Mehr Zuckerbrot, weniger Peitsche

Morbach · Heimo Wagner hat nach einer langen Pause wieder als Trainer beim Handball-Verbandsligisten TV Morbach angeheuert. Hier sagt der 53-Jährige, was neu für ihn in der alten Umgebung ist.

 Zurück im Trainingsanzug: Heimo Wagner ist beim TV Morbach der neue, alte Übungsleiter. TV-Foto: Hans Krämer

Zurück im Trainingsanzug: Heimo Wagner ist beim TV Morbach der neue, alte Übungsleiter. TV-Foto: Hans Krämer

Foto: C.W (g_sport

Morbach Der neue, alte Bayern-Trainer Jupp Heynckes war vier Jahre raus aus dem Geschäft. Ein Grund, warum Skeptiker vor dessen Rückkehr in die Fußball-Bundesliga fragten, ob er es noch draufhat.
Heimo Wagner war noch länger nicht mehr im Trainerjob. Neun Jahre lang. Nun ist er zurück, als Handball-Übungsleiter beim TV Morbach. Hat er's noch drauf? Der Wiedereinstieg sei ihm nicht schwergefallen, sagt Wagner. "In puncto Taktik und Trainingsgestaltung brauchte ich keine Anlaufzeit. Etwas mehr reinfinden musste ich mich aber wieder in Sachen Menschenführung. Da brauche ich heute ein bisschen mehr Feingefühl, da die Spielergeneration eine andere ist." Das Motto: mehr Zuckerbrot, weniger Peitsche. Wagner: "Früher hatte der Trainer mehr Macht. Das hat sich geändert."
Wagner, aufgewachsen in der Nähe von Magdeburg und handballerisch ausgebildet worden bei der BSG Chemie Genthin, kam nach der Wende in die Region Trier. Im gelernten Job als Schlosser lief es nach der Wiedervereinigung schlecht, deshalb der Umzug. Verwandte an der Mosel und in der Eifel erleichterten den Neustart - und auch der Handball half, neuen Anschluss zu finden. Wagner, damals 27 Jahre alt, spielte zunächst in Bernkastel-Kues, danach folgten Stationen als Spielertrainer in Ulmen, Kaisersesch, beim SV Gerolstein und in Morbach. Beruflich fasste er zunächst als Drucker Fuß, heute ist er im Außendienst der Morbacher Firma Mettler Servicebund Fachberater für Kaffee und Kaffeemaschinen.
Der heute 53-Jährige musste nicht lange überlegen, als ihm erneut der Trainerjob beim TVM angedient wurde. "Es hat auch während der neunjährigen Pause immer wieder gekribbelt, aber zeitlich hätte es da nicht gepasst." Wagner ist keiner, der zwecks Trainingsmethodik die Handball-Literatur wälzt. Da vertraut er lieber seinem Bauchgefühl und greift auf Erfahrungen zurück, die er im damaligen DDR-Handball gemacht hat. Wagner: "Dort habe ich viel aufgesogen. Die DDR war damals eine Handball-Macht."
Ein Steckenpferd Wagners ist die aus dem ehemaligen Jugoslawien einst importierte 3:2:1-Abwehr, die der Trainer demnächst auch mal in Morbach ausprobieren will.
Der Saisonstart bei den Hunsrückern verlief holprig - deshalb ist laut Wagner für Freitag eine längere Teamsitzung anberaumt. "Die Einstellung der Jungs ist top, doch es fehlt an Cleverness. Da müssen wir ansetzen", sagt der 53-Jährige.
Heynckes soll bei Bayern München bis Saisonende aushelfen. Wagner will in Morbach länger bleiben: "Wir haben jetzt erstmal zwei Saisons ins Auge gefasst. Aber ich hätte nichts dagegen, wenn ich auch darüber hinaus mit den Jungs arbeiten könnte."

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