietigheim fit wurde, entschied sich erst kurzfristig.

"Dicke Arme" können indes die Rückraumspielerinnen beklagen. Mehrere Hundert Mal werfen sie aufs Tor, Neuzugang Anne Jochin mit knallharten Schlagwürfen, Nadja Nadgornaja mit Sprungwürfen, Lydia Jakubisova mit Trickwürfen. Im Trainingslager werden die Grundlagen der Saison gelegt, daher dieses für Außenstehende stupide Einstudieren von Wurfvarianten.

Während die zuvor angeschlagene Kreisläuferin Silvia Solic voll trainieren kann, stieß Willemijn Karsten erst am Freitag zur Mannschaft. Nach ihren Rückenproblemen erhielt sie eine Spezialbehandlung in ihrer niederländischen Heimat. Trainerin Barna hofft, dass Karsten "so langsam" ins Training einsteigen kann.

Neben den insgesamt vier Testspielen bis Sonntag steht am heutigen Abend auch noch eine wichtige Entscheidung für die "Miezen" an: Spielführerin und Mannschaftsrat werden gewählt. Und am Sonntagmittag geht es wieder auf Heimreise - wohl wissend, dass man nächstes Wochenende wieder unterwegs sein wird, zu einem Turnier in Nordhessen, wo weiter am Feinschliff gefeilt wird.

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