Handballer stapeln vor WM-Achtelfinale tief

Granollers (dpa) · Aus müden Augen blickte Martin Heuberger am Samstag in die Kameras. Der 32:30-Coup gegen Titelverteidiger Frankreich am Vortag hatte dem Bundestrainer den Schlaf geraubt.

Ein Erfolg gegen den Olympiasieger, Vorrundenerster in der Gruppe A vor den Franzosen - für Heuberger ein geschichtsträchtiges Ereignis. „Für mich war es die kürzeste Nacht, seit wir hier in Spanien sind, trotz oder wegen des Sieges gegen Frankreich, der historische Dimensionen hat“, sagte der Bundestrainer kurz vor dem Verlassen des Team-Quartiers in Granollers.

Zwischen gepackten Taschen und auf dem Sprung in den Reisebus nach Barcelona mischten die deutschen Handballer den Rückblick auf die Glanztat gegen den Olympiasieger mit dem Ausblick auf das Achtelfinale. Im ersten K.o.-Spiel des Turniers muss das Team um Spielmacher Michael Haaß am Sonntag gegen Mazedonien seine WM-Reife ein weiteres Mal beweisen.

„Wir sind hier angereist als die Gurkentruppe vom Dienst, die hier vielleicht überhaupt keine Chance hat. Es gab Leute, die haben uns schon in der Vorrunde nach Hause geschickt. Doch jetzt haben wir Selbstbewusstsein getankt“, sagte der Göppinger, „das bringt aber alles nichts, wenn wir jetzt ein schlechtes Spiel im Achtelfinale machen. Wir brauchen keine Angst zu haben.“

Erstmals seit dem Halbfinale bei der Heim-WM 2007 hatten die deutschen Handballer Frankreich besiegt. „Was dieser Sieg wert ist, werden wir nach dem Spiel gegen Mazedonien wissen“, sagte Horst Bredemeier, Vizepräsident des Deutschen Handballbundes (DHB). Denn wie der Delegationsleiter fürchten alle im deutschen Tross weniger den nächsten Kontrahenten als die gestiegenen Erwartungen. „Man muss gerade in dieser Situation auf die Euphoriebremse treten“, sagte Haaß.

Nur nicht abheben, lautet jetzt der Leitspruch. Denn ungewollt hat der EM-Siebte die bisher so bequeme Rolle als Außenseiter verlassen. „So ein Sieg gibt natürlich Schwung. Aber wir dürfen jetzt nicht denken, wir sind die Besten“, sagte Kapitän Oliver Roggisch und fügte an: „Für mich geht das Turnier jetzt los. Was bis jetzt war, ist vergessen.“

Der Bundestrainer warnte davor, Mazedonien auf die leichte Schulter zu nehmen, nur weil man Frankreich geschlagen hat. „Wir dürfen jetzt nicht überheblich werden wegen des Sieges. Ich sehe uns nicht in der Favoritenrolle“, sagte Heuberger, der bei seinen Spielern einen gesteigerten Erfolgswillen ausgemacht hat: „Ich glaube, die Mannschaft hat jetzt Lunte gerochen. Da gibt es nur die Gefahr, dass wir jetzt überpacen. Wir müssen uns konzentriert vorbereiten auf Mazedonien.“

Dies stand mit dem ersten Training in Barcelona am Samstagnachmittag auf dem Programm. „Das wird ein kampfbetontes Spiel“, prognostizierte Spielmacher Martin Strobel. Dem Lemgoer ist noch gut das knappe 24:23 bei der EM im Vorjahr im serbischen Nis in Erinnerung. Und Mazedonien ist nicht allein durch den WM-Rekord-Torschützen Kiril Lazarov gefährlich, der in den fünf Vorrundenspielen 36 Treffer erzielt hat. „Die haben auch sehr bewegliche andere Rückraumspieler“, sagte Michael Haaß.

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