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Trier · Die Neuzugänge Gabriella Szabo und Vesna Tolic müssen beim Frauenhandball- Zweitligisten DJK/MJC Trier den Spagat zwischen Sport und Job meistern.

 Gabriella Szabo (links) und Vesna Tolic betreten bei den Trierer Handball-Miezen Neuland – sportlich, aber auch abseits der Halle. Fotos (2): Tri-Sign

Gabriella Szabo (links) und Vesna Tolic betreten bei den Trierer Handball-Miezen Neuland – sportlich, aber auch abseits der Halle. Fotos (2): Tri-Sign

Foto: (g_sport

Trier 10 Uhr morgens, Moselstadion. Noch bevor Josef Cinar und seine Kollegen von Eintracht Trier ihre Laufeinheit starten, schwitzen schon zwei Miezen auf der Tartanbahn. Tempoläufe stehen an für Gabriella Szabo und Vesna Tolic. 400 Meter, zehn Mal. Trainer Andy Palm und seine Stoppuhr werden zum größten Feind. Ausgepumpt kommen die beiden Handballerinnen ins Ziel, kurze Zeit später heißt es schon wieder: "Fertig werden ….und ab."
"Die Saisonvorbereitung ist nirgendwo ein Zuckerschlecken. Aber da müssen sie durch", sagt Palm. Dass das Trio Szabo, Tolic und Palm in Trier eine neue sportliche Heimat gefunden hat, liegt an einer Frau aus dem Münsterland: Eva Wortmann. Früher war sie Geschäftsführerin beim Ex-Frauen-Handball-Zweitligisten TV Greven, heute ist sie Spielerberaterin. Szabo, Tolic und Trainer Palm gehören zu ihren Klienten. Vor eineinhalb Jahren hatte Wortmann auch die mittlerweile in Leverkusen spielende Litauerin Zivile Jurgutyte zur MJC gebracht. Die neuen Rückraumspielerinnen Szabo (aus Rumänien) und Tolic (aus Kroatien) kennen sich, haben in der Vergangenheit schon gemeinsam in Frankreich gespielt, bevor sie nun in Trier anheuerten.
Szabo hat eine ziemliche Odyssee hinter sich, spielte vergangene Saison erst bei einem polnischen Club, der über Monate keine Gehälter gezahlt hatte. Sie ging dann im Januar zum Drittligisten Waiblingen bei Stuttgart, wo sie in die zweite Liga aufstieg. Tolic war zuletzt beim Miezen-Konkurrenten Halle/Neustadt unter Vertrag.
Für beide ist Trier Neuland - nicht nur, was den Wohnort betrifft. Auch die Rahmenbedingungen sind neu, denn bislang waren sie eigentlich immer Profispielerinnen. "Das gibt es in Trier nicht mehr", sagt Trainer Palm. Auch der Belgier befindet sich gerade auf Jobsuche über seine MJC-Tätigkeit hinaus.
Tolic stammt aus der Römer- und Urlauberstadt Split an der kroatischen Adria-Küste. Sie hat dort Tourismus-Marketing studiert und spricht vier Sprachen - aber wie Szabo noch kein Deutsch. "Daran werden wir jetzt gezielt arbeiten", sagt die 24-Jährige. "Was sie verstehen will, versteht sie auch", grinst Palm, der trotz seiner Multi-Kulti-Miezen-Truppe mit Spielerinnen aus neun Ländern Wert darauf legt, dass Deutsch die offizielle Sprache bei der MJC ist. Derzeit arbeitet Tolic halbtags als Zimmermädchen in einem Hotel. "Wenn ich besser Deutsch kann, werde ich nach einem anderen Job Ausschau halten." Gleiches gilt für Sportlehrerin Szabo, die aus der Stadt Brasov stammt.
MJC-Vorstand Jürgen Brech hofft, dass Unternehmen den Verein in diesem Punkt unterstützen: "Bei uns gibt es keine Profis mehr. Daher suchen wir Firmen, die uns dadurch sponsorn, dass sie unseren Spielerinnen Arbeitsplätze anbieten, die auf den Sport abgestimmt sind. Wir haben eine Kooperation mit der Handwerkskammer, aber wir würden uns über noch mehr Firmen freuen, die diesem Beispiel folgen."
Sportlich haben Tolic und Szabo ihre Klasse bewiesen: "Beide bringen eine hohe Qualität mit", lobt Palm sein neues Rückraumduo. In der Vorbereitung haben beide ihre Fitness verbessert, Linkshänderin Szabo hat sich als beste MJC-Torschützin herauskristallisiert. Sie soll die ins schweizerische Thun abgewanderte Slowakin Lucie Weibelova ersetzen.
Die Integration in die neue Mannschaft ging schnell, betonen beide: "Die Atmosphäre im Team ist super", betont Tolic. "Wir wurden problemlos aufgenommen", ergänzt Szabo. Auch die Stadt Trier gefällt ihnen sehr gut. Und deswegen wollen sie die Miezen auch nicht als direktes Sprungbrett für eine Rückkehr in den Profihandball nutzen: "Wir wollen bleiben, mit Andy etwas bewegen und erfolgreich Handball spielen", sagt Tolic.
Dass die Fans Probleme damit haben könnten, dass das Gros des Kaders mit ausländischen Spielerinnen besetzt ist, sieht Palm nicht: "Wir arbeiten eng mit der zweiten Mannschaft zusammen, wollen auch mit anderen Vereinen aus der Region kooperieren."
Ein erstes Beispiel aus der Großregion sei Aaricia Smits aus Belgien. Künftig wollen die Miezen auch den luxemburgischen Handballverband beim Aufbau einer Frauen-Nationalmannschaft unterstützen. "Und mit der Handball-WM im Dezember wollen wir auch Werbung für uns machen, um viele Fans für die Miezen zu begeistern", sagt Palm.Extra: HANDBALL-WM IN TRIER: 5000 TICKETS VERKAUFT


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(BP) Rund 100 Tage vor dem Start der Frauen-Handball-Weltmeisterschaft in Deutschland haben sich bislang 100 000 Fans mit Karten eingedeckt. Das hat der Deutsche Handballbund (DHB) bekanntgegeben. Für die 15 Vorrundenspiele der Gruppe A in Trier zwischen dem 2. und 8. Dezember sind rund 5000 Karten verkauft oder reserviert worden. Dies teilte die Arena Trier auf TV-Anfrage mit. Für jedes der Spiele gehen etwas mehr als 2500 Karten in den Verkauf. "Wir hoffen auf 20 000 verkaufte Tickets", sagte Arena-Geschäftsführer Wolfgang Esser. Ab der kommenden Woche starten spezielle Verkaufsaktionen, zum Beispiel für Schulen. Für die drei Mittagspiele am 5., 7. und 8. Dezember (jeweils 14 Uhr) können sich Schulklassen Karten für fünf Euro pro Kind sichern.

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