Miezen gewinnen Derby-Krimi und können wieder auf Klassenerhalt hoffen

Trier · Durch den 29:23 (16:9)-Erfolg im Rheinland-Pfalz-Derby gegen die Vulkanladies Koblenz/Weibern haben die Trierer Handball-Miezen am Samstagabend ein Lebenszeichen im Abstiegskampf gesetzt. Durch den vierten Saisonsieg sind sie jetzt punktgleich mit dem Vorletzten Celle, der mit 22:26 in Berlin verlor und nur noch einen Punkt hinter dem rettenden drittletzten Platz, den weiterhin die Gäste vom Deutschen Eck einnehmen.

Miezen gewinnen Derby-Krimi und können wieder auf Klassenerhalt hoffen
Foto: Björn Pazen



Die Arena Trier stand Kopf, die rund 1600 Zuschauer feiern minutenlang ihre Heldinnen, die wie entfesselt auf dem Feld feiern. "Hurra, wir leben noch" war das Signal des Tabellenletzten in der Frauen-Handball-Bundesliga, während die Vulkanladies die Arena mit hängenden Köpfen verließen.

Das Endergebnis spiegelt aber nicht das Zittern der MJC wider, die nach dem Sieben-Tore-Vorsprung zur Pause zwischenzeitlich nur noch mit einem Treffer in Front lag. "Das war unser kleines Finale. Einzige Schwachstelle war der Start in die zweite Hälfte, ansonsten sind wir ganz stolz auf unsere Mannschaft und auf unser tolles Publikum", sagt Co-Trainerin Jana Arnosova: "Jetzt müssen wir nachlegen, um die Liga zu halten. In Celle müssen wir in zwei Wochen gewinnen!"

Die erste Viertelstunde war - unter den Augen von Ministerpräsidentin Malu Dreyer - das Beste, was die Miezen in dieser Saison gezeigt haben. Die Abwehr war im Vergleich zu vergangener Woche gegen Berlin nicht wiederzuerkennen - aggressiv, kompakt, wie eine Wand. Die Vulkanladies fanden kaum einen Weg durch diese Mauer, und wenn, zeigte Torfrau Verena Flöck erneut ihre starke Form.

Schon nach acht Minuten musste Vulkanladies-Trainer Caslav Dincic seine erste Auszeit nehmen - seine Mannschaft lag 2:6 hinten, und die Miezen bauten den Vorsprung sogar zur ersten Sieben-Tore-Führung der Saison beim 10:3 nach 15 Minuten aus, dank zahlreicher Gegenstöße, die die Gäste eiskalt erwischten.
Doch dann ging die MJC einige Minuten zu leichtfertig mit ihren Chancen um, vergab die Möglichkeit, das Derby schon vor der Pause zu entscheiden. Koblenz/Weibern kam zu einfachen Treffern, verkürzte auf 8:11. Die Miezen-Auszeit ließ nicht lange auf sich warten, und danach hatten die Triererinnen ihren Rhythmus auch wieder gefunden. Die rund 1600 Fans - solange sie für die MJC klatschten - waren wie die "achte Frau" für die MJC, die bis zur Pause wieder auf sieben Treffer (16:9) davongezogen waren. Maxime Struijs hatte zu diesem Zeitpunkt schon vier ihrer sechs Tore erzielt.

Und bevor es dann mit der zweiten Hälfte losgehen konnte, strikte erst einmal die Anzeigentafel. Als es dann losging, war von Wiederanpfiff klar: Dincic muss seinen Spielerinnen gehörig den Marsch geblasen haben. Die Vulkanladies starteten wie die Feuerwehr, erzielten die ersten drei Tore in Hälfte zwei und waren in der Defensive plötzlich hellwach.

Trier musste nun viel mehr Energie für jeden einzelnen Treffer aufwenden, zudem nahm Koblenz/Weibern Kate Schneider in kurze Deckung. So langsam ging den Miezen - die bis dahin so gut wie nicht gewechselt hatten - schon die Puste aus. Und das zeigte sich im Ergebnis: Nach 43 Minuten war der einst komfortable Vorsprung auf 21:19 geschmolzen. Trainerin Cristina Cabeza nahm ihre zweite Auszeit, die Torfrau wurde gewechselt: Für die nach der Pause schwache Flöck kam Jessica Kockler zwischen die Pfosten.

Aber die Vulkanladies waren nun unter Feuer - die Atmosphäre auf den Rängen wurde immer hitziger. Beim 21:22 hatte Koblenz/Weibern die Chance zum ersten Ausgleich, nachdem Annika Ingenpaß ihren sechsten Strafwurf verwandelt hatte. Auf der anderen Seite hatte die MJC mickrige sechs Tore innerhalb von 18 Minuten nach dem Wechsel erzielt.
Die Partie stand auf des Messers Schneide - und Kockler hielt ihr mittlerweile äußerst nervöses Team mehrfach im Spiel, unter anderem mit einem gehaltenen Strafwurf in Minute 50 - die Arena wurde zum Tollhaus, als schließlich Judith Derbach im Gegenzug zum 24:21 trifft.

Beim 25:22 folgt die nächste Auszeit der Gäste, die dann ihrerseits Nerven zeigen - Zorica Despodovska tritt beim Siebenmeter über die Linie - abgepfiffen. Franzi Garcia erhöht auf 26:22, der nächste Struijs-Hammer schlägt viereinhalb Minuten vor dem Ende unhaltbar ein -27:22, die Entscheidung.

DJK/MJC Trier: Flöck, Kockler - Michielsen (n.e.), Sattler (n.e.), Mohr (n.e.), Schneider (5/3), Houben (1), Vallet (5), Kordel (n.e.), Derbach (6), Struijs (6), Solic (3), Garcia-Almendaris (3), Cabeza (0)
Vulkanladies Koblenz/Weibern: Grob, Bininda (n.e.) - Ingenpaß (8/6), Atanasoska (0), Varga (2), Thomas (1), Thorgeirsdottir (1), Prak (3), Vollebregt (0), Despodovska (6), Sazdovski (1), Winter (1)
Schiedsrichter: Briese/von der Beeck, Zuschauer: 1600
Zeitstrafen: Trier: Schneider, Derbach, Garcia/Koblenz/Weiibern: Thomas (4 Minuten), Ingenpaß, Sazdovski
Siebenmeter: Trier: 3/3, Koblenz/Weibern: 8/6
Beste Spielerinnen: Kockler, Derbach/Grob, Despodovska

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